Springreiter gehen lieber nach Magglingen als ins unwegsame Gelände

Martin Fuchs, der am CSI Basel zu den talentiertesten jungen Schweizer Startern zählt, hat als erster Springreiter die Sportler-Rekrutenschule absolviert. Trainsoldat zu werden, kam nicht in Frage. Dass früher auch dieser Weg kein Hindernis für eine Spitzenreiter-Karriere war, beweist der 30 Jahre ältere Pius Schwizer.

Trainsoldat im Einsatz, Schweizer Armee (Bild: Adrian Fuchs)

Martin Fuchs, der am CSI Basel zu den talentiertesten jungen Schweizer Startern zählt, hat als erster Springreiter die Sportler-Rekrutenschule absolviert. Trainsoldat zu werden, kam nicht in Frage. Dass früher auch dieser Weg kein Hindernis für eine Spitzenreiter-Karriere war, beweist der 30 Jahre ältere Pius Schwizer.

Martin Fuchs kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er auf der Tribüne der Basler St.-Jakobshalle zu einer Übertreibung ansetzt: «Das ist 100 Jahre her», scherzt der 22-jährige Springreiter und deutet damit an, dass seine Situation nicht mit derjenigen von Pius Schwizer vergleichbar ist.

Fuchs hat in seiner Karriere Möglichkeiten, die Schwizer noch nicht hatte. Unter anderem, was den Militärdienst angeht.

Der junge Zürcher, der am CSI Basel zu den Schweizer Startern bei den höchstdotierten Prüfungen gehört, hat in Magglingen die Rekrutenschule für Spitzensportler absolviert. Eine solche gab es zu Zeiten Schwizers, der 30 Jahre älter ist als Fuchs, noch nicht.

Zwei Figuren, zwei Epochen

Das ist ein Indiz für eine Entwicklung – und die beiden Sportler stehen stellvertretend dafür: Das Springreiten ist professioneller geworden. Vor allem auch, was die Athletik der Reiter betrifft. Ihr wird eine immer grössere Rolle beigemessen, auch wenn der erste Athlet weiterhin das Pferd sei, wie beispielsweise Rogier van Iersel, Equipenchef der Saudi-Arabischen Springreiter und Turnierleiter des CSI Basel, sagt.

An seiner Physis arbeitet Fuchs nicht nur während der gemeinsamen Stunden im Kraftraum mit Olympiasieger Steve Guerdat, sondern auch in den 18 Wochen in Magglingen. Die Armee stellte ihm einen persönlichen Trainer zur Verfügung, mit dem der Sohn des mehrfachen Europameisters Thomas Fuchs gezielt an den Problemen und Schwachstellen seines Körpers gearbeitet hat.

Optimale Bedingungen

«Für viele Reiter ist die Sportler-RS allerdings keine Option, weil sie in dieser Zeit die Pferde weiterhin reiten müssten. Zwar gibt es Pausen, aber die Tiere brauchen eigentlich jeden Tag Programm», sagt Fuchs und schildert die vorteilhafte Konstellation in seiner Familie, die ihm die Sportler-RS erst ermöglichte: «Ich habe mit meinen Eltern und meiner Freundin Menschen an meiner Seite, die das Reitern der Pferde in meiner Abwesenheit übernehmen können.»

Fuchs ist der erste und bisher einzige Springreiter in der Sportler-RS. Und hätte Pius Schwizer damals diese Möglichkeit gehabt, er hätte sie auch genutzt, wie er selbst sagt.

Der Mann, gelernter Metzger, ehemaliger Fussballer in der 1. Liga, Gewinner eines Halbmarathons und inzwischen Europameister und Olympiamedaillengewinner im Springreiten, entschied sich schliesslich, seine Zeit beim Militär wenigstens mit Pferden zu verbringen. Als Trainsoldat.

Trainsoldat im Einsatz, Schweizer Armee

Montavon ist als Oberst Chef des Veterinärdienstes der Armee. Und beim CSI Basel amtet mit Markus Müller ein ehemaliger Trainsoldat als FEI-Veterinär. Die Armee ist in der Schweizer Springreiterszene also weiterhin vertreten.

Es erstaunt aber angesichts des bestätigten ausbleibenden Nutzens nicht, dass keiner der Spitzenreiter mehr in dieser Abteilung eingeteilt ist. Den Athleten scheint nur die Sportler-RS einen Mehrwert zu bieten. 

