In Italien verdichten sich Meldungen, wonach Paulo Sousa neuer Trainer bei Sampdoria Genua werden soll. Beim FC Basel haben weder Trainer noch der Serie-A-Club bisher offiziell angeklopft. Die TagesWoche weiss von einer Rom-Reise Sousas, just am Tag einer Strategiesitzung der Sampdoria-Spitze in der Hauptstadt.
Sampdoria Genua buhlt weiter um Paulo Sousa. Laut italienischen Medienberichten wird der Trainer des FC Basel von der Vereinsführung als idealer Nachfolger von Sinisa Mihajlovic erachtet, der die Norditaliener seit Herbst 2013 trainiert. Die Gerüchte um Sousa und Sampdoria erhalten seit zwei Wochen, als das Interesse erstmals durchdrang, fast täglich neue Nahrung.
An diesem Montag meldet «Tuttosport», Samp-Präsident Massimo Ferrero sei «abflugbereit», um mit seinem Trainer-Wunschkandidaten über Details einer Zusammenarbeit zu reden.
Aus verlässlicher Quelle weiss die TagesWoche, dass Paulo Sousa am Montag voriger Woche nach Rom gereist ist. Das muss nichts heissen, könnte aber darauf hindeuten, dass sich der Portugiese nach wie vor für das Land interessiert, wo er sich als Champions-League-Gewinner mit Juventus Turin (1995) und später bei Inter Mailand (1998/99) einen Namen gemacht hat.
Der Zufall von Rom
Am Tag darauf, am Dienstag, 21. April, berichtete die «Gazzetta dello Sport» unter dem Titel «Steigende Nachfrage nach Paulo Sousa» von einem strategischen Treffen der Sampdoria-Spitze. Präsident Massimo Ferrero, ein exzentrischer Filmproduzent, habe dafür seine engsten Berater um sich geschart und die Pläne für sein Fussball-Projekt verfeinert. Dieses Treffen fand nach den Informationen der Zeitung an jenem Montag in Rom statt, als Paulo Sousas Swiss-Flug LX 1736 um Viertel nach zwei in Rom-Fiumicino aufsetzte.
Das kann alles Zufall sein, aber an jener Zusammenkunft scheinen die Verantwortlichen bei der Trainerfrage den Kreis eingeengt zu haben.
Der Mann, der sich für Paulo Sousa interessiert: Samp-Präsident Massimo Ferrero (links), hier neben seinem aktuellen Trainer Sinisa Mihajlovic. (Bild: Imago)
Als ein Kandidat wird Marcelo Bielsa genannt. An den Argentinier heranzukommen wird jedoch als «kompliziert» beschrieben. «El loco» (der Verrückte) trainiert derzeit Olympique Marseille. In der blumigen Sprache des italienischen Sportjournalismus nennt die «Gazzetta» die Strasse von Genua zu Paulo Sousa hingegen: befahrbar.
Sousa: «Wir wissen nicht, was in der Zukunft passiert»
Beim FC Basel ist man derzeit auch nur auf dem Stand der Medien-Berichterstattung. «Offiziell haben wir nichts gehört, weder von unserem Trainer noch von Sampdoria», sagt Sportdirektor Georg Heitz.
Am Freitag der vorvergangenen Woche, als sein Name erstmals mit Sampdoria in Verbindung gebracht wurde, hatte Sousa öffentlich Stellung genommen. «Ich fokussiere mich auf den FC Basel und auf die wichtigen Ziele, die wir gemeinsam erreichen wollen», sagte er, sprach davon, auch für die nächsten zwei Jahre Trainer des FCB zu sein (sein Drei-Jahres-Vertrag läuft bis 2017), er sagte aber auch: «Wir wissen nicht, was in der Zukunft passiert, niemand kann nichts versprechen. Was ich versprechen kann, ist, dass ich hart für meinen Club arbeiten werde, damit wir alle unsere Ziele erreichen.»
Ein Bekenntnis zum FCB ohne Wenn und Aber war das nicht. Damals, an einem Freitag, legte Sousa noch Wert darauf, dass er mit niemandem von Sampdoria gesprochen habe. Der Trip nach Rom erfolgte drei Tage später.
Der Samp-Emissär im St.-Jakob-Park
Wie die «Gazzetta dello Sport» schildert, sass am 12. April Riccardo Pecini, ein Sampdoria-Scout, auf der Tribüne des St.-Jakob-Parks. Der Emissär konnte nach Rückkunft an die ligurische Küste von einem eindrücklichen 5:1-Heimsieg des FCB gegen den FC Zürich erzählen. Offenbar passt Sousa mit seinem Fussballstil in das Wunschschema von Sampdoria.
Unter Ferreros Präsidentschaft seit 2013 und unter dem Serben Sinisa Mihajlovic haben sich die Blucerchiato ins Gedächtnis zurückgespielt, belegen aktuell den fünften Platz, und zumindest die Qualifikationstour zur Europa League kann in dieser Saison erreicht werden. Aufsehen erregte Sampdoria, das in den letzten zwei Jahrzehnten zweimal in die Serie B abgestiegen war und erst 2012 in die Serie A zurückkehrte, im Winter durch die Verpflichtung des kamerunischen Stars Samuel Eto’o.
Der 63-jährige, gebürtige Römer Ferrero, wegen seines losen Mundwerks auch «Er Viperetta» (die kleine Giftschlange) genannt, hat grosse Pläne in Genua. Bei Amtsantritt 2013 versprach er «grossartige Siege und Erfolge» und im Herbst, nach der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte, sprach er bereits vom Scudetto, dem Titelgewinn.
FCB-Präsident Bernhard Heusler (links) mit Trainer Paulo Sousa und Sportdirektor Georg Heitz im September 2014 auf der Heimreise nach der Champions League bei Real Madrid. (Bild: Meinrad Schön)
Und in Basel hat Sousa mit den Achtelfinals in der Champions League bereits die Grenze des Vorstellbaren geschafft, die Meisterschaft ist zum Greifen nahe, und im Cupfinal am 7. Juni kann Paulo Sousa mit dem FC Basel schon im ersten Jahr alles gewinnen, was es in der Schweiz zu gewinnen gibt.
Sousas unstete Vita und Basels Trainergalerie
Dass der 44-Jährige nach einem Jahr in Basel bereits weiterziehen könnte, würde angesichts der Vita als Spieler und Coach nicht verwundern. Der FCB ist seit 2008 bereits seine sechste Trainerstation.
Erliegt Sousa tatsächlich den Avancen der Italiener, müsste der FCB sich abermals auf die Suche nach einem Chefcoach machen. Anschliessend an die Christian-Gross-Ära wäre es nach Thorsten Fink, Heiko Vogel, Murat Yakin und Paulo Sousa bereits der fünfte neue Trainer in sechs Jahren.