Die tiefschürfenden Analysen spart sich Raphael Wicky auf bis es dann im Old Trafford losgeht mit der Champions League. Am Tag nach der Auslosung der Gruppen war dem Cheftrainer des FC Basel noch nicht viel zu entlocken.
Zu klar scheint die Ausgangslage, zu wenig überraschend die Poule. Am Minimalziel hält Wicky aber unerschütterlich fest: «Wir wollen europäisch überwintern.»
Es ist der Satz, den auch Urs Fischer vor ungefähr einem Jahr formulierte und der dann ein leeres Versprechen blieb – weil der FC Basel gegen die Top-Teams aus Paris und London nichts zu melden hatte und über beide Spiele gesehen auch gegen Ludogorets Rasgrad den Kürzeren zog. Wicky weiss, dass seinem Team die entscheidenden Duelle gegen den nominell schwächsten Gruppengegner nicht mehr entgleiten dürfen, so er die eigenen Ambitionen denn erfüllen will. Bloss heisst der direkte Kontrahent um Platz drei heuer ZSKA Moskau und nicht Ludogorets Rasgrad.
Die Plätze der Teams aus der Gruppe A im aktuellen UEFA Ranking
10. Benfica Lissabon: 87’899 Punkte
16. Manchester United FC: 78’449 Punkte
24. FC Basel: 61’000 Punkte
42. ZSKA Moskau: 36’556 Punkte
Rasgrad liegt in diesem Ranking auf Platz 50 und ist damit – zumindest in Zahlen ausgedrückt – leicht schwächer einzustufen als der Hauptstadtclub aus Russland. Dies zur Illustration der leicht verschärften Konkurrenz in der aktuellen CL-Saison.
Wicky betont denn auch, wie schwer das Gesamtpacket wiegt, das dem FC Basel in Monaco von den Zeremonienmeistern Andrij Schewtschenko und Francesco Totti geschnürt wurde: «Es gibt in dieser Kampagne keine einfachen Gegner, wir haben sicher eine attraktive aber auch eine sehr, sehr schwere Gruppe erwischt.»
Einen kurzen Rückblick gönnt sich der FCB-Cheftrainer auf seine eigene Erfahrung mit einem der Kontrahenten, nämlich ebenjene Russen, gegen die er als Spieler des Hamburger SV 2006 mit 0:1 verloren hatte. Wicky stand damals in Moskau auf einem Flickenteppich aus Kunst- und Naturrasen, «ein kurioser Platz» erinnert er sich. «Schon damals hatte der Club sehr potente Geldgeber und das Team war eine zusammengewürfelte Truppe aus teuren Spielern aus dem Ausland, vor allem Brasilianern.»
Über die aktuelle Situation sage das selbstredend wenig, betont Wicky. Ausser die weiten Wege zwischen Flughafen, Hotel und Stadion, die seien wohl noch dieselben.
Dann wandern seine Gedanken nach England und Manchester, das für ihn, «und sicher für alle die den FC Basel unterstützen und begleiten», ein absolutes Traumlos sei. Der FCB wird die Kampagne auswärts gegen die «Red Devils» eröffnen, was eine Chance sein kann.
«Wir gehen nach Manchester und haben da erst einmal nichts zu verlieren», sagt Wicky, der sich punkto Kräfteverhältnisse nichts vormacht: «Diese Mannschaft ist in Top-Form, sie verfügt über unglaublich viel Geld und hat dieses Geld auch ausgegeben, das sind einfach andere Massstäbe. Wir werden in diesen beiden Spielen auch das Wettkampfglück auf unserer Seite brauchen.»
Angesprochen auf den Gegner aus Portugal greift Wicky ebenfalls in die Zahlenkiste und nennt insbesondere die vier Meistertitel en Suite, die Benfica Lissabon zuletzt gewonnen habe. »Aber auch sonst ist diese Mannschaft hervorragend aufgestellt und gerade hier in Basel können sich viele an die Auftritte von 2011 erinnern. Das spricht für sich.»
Nach der CL-Auslosung ist vor der Partie gegen Sion
Nachfragen taktischer Natur wehrt Wicky ab. Dafür sei es einfach zu früh, zumal den FC Basel am Sonntag ein schweres Spiel erwartet. Mit persönlicher Nostalgie oder aufflammenden Heimatgefühlen habe das nichts zu tun, sagt der Trainer mit Walliser Wurzeln, sondern mit dem Gegner und dessen Spielstätte. Der FCB hat die letzten neun Liga-Spiele in Sion gewonnen. Trotzdem betont Wicky: «Das Tourbillon ist und bleibt eine Burg».
Für den FC Basel wird es darum gehen, den schwachen Eindruck zu korrigieren, den er in der Partie gegen den FC Lugano hinterlassen hat. Wicky hat sich im Nachgang der Partie den einen oder anderen Spieler zur Brust genommen und beispielsweise Oberlin zu teamdienlicherem Spiel ermahnt. In erster Linie macht er aber das Kollektiv verantwortlich: «Gegen Lugano waren wir technisch nicht gut. Du darfst als Spieler mal den Ball verlieren, aber dann musst du auch rennen. Über 90 Minuten ist mir das gegen Lugano zu wenig passiert.»
Bis auf Geoffroy Serey Dié, der aus familiären Gründen an der Elfenbeinküste weilt, steht dem FCB-Trainer das ganze Kader zur Verfügung. Bua ist nach seiner Muskelverhärtung wieder fit und dürfte von Beginn weg auflaufen. Eine mögliche Startformation könnte demnach lauten:
Tomas Vaclik (Torhüter); Manuel Akanji, Marek Suchy, Eder Balanta; Luca Zuffi; Michael Lang, Mohamed Elyounoussi, Taulant Xhaka, Renato Steffen; Kevin Bua, Ricky van Wolfswinkel.