Das hat neben den gezielten Arbeiten an der Physis vor allem mit der zeitlichen Flexibilität zu tun. «Während rund 30 Wochen pro Jahr bin ich von Mittwoch bis Sonntag an den Turnieren», sagt Fuchs. Sein Glück war, dass die Armee seinem Wunsch, nur am Montag und Dienstagmorgen in Magglingen zu sein, entgegenkam.

Schwieriger wird die Planung für Fuchs, dessen Bruder Adrian Trainsoldat ist, während der Wiederholungskurse. Der junge Reiter, der 2014 den Grand Prix am Fünfsterne-Turnier in Paris gewonnen hat, macht deswegen ein besorgtes Gesicht. «Ich muss meine Position im Weltranking halten oder verbessern, um Einladungen an die grossen Turniere zu erhalten. Wenn ich dann wegen des Militärs einen Monat nicht mitreite, dann falle ich zurück», sagt Fuchs und rechnet vor: «So kann man die Arbeit eines Jahres schnell in einem Monat wieder verlieren.» Fuchs will das Problem zusammen mit der Armee vor den Wiederholungskursen klären.

Professionelle Planung ist das A und O

So detailliert plante Schwizer zu seiner Zeit noch nicht. «Dann ging man halt mal zwei, drei Wochen nicht an die Turniere», erinnert sich der 52-Jährige. Allerdings ritt er damals an regionalen Prüfungen, und die Anlässe waren noch nicht so zahlreich wie heute.

Die vorausblickenden Gedanken von Fuchs, der neun der kommenden zehn Wochen an Turnieren verbringt, zeigen, dass junge Reiter ein zunehmend professionelles Verständnis für ihre Karriereplanung haben. «Das ist eine ganz andere Generation als wir früher», sagt Schwizer, der nach der Schule zu Hause auf dem Bauernhof mithalf und sich das Reiten mitunter durch Abschauen bei den guten Reitern selbst beigebracht habe.

Schwizers Trophäen beweisen, dass die Gegebenheiten von einst kein Hindernis für eine erfolgreiche Karriere im Springreiten sind. Fuchs’ Bewusstsein für seinen Körper und ein möglichst lückenloses Arbeiten mit den Tieren weisen hingegen darauf hin, dass mit den Methoden der jungen Reiter von damals heute wohl nichts mehr zu holen wäre.

Die Zeiten haben sich geändert. Und dazu gehört auch, dass ein Spitzenreiter heute in Magglingen an seinem Körper arbeiten kann, während einige von ihnen früher im unwegsamen Gelände Transportdienste für die Armee übernommen haben.

CSI Basel, 8. bis 11. Januar, St. Jakobshalle Basel

Programm und Resultate
(» zu den detaillierten Resultaten)

Donnerstag

Profis
:
Die Goldene Trommel von Basel. Int. Springprüfung mit Stechen (1.55 m). CSI5*. Sieger: Gregory Wathelet (BEL) auf Conrad de Hus
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*. Sieger: Olivier Philippaerts (BEL) auf King de Papignies Z
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.40 m). CSI5*. Sieger: Werner Muff (SUI) auf Gertje vh Scheefkasteel

Amateure
:
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.30 m). Siegerin: Iris Gautschi (SUI) auf Naiade d’Auvers
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (Hindernishöhe: 1.20 m). Siegerin: Stephanie Breitenstein (SUI) auf Louisiana B

Freitag

Profis:
Int. Springprüfung mit Stechen (1.55 m). CSI5*. Sieger: Daniel Deusser (GER) auf Espyrante
Int. Punktespringprüfung mit 2 Jokern (1.50 m). CSI5*. Sieger: Emanuele Gaudiano (ITA) auf Admara 2
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*. Sieger: Billy Twomey (IRL) auf Ardcolum Duke

Amateure:
Int. Zwei-Phasen-Springprüfung (1.30 m). Sieger: Benoit Aubry (FRA) auf Robinson Des Forets
Int. Zwei-Phasen-Springprüfung (1.20 m). Sieger: Lory Grüter (SUI) auf Amiral du Zodique Z

Samstag

Profis:
Int. Springprüfung mit Stechen (1.50 m). CSI5*.
Int. Zeitspringprüfung (1.45 m). CSI5*.

Amateure:
Amateurfinal. Int. Springprüfung mit Stechen (1.35 m).
Int. Springprüfung mit Stechen (1.30 m).
Int. Springprüfung mit Stechen (1.20 m).

Sonntag

nur Profis:
Grand Prix. Int. Springprüfung mit 2 Umläufen (1.60 m). CSI5*.
Int. Springprüfung nach Fehlern und Zeit (1.45 m). CSI5*.

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