Sir Alex’ Sinn für Stolz und Geschichte

Ein Ausscheiden in Basel wäre nichts weiter als eine riesige Blamage für Manchester United. Alex Ferguson vertraut ganz auf die Erfahrung seiner Mannschaft in grossen Spielen.

Nimmermüde in Manchester: Alex Ferguson, seit 25 Jahren Trainer der Roten Teufel.. (Bild: Keystone)

Ein Ausscheiden in Basel wäre nichts weiter als eine riesige Blamage für Manchester United. Alex Ferguson vertraut ganz auf die Erfahrung seiner Mannschaft in grossen Spielen.

Alex Ferguson war die Sache eher unangenehm. Anstatt sich für sein 25-jähriges Amtsjubiläum feiern zu lassen, regte er sich – mit gespieltem Zorn – lieber auf darüber, dass ihm sein Assistenztrainer nichts von der grossen Überraschung verraten hatte. «Mike Phelan hat mir verdammt noch mal nichts gesagt, der Mann ist gefeuert!» sagte Ferguson und lachte, als die Gegengerade des Old Trafford am 6. November diesen Jahres vor seinen Augen in den «Sir Alex Ferguson Stand» umbenannt wurde.

Humor ist auf der Insel eine beliebte Methode, um von grösseren Emotionen abzulenken. Exakt einen Monat nach seinem «Silver Jubilee» bei United wird Sir Alex im Falle einer Niederlage gegen den FC Basel aber kaum zu Scherzen aufgelegt sein. Für den 69-Jährigen, der jeden Misserfolg in der Champions League äusserst persönlich nimmt, steht viel auf dem Spiel.

Geschichte soll sich nicht wiederholen

Ein Aus in der Gruppenphase würde für den Verein, der sich auf einer Stufe mit Real Madrid und Barcelona sieht, einer grossen Blamage gleichkommen. «Es gibt noch ein paar Spieler im Kader, die sich an die Enttäuschung von 2005 erinnern. Wir wollen auf keinen Fall, dass sich die Geschichte wiederholt», sagt Mittelfeldspieler Darren Fletcher. Vor sechs Jahren scheiterte der Rekordmeister erst zum zweiten Mal nach 1994/95 wieder in der Gruppenphase.

Und so musste Ferguson am Dienstag den mitgereisten englischen Journalisten vor allem eines nehmen: Die Sorge, seine Spieler  könnten in Basel in irgendeiner Weise unter Druck stehen. «Die Mannschaft stand in den letzten Jahren in vielen grossen Spielen. Diese Erfahrung wird ihr helfen, genauso wie die sehr gute Serie, die wir auswärts haben. Und ich hoffe, das wird sich in Basel bestätigen.» Seit 2007 hat Manchester von 23 Auswärtspartien lediglich eine verloren.

Mehrfache Besuche in Basel

Ferguson klammert sich aktuell an dem souveränen, wenn auch glanzlosen 1:0-Sieg am Wochenende bei einem allerdings harmlosen Aston Villa fest. Mit einer Spielkontrolle wie in Birmingham gedenkt er auch den FC Basel in Schach halten zu können. Beim 3:3 in Old Trafford sei seine Mannschaft verschwenderisch mit ihren  Torchancen umgegangen. Wie ernst Ferguson den Schritt in die Knockout-Phase nimmt, belegt seine Spielvorbereitung: Dreimal war er selbst im Joggeli, um den FCB zu beobachten, noch öfter sein Bruder Martin (68), der als Scout für ManU arbeitet.

Dimitar Berbatow blieb am Dienstag in Manchester und verlängerte die Absenzenliste (siehe hier). Dass ihm ohne den gesperrten Mittelfeldstrategen Michael Carrick nur noch limitierte Optionen zur Verfügung stehen, bezeichnete Ferguson als Quatsch: «Wir sind eine starke Mannschaft.» Mit «ungefähr 30 Nationalspielern», wie FCB-Trainer Heiko Vogel hochrechnete.

Young: «Gefährlich auf Unentschieden zu spielen»

Vergangene Woche, im Liga-Cup gegen Crystal Palace, standen auch neun Internationale in einem B-Team auf dem Platz – doch der Renommierclub unterlag dem Unterklassigen mit 1:2. Ferguson entschuldigte sich hinterher bei den Fans und schrieb seinen Spielern ins Stammbuch: «Wir haben unseren Stolz und unsere Geschichte zu verteidigen. Jedes Mal. Das haben wir vermissen lasen.» Palace-Coach Dougie Freedman hatte eine wenig schmeichelhafte Erklärung: «Wir haben nicht durch eine taktische Meisterleistung gewonnen, sondern weil wir hungriger waren und leidenschaftlich gespielt haben.»

Ashley Young, der am 27. September mit dem Ausgleichstor in der 90. Minute Manchester das 3:3 gegen den FCB gerettet hatte, sieht dem Mittwoch in Basel nüchtern entgegen: «Wir haben es immer noch in eigenen Händen, uns zu qualifizieren. Aber es wäre gefährlich zu denken, dass uns schon ein Unentschieden reicht.»

Tritt das für Manchester Unvorstellbare ein, besteht man im St. Jakob-Park nicht, stünde im neuen Jahr die Europa League auf dem Programm – mehr Schande als Trostpreis aus Sicht der Red Devils und Ferguson. Sie spielten zuletzt vor sechzehn Jahren im Vorläuferwettbewerb, dem Uefa-Cup. Nach einem 0:0 und 2:2 gegen den russischen Vertreter Rotor Wolgograd war bereits in der ersten Runde Schluss.

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