So hat sich Manchester City für Guardiola herausgeputzt

Seit 2012 bemühte sich Manchester City um Pep Guardiola und hat den Club für den erfolgreichen Spanier möglichst attraktiv gemacht. Jetzt ist der Vertrag unterschrieben.

Der neue und der alte Trainer: Pep Guardiola (rechts) löst Manuel Pellegrini bei Manchester City ab. (Hier bei einem Champions-League-Spiel zwischen City und Bayern München 2014.)

(Bild: SVEN HOPPE)

Seit 2012 bemühte sich Manchester City um Pep Guardiola und hat den Club für den erfolgreichen Spanier möglichst attraktiv gemacht. Jetzt ist der Vertrag unterschrieben.

Manchester City war auf die Wucht der eigenen Nachricht nicht vorbereitet. Am Montag um 13.25 Uhr brach die Internetseite des Premier-League-Clubs unter dem globalen Andrang zusammen und blieb eine gute Stunde lang unerreichbar. Minuten zuvor hatte City die Verpflichtung von Pep Guardiola als neuen Trainer ab der Saison 2016/17 vermeldet. Der Spanier erhält einen Dreijahresvertrag im Etihad-Stadion.

Unerwartet kam nicht die Personalie selbst, sondern der Zeitpunkt der Mitteilung. Am sogenannten Transfer Deadline Day, dem letzten Tag der Spieler-Wechselperiode, laufen in der Premier League traditionell die Drähte heiss; Radio, Sport-Fernsehen und Online-Portale berichten im Sekundentakt über die letzten Gerüchte und Deals. Doch die offizielle Bestätigung von Guardiolas Engagement am Montag machte den Sensationswert aller Gerüchte über Ein- und Verkäufe in der reichsten Liga der Welt unverzüglich zunichte.

Man City wollte offensichtlich nicht nur vorzeitig den Wunschtrainer präsentieren, um den amtierenden Trainer Manuel Pellegrini und die Spieler «von der unnötigen Bürde der Spekulationen zu befreien», wie es im Communiqué blumig hiess. Gleichzeitig wollte man auch der Konkurrenz gepflegt die Show stehlen.

Alte Bekannte aus Barcelona

Nach ersten Reaktionen zu urteilen gelang dieser doppelte Coup. «Peps Unterschrift bei City hat mir den ganzen Tag kaputt gemacht,» klagte Rio Ferdinand, der ehemalige Verteidiger von Lokalrivale Manchester United. «Seine Bilanz bei Barca und Bayern ist unglaublich. Wenn er nur ansatzweise auf dieses Leistungsniveau kommt, sind Tränen angesagt.»

Der seit 2008 von Scheich Mansour aus Abu Dhabi finanzierte Verein gesteht ein, sich schon 2012 um Guardiolas Dienste beworben zu haben. «In den vergangenen Monaten» habe man die Verhandlungen mit dem Coach neu aufgenommen und abgeschlossen.

Sportdirektor Txiki Begiristain und Geschäftsführer Ferran Soriano, die wichtigsten Entscheidungsträger bei den Hellblauen, sind alte Vertrauensmänner des Erfolgstrainers aus gemeinsamen Barcelona-Tagen. Das dürfte bei Guardiolas Wahl zwischen vielen interessierten englischen Clubs – Chelsea und Manchester United hätten ihn mit Kusshand genommen – den Ausschlag gegeben haben.

Jüngere und schnellere Spieler

Wie Citys expliziter Hinweis auf frühere, erfolglose Bemühungen um Guardiola beweist, sind die Bosse mächtig stolz auf ihre Arbeit, die mit dem «Yes» aus Peps Mund geadelt wird. Begiristain und Soriano haben den finanzgewaltigen Verein seit Herbst 2012 so vernünftig aufgestellt, dass Nachwuchsförderung und Kadergestaltung nun selbst den höchsten Ansprüchen der Taktik-Koryphäe aus Santpedor genügt.

Guardiolas Vorstellungen flossen dem Vernehmen nach schon in die Verpflichtung von jüngeren, schnellen Spielern wie Kevin De Bruyne (Wolfsburg) und Raheem Sterling (Liverpool) im vergangenen Sommer ein. Bis er seinen Dienst im Juli antritt, wird City die Mannschaft weiter geflissentlich umbauen: Der Trend geht dabei weg von übertrainierten Muskelpaketen, hin zu filigraneren Vertretern der Kunst.

Als besonders gefährdet im aktuellen Ensemble gilt deswegen Yaya Touré, 32. Guardiola hatte den riesigen, meist im mittleren Dampfschiff-Tempo über den Platz tuckernden Ivorer schon bei Barcelona ausgemustert. «Ich kenne seine Pläne nicht, aber natürlich machen wir uns Sorgen, dass Yaya draussen ist, falls Pep kommen sollte», sagte Tourés Berater Dimitry Seluk vor drei Wochen.

Pellegrini begrüsst sauberen Schnitt

Aus Furcht vor einer möglichen Begegnung mit dem FC Bayern in der Champions League und etwaigen Komplikationen wollte man in Manchester den Trainerwechsel erst gegen Ende der Saison bekannt geben. Doch wie man am Montag erfuhr, hat der aktuelle Trainer Pellegrini auf öffentliche Klarheit gedrängt.

Der 62-Jährige hatte seinen Vertrag im August um ein Jahr bis 2017 verlängert, allerdings nur auf Abruf – das Papier enthalte gegenseitige Ausstiegsklauseln, verkündete er heute auf einer kurzen Pressekonferenz. «Nichts ist hinter meinem Rücken passiert, ich war seit einem Monat informiert und habe dem Verein vor zwei Wochen gesagt, dass ich heute meinen Abschied erklären werde», sagte der Chilene, wie immer völlig gefühlsneutral. «Das ständige Gerede (um meine Position) war nicht gut. Ich bevorzuge, dass es so aufhört.»

Nächster Artikel