Stellt sich Captain Streller auf in St. Gallen?

Mit dem Rückspiel in Tel Aviv im Hinterkopf fährt der FC Basel nach St. Gallen, wo es am Samstag (19.45 Uhr) zunächst einmal um Super-League-Punkte geht. Trainer Murat Yakin überlässt es Marco Streller, ob der Captain von Beginn an aufläuft – und entscheidet am Spieltag darüber, ob Matias Delgado bereits zum Kader zählen wird.

13.07.2013; Basel; Fussball Super League - FC Basel - FC Aarau ; Raul Bobadilla und Marco Streller (Basel) jubeln nach dem Tor zum 1:0 (Daniela Frutiger/freshfocus) (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Mit dem Rückspiel in Tel Aviv im Hinterkopf fährt der FC Basel nach St. Gallen, wo es am Samstag (19.45 Uhr) zunächst einmal um Super-League-Punkte geht. Trainer Murat Yakin überlässt es Marco Streller, ob der Captain von Beginn an aufläuft – und entscheidet am Spieltag darüber, ob Matias Delgado bereits zum Kader zählen wird.

Murat Yakin gerät ins Schwärmen, wenn er vom Donnerstags-Training erzählt. Der 1. August war ein gewöhnlicher Arbeitstag für die Profis des FC Basel, das Programm lässt keine Feiertage zu, und doch ist dem Trainer des FC Basel Freude anzumerken: Freude über einen Rückkehrer, mit dem er einst selbst noch zusammen im rotblauen Dress gespielt hat: Matias Emilio Delgado.

Was er also im Feiertag in der ersten vollen Trainingseinheit vom inzwischen 30-jährigen Delgado zu sehen bekommen hat, begeistert Yakin: «Sein feines Füsschen, seine finale Pässe, seine Ideen – das ist ein Unterschied zu anderen Spielern», sagt der Trainer, «er bringt etwas ein, was man in Basel und in der Schweiz nicht oft sieht.»

Delgado: Kurzfristige Entscheidung

Super League, 4. Runde

FC St. Gallen–FC Basel
Samstag, 19.45 Uhr
AFG-Arena. – SR Klossner.

Mögliche Aufstellungen:
FC St. Gallen: Lopar; Mutsch, Montandon, Besle, Lenjani;  Nater, Janjatovic; Wüthrich, Mathys, Nushi; Karanovic.
FC Basel: Sommer; Voser; Schär, Ajeti, Safari; Frei; D. Degen, Elneny, Diaz, Salah; Bobadilla.

Bemerkungen: St.Gallen ohne Cavusevic, Vitkieviez, Demiri, Ivic, Lehmann (alle verletzt). Basel ohne Stocker (gesperrt), P. Degen (krank), Serey Die, Ritter (verletzt), Kusunga (nicht qualifiziert). – Der letzte Basler Sieg in St. Gallen datiert vom 24. Oktober 2010, ein 3:1 mit drei Streller-Toren und dem St. Galler Ehrentreffer durch den damals ausgeliehenen Fabian Frei. Seither: 0:0, 1:2, 1:1.

Bei aller Schwärmerei über die Qualitäten Delgados hat der Trainer jedoch auch festgestellt: Ein Training beim FC Basel ist etwas anderes als ein Training beim Al Jazira Club in Abu Dhabi. «Es hat ihn geschlaucht», sagt Yakin und kann die Frage noch nicht beantworten, wann für Delgado das Wettkampfdebüt sein wird.

Aber: Delgado macht am Freitag nach dem Abschlusstraining die Reise in die Ostschweiz mit und erst dort will Yakin entscheiden, ob der Argentinier am Samstagabend in St. Gallen (19.45 Uhr, AFG Arena) zum Kader gehören wird. Man darf fast mal annehmen: er wird.

Bis dahin wird sich der Trainer auch im Klaren sein, ob Marco Streller in St. Gallen von Beginn an spielt. Eigentlich, sagt Yakin, sei es nicht nach seinem Geschmack, sich vor dem nächsten Spiel bereits mit dem übernächsten auseinandersetzen zu müssen.

