Die Starwings Basket Regio Basel siegen nach einer turbulenten Woche mit einem Trainerwechsel und vielen Verletzten zum zweiten Mal in Folge: 81:75 nach Verlängerung gegen Union Neuchâtel. Wer im neuen Jahr an der Seitenlinie stehen wird, ist offiziell noch nicht klar.
Eigentlich war es nicht das Spiel des Miroslav Petkovic: Mit 33 Prozent wies er die drittschlechteste Wurfquote aller Spieler der Starwings Basket Regio Basel auf, verzeichnete am zweitmeisten Ballverluste (4) und hatte den Drang, überhastete Würfe in ungünstigen Momenten abzugeben.
Aber Petkovic war es auch, der kurz vor Schluss der Verlängerung von der Dreipunktelinie traf und anschliessend zwei Freiwürfe versenkte. Damit sicherte er den Starwings den 81:75-Erfolg gegen Union Neuchâtel.
«Wir spielten das ganze Spiel mit unserem Herzen. So, wie wir auch seit dem Trainerwechsel trainieren», sagt Petkovic zum Sieg gegen die favorisierten Westschweizer vor offiziell 748 Zuschauern in der Sporthalle Birsfelden.
Der Interimscoach, der vielleicht nie coachen wird
Favorisiert waren die Neuenburger, weil sie das Hinspiel gegen die Birstaler mit 85:44 gewonnen hatten und die Starwings in den letzten Wochen nicht den besten Eindruck hinterliessen. Zuletzt setzte es drei Niederlagen in Folge ab – und anschliessend die Starwings ihren Cheftrainer Marko Simic.
Offiziell gab Simic zwar den Rücktritt, schnell war aber klar, dass die Trennung auch vom Verein angestrebt worden war. Simic erreichte die Mannschaft nicht mehr und war mit seiner Art zu kommunizieren nicht über alle Zweifel erhaben.
Ob der Interimscoach und einstige Assistent Simic‘, Sandro Tavella, überhaupt je ein Spiel coachen wird, ist fraglich. Er fehlte bereits am Freitag beim 82:66-Sieg gegen den BC Boncourt und sass gegen Neuenburg die zweite Spielsperre ab, die er sich in einem Spiel mit der U23-Equipe eingefangen hatte.
Wenn der Coach nicht coachen muss
An der Seitenlinie stand Teammanager Viktor Mettler, der auch die Trainings leitet und nur deswegen nicht Interimstrainer ist, weil seine Trainerlizenz inaktiv ist. Tavella fungiert de facto als Lizenzhalter.
Mettler hielt sich als Coach gegen Neuenburg zurück und sagt offen: «Ich habe nicht gecoacht, sondern nur mit Time-Outs der Mannschaft Luft zur Erholung gegeben.»
Diese hatten die Starwings dringend nötig, fehlten doch mehrere Spieler wegen Sperren (Alesandro Verga) oder Verletzungen (u.a. Branislav Kostic und Adomas Drungilas). Dazu kam, dass sich der 210 Zentimeter grosse Topscorer Povilas Cukinas im ersten Viertel eine Beckengelenkblockade zuzog und nicht mehr eingesetzt werden konnte. Der Litauer sollte im neuen Jahr wieder auf dem Platz stehen können.
Rutty und Uzas’ Steigerung machten den Unterschied
Das Glück der Starwings war schliesslich, dass Rokas Uzas sich gegen Ende der Partie steigerte, Justin Rutty weiterhin den erhofft starken Neuzugang darstellt und die Umstellung auf eine Zonenverteidigung Wirkung zeigt: Im letzten Viertel liessen die Birstaler nur noch elf Punkte zu, in der fünfminütigen Verlängerung noch deren sieben.
Petkovic scheint überzeugt, dass die Mannschaft defensiv auf dem richtigen Weg ist: «Der Wechsel auf die Zonenverteidigung tut uns gut.»
Gesucht: ein Trainer für die «vielleicht talentierteste Mannschaft der Liga»
Der Sieg lässt die Birstaler bis auf zwei Punkte an die Playoff-Plätze heranrücken. Das Saisonziel ist wieder in Sichtweite (siehe Tabelle) und muss mit diesem Kader, das im «kämpferisch besten Spiel der Saison» (Mettler) sein Potenzial gezeigt hat, erreicht werden.
Dieser Meinung dürfte auch Emmanuel Schmitt, Trainer der Neuenburger, sein: «Die Starwings haben vielleicht die talentierteste Mannschaft der Liga.»
Gesucht ist der Trainer, der diese Mannschaft führen kann. Nach zwei Siegen in Folge mit Mettler an der Seitenlinie stellt sich die Frage, ob der Teammanager auch der Trainer sein könnte. «Eine grosse Herausforderung reizt mich immer», sagte Mettler kurz nach Simic’ Rücktritt. Er ist sich aber auch bewusst, dass dies schwierig mit Beruf und Privatleben zu vereinbaren wäre.
Kommt Mike Coffin zurück?
62 Bewerbungen haben die Starwings laut Mettler auf den vakanten Trainerposten erhalten. Unter anderem von Übungsleitern aus Mexiko, den USA, Frankreich oder Griechenland – die meisten sind wohl zu teuer.
In der Halle kursierte auch der Name von Mike Coffin, dem ehemaligen Spieler der Starwings (2005-2009) und aktuellen Coach der Mattersburg Rocks in der 2. Österreichischen Bundesliga. Mettler bestätigt, dass er den Namen Coffins schon vernommen habe, offiziell gibt sich der Verein aber bedeckt. Man werde erst in naher Zukunft über die Trainerfrage entschieden, sagt Präsident Martin Spörri.