So jung spielte der FCB in dieser Saison

Wie im neuen Konzept vorgesehen hat der FC Basel in dieser Saison den Jungen wieder mehr Spielzeit gegeben. Die Daten zeigen aber auch: Im Ligavergleich sticht die Jugendförderung beim FCB noch nicht heraus. Dafür wird klar, warum die Young Boys Schweizer Meister geworden sind.

Fast 16 Lebensjahre liegen zwischen Serey Dié (links) und dem gerade 18 gewordenen Noah Okafor.

Wann immer Bernhard Burgener von der ersten Saison des FC Basel unter seiner Führung spricht, darf eine Zahl nicht fehlen: die Einsatzminuten der jungen Spieler. Der Klubpräsident, ohnehin ein Mensch der Zahlen, rechnet jeweils vor, wie viel häufiger die Jungen zum Einsatz gekommen sind im Vergleich zum Vorjahr. Und er nutzt jeden Anlass, die Geschichte der rotblauen Jugend in den letzten Jahren zu erzählen.

In Zahlen sieht diese Geschichte folgendermassen aus:

Einen Jugend-Rekord erlebte der FC Basel in der Saison 2010/11. Über ein Drittel der Einsatzzeit (36 Prozent) verteilte sich auf Spieler, die 21 Jahre alt oder jünger waren.* Damals kamen Xherdan Shaqiri (18) und Granit Xhaka (17) zusammen auf über 70 Einsätze, Jacques Zoua (18) oder Samuel Inkoom (21) trugen ebenfalls einen Grossteil zu dieser stolzen Marke bei.

In den Jahren danach wurde die Einsatzzeit der Jungen stetig weniger und die Durchlässigkeit vom Campus in die erste Mannschaft Saison für Saison geringer. In der Saison 2016/17, der zweiten unter Trainer Urs Fischer, war schliesslich der Tiefststand erreicht.

Der FCB hatte eine Vielzahl an Nationalspielern im Kader. Die Jungen kamen kaum mehr an diesen gestandenen Profis vorbei. Einzig Manuel Akanji und Mohamed Elyounoussi, beide selbst bereits Nationalspieler, schafften es aus dieser Altersklasse regelmässig zum Einsatz.

Der Erfolg stand der Jugend im Weg

Das letzte Kader unter der alten Führung war eine Garantie für nationalen Erfolg. Der FCB wurde unter Fischer so früh Meister wie noch keine Mannschaft zuvor und stellte mit 86 Punkten und 92 erzielten Toren Rekorde auf in der Super League. Aber all dies eben auch auf Kosten der Jugend. Und dieser Entwicklung wollte die neue Führung Einhalt gebieten.

In der Saison 2017/18 unter Raphael Wicky hat der FCB erstmals seit acht Jahren keinen Titel mehr gewonnen. Doch er scheint zumindest in Sachen Jugendförderung einen ersten Schritt in Richtung Kehrtwende geschafft zu haben: 19 Prozent der Einsatzminuten in allen Wettbewerben verteilt sich auf Spieler bis 21 Jahre, allen voran auf Blas Riveros, Raoul Petretta, Dimitri Oberlin und den eigenen Junior Albian Ajeti. Das sind fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein Ziel der neuen Führung ist die Verjüngung des Kaders, entsprechend darf sie sich über die Entwicklung freuen. Auf ihrer ersten Saison ausruhen kann sie sich jedoch nicht. Noch immer liegt der FCB hinter dem Durchschnitt der letzten 15 Saisons zurück: Seit der Einführung der Zehnerliga verteilt er über alle Wettbewerbe gesehen durchschnittlich 20 Prozent der Einsatzzeit auf Spieler bis 21 Jahre.

Ein erster Schritt zur Jugendförderung

Wenn man nur die Spiele in der Super League zum Massstab nimmt, dann liegt der FCB unter dem Ligadurchschnitt, was den Einsatz der Jungen betrifft. Spieler bis 21 Jahre standen in einer Super-League-Mannschaft durchschnittlich 7468 Minuten auf dem Platz, beim FC Basel sind es 6599 Minuten.

Im Vergleich des Zweiten FC Basel und dem Meister Young Boys fällt zweierlei auf. Erstens: Beide Teams verteilen praktisch gleich viel Einsatzzeit auf den Mittelbau des Kaders – hier definiert als Spieler zwischen 22 und 28 Jahren.

Zweitens: Ein klarer Unterschied zeigt sich bei der Einsatzzeit der Jungen im Verhältnis zu derjenigen der Routiniers. Der Berner Meistertrainer Adi Hütter gewährte der Jugend (bis 21 Jahre) deutlich weniger Einsatzzeit als den Routiniers (ab 29 Jahren). Sein Antipode Raphael Wicky vertraute derweil den Jungen über 50 Prozent mehr Einsatzzeit an als den Routiniers.

Beim FC Luzern haben die Jungen mehr als dreimal so viel Einsatzzeit wie die Routiniers. Hinter den Zentralschweizern führt in dieser Hinsicht der FC Basel das Feld an. An dessen Ende stehen nur drei Mannschaften, die den Routiniers mehr Einsatzzeit gewähren als den Jungen: die Young Boys, der FC Lausanne-Sport und der FC Lugano.

Ein wesentlicher Grund, warum die Young Boys nach acht Jahren die Basler Dominanz durchbrochen haben, ist die Konstanz. Kein Trainer hat in der Super League auf weniger Spieler gesetzt als Adi Hütter. 23 kamen zum Einsatz, während beispielsweise Basels Trainer Raphael Wicky auf 30 Spieler setzte. Nur der FC Sion (37) und die Grasshoppers (34) haben mehr Spieler eingesetzt.

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