Aber das übernächste Spiel ist schon am Dienstag, und es ist ein kapitales für den FCB. Die Qualifikation zur Champions League in Tel Aviv ist unter dem Strich gesehen vielleicht sogar wichtiger als ein Sieg in St. Gallen.

Das würde der Trainer des FC Basel so zwar nie sagen («Die Zielsetzung ist klar und die heisst Meisterschaft»), aber sich die Blösse zu geben, und gegen die Nummer 176 des Uefa-Rankings auszuscheiden, das wollen sie beim FCB keinesfalls. Auch wenn Yakin dezent darauf hinweist: «Vielleicht hat man in der Vergangenheit den Fehler gemacht, sich zu sehr auf die Champions League zu fokussieren.»

Philipp Degen kränkelt, Stocker ist gesperrt

Also versucht Yakin «die richtige Balance und Dosis» zwischen den beiden Partien samt Anreise am Montag zu finden, und kündigt an: «Ich bin bereit, gewisse Veränderungen vorzunehmen.» Zu einer ist er in St. Gallen gezwungen, weil Valentin Stocker die erste von zwei Spielsperren für die Rote Karte gegen Lausanne absitzen muss. Ausserdem kränkelt Philipp Degen.

Aus dem Kreis David Degen, Stephan Andrist, Mohamed Salah und Taulant Xhaka wird Yakin die Flügel offensiv besetzen, selbst Kay Voser hält er für eine Option bei einer defensiveren Variante. Xhaka und Voser sind auch die ersten Kandidaten, um Philipp Degen zu ersetzen.

Eine freiwillige Retouche an der Startelf wäre der Verzicht auf Marco Streller, und der Trainer hat seinem Captain bereits entsprechende Signale gesendet. Zum einen würde Streller Körner sparen können für Tel Aviv, zum anderen könnte Yakin in St. Gallen mit Raul Bobadilla Aufbauarbeit leisten. Dessen breit in der Öffentlichkeit verhandelte Fall von Raserei hat Spuren hinterlassen, und der Stürmer enttäuschte am Dienstag in der Schlussphase gegen Tel Aviv die Hoffnungen seines Trainers auf einen Exploit.

Die Idee mit Streller und Bobadilla

Nun verspricht sich Yakin von einem Auswärtsspiel mehr: «Vielleicht kann er da unbekümmerter auftreten.» Diese Überlegung hat der Trainer bei seinem Captain deponiert, der, wenn man Yakin richtig versteht, selbst entscheiden kann, ob er die Rochade für eine gute Idee hält. Das ist ein Privileg für den Kopf der Mannschaft. Streller sei der einzige, bei dem er so vorgehe, unterstreicht Yakin und erklärt: «Er spürt sich, er spürt die Mannschaft und er weiss, was wichtig für sie ist.»

Deshalb darf sich Streller auch eine Kritik am Team erlauben, wie er sie nach der zweiten Halbzeit vergangenen Dienstag gegen Tel Aviv geäussert hatte («Die zweite Halbzeit war katastrophal»), und selbst dann, wenn sich dieses Urteil nicht mit dem seines Trainer deckt, der das höchstens für die ersten zehn Minuten nach der Pause gelten lassen würde.

Yakin: St. Gallen hat Aufwind

Wie auch immer: Der FCB wird in St. Gallen mit Tel Aviv im Hinterkopf antreten, da helfen auch die üblichen Floskeln (Yakin: «In erster Linie zählt der Samstag») nichts. Und die Rotblauen werden auf einen Gegner treffen, der mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet war, ehe in Sion ein 1:0-Sieg für Beruhigung gesorgt hat. Yakin leitet daraus «Aufwind» für St. Gallen ab und erwartet einen Kontrahenten, der seine Qualitäten in der Defensive, bei Kontern und Standards habe: «Sie werden heiss sein.»

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