Die Starwings gewinnen wider erwarten mit 53:44 gegen den Titelfavoriten aus Genf. Ein Sieg, der die Ordnung in der Meisterschaft durcheinander bringt – und der neuen Präsidentin vielleicht eine schlaflose Nacht beschert.
Gaby Weis feierte gleich zwei Premieren an diesem Abend: Zuerst erlebte die neue Präsidentin der Starwings Basket Regio Basel ihr erstes Heimspiel als Kopf des Vereins. Und nach der Partie gegen die Lions de Genève «stand ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Traube Männer», sagt die Lörracherin. Sie wurde umringt von den jubelnden Spielern, nachdem diese wider erwarten gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Genf mit 53:44 gewonnen hatten.
Es ist ein grosser Erfolg für den einzigen Deutschschweizer Basketballverein in der Nationalliga A. Und entsprechend unsicher ist die Präsidentin, ob sie «heute Nacht überhaupt schlafen kann».
Mit einer überzeugenden Leistung lösten den präsidialen Gemütszustand die Spieler aus, zu denen «ich bereits eine Art Beziehung habe, obwohl sie mich eigentlich gar noch nicht kennen», sagt eine gerührte Weis.
Pavloski vollgepumpt mit Stolz
Sie überreichte A.J. Pacher den Preis für den besten Akteur der Starwings. Ein Preis, der stellvertretend für die herausragende Defensive der Mannschaft steht. Diese erreichte ihre beste Phase, als die Genfer im dritten Viertel sechs Minuten keinen Punkt erzielten (siehe Spielverlauf am Ende des Textes). Genfs Trainer Ivan Rudez musste anerkennen: «Die Starwings haben eine unfassbar gute Abwehrarbeit geleistet».
«Dass Genf, das beste Team der Liga, gegen uns nur 44 Punkte macht, erfüllt mich mit grossem Stolz», sagt Rudez’ Konterpart Roland Pavloski über die Leistung seiner Mannschaft.
Wobei mit der Mannschaft lediglich sechs Spieler gemeint sind. Drei der vier neuen US-Amerikaner spielten 40 Minuten durch, lediglich Kaylon Williams durfte für knapp zwei Minuten auf die Bank, weil er schmerzvoll zu Boden gegangen war. Den Rest der Spielzeit teilten sich die beiden Schweizer Stefan Petkovic und der Captain Joël Fuchs auf.
Die weiteren Spieler liess Pavloski auf der Bank, der Trainer verfügt über eine bescheidene Breite in seinem Kader. Ein Fakt, der den Sieg gegen den Branchenleader in einem noch helleren Licht erstrahlen lässt.
Die Niederlage ist für die Genfer eine «kleine Katastrophe»
Auf Dauer dürfte dieses kleine Kader ein Problem für die Starwings werden. Vor allem gegen Mannschaften wie Genf, die über eine Saison gesehen ohne weiteres neun bis zehn Spieler einsetzen können, ohne entscheidend an Substanz zu verlieren.
Substanz liessen beide Mannschaften in der Offensive vermissen. Weder überzeugten die Starwings, die rund 40 Prozent ihrer Würfe durch den Ring brachten – und schon gar nicht die Genfer, bei denen weniger als jeder dritte Wurf sass. «Die schlechte Statistik der Genfer ist nicht unser Problem», will Pavloski nichts wissen von einem schwachen Gegner.
Damit hat er genau so Recht wie der Genfer Spieler Jérémy Jaunin, der sagt: «Diese Niederlage», die für einen Augenblick die Hierarchie der Liga aushebelt, «ist irgendwie schon eine Katastrophe für uns. Wir können uns das nicht erlauben, wenn wir unser Ziel erreichen wollen, unter die ersten Zwei zu kommen.»
Ein solch hohes Ziel wie es Jaunin formuliert, haben die Starwings nicht. Platz sechs soll es nach drei Runden sein. Aber so weit mag Pavloski nicht nach vorne schauen: «Das war jetzt ein einziges Spiel. Nun müssen wir für den Rest der Saison weiterkämpfen.»
Der erste Eindruck der neuen Starwings
Er wisse, wo die Mannschaft in dieser Meisterschaft normalerweise stehe, sagt Pavloski – gerade in Anbetracht der Niederlage in der ersten Runde gegen den BBC Monthey. Der Trainer will nicht «den gleichen Fehler machen wie Genf und denken, dass wir jetzt eine sehr gute Mannschaft sind».
Die offiziell 650 und gezählt knapp 300 Zuschauer haben diese Mannschaft zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Die Mannschaft, die mit vier neuen Profi-Spielern aus den USA fast komplett neu gestaltet ist.
Und nach diesem Heimauftakt wagen die Direktbeteiligten einen ersten Vergleich zu letzter Saison. «Die Starwings von heute haben offenbar sehr viel Willen. Ich muss aber auch sagen, dass ihre letztjährige Mannschaft körperlich robuster war», sagt der 170 Zentimeter kleine Nationalspieler Jaunin.
Auch die neue Präsidentin wird Ruhe finden
Sein Trainer Rudez riskiert ebenfalls einen Blick auf die vergangene Spielzeit: «Die Chemie scheint im Basler Team besser zu stimmen als letzte Saison. Da hatten die Starwings zwei Teams: ein litauisches – und das andere.»
Sagt’s und verlässt sichtlich aufgebracht die Sporthalle Birsfelden. Zurück bleiben zufriedene Blaugelbe. Und irgendwo ganz hinten im Raum befindet sich Gaby Weis. Sie steht, den blaugelben Schal um den Hals gebunden, neben einem Tisch mit feierlich Trinkenden.
Um sich zu setzen, fehlt der Präsidentin die Ruhe. Die Ruhe, die sie irgendwann in der Nacht nach ihrem ersten Heimspiel und in Gedanken an diesen unerwarteten Erfolg finden wird.