Nach all den Notlandungen auf seinem Betriebsausflug nach St. Petersburg ist der FC Basel am Sonntag in der Super League an der Spitze gelandet: Weil GC gegen Luzern nur 0:0 spielte, kletterte der Meister dank Marco Strellers Tor zum 1:0-Sieg gegen den FC Thun erstmals in dieser Saison auf Platz 1.
Es roch schon ein bisschen nach einer Geschichte über Penalties, von denen es in den vergangenen Tagen mit Beteiligung von Rotblau einige gegeben hat. Jenen in der Nachspielzeit im Hinspiel gegen Zenit St. Petersburg zum Beispiel, den Alex Frei nervenstark verwandelte und der schlussendlich den Weg in die Viertelfinals der Europa League ebnete.
Natürlich auch den in der dramatischen Schlussphase des Rückspiels am Donnerstag, den Yann Sommer mit der rechten Stiefelspitze parierte und der das Weiterkommen sicherte.
Der FCB würde sein auf Ostermontag angesetztes Auswärtsspiel beim FC Luzern gerne aus gutem Grund verlegen lassen: Drei Tage später muss er im Europa-League-Viertelfinal in London gegen Tottenham ran. Eine entsprechende Eingabe hat der FCB bei der Swiss Football League gemacht. Gemäss FCB-Sportdirektor Georg Heitz soll am Montag darüber verhandelt werden. Weil nun Nationalmannschaftspause ist (mit Zypern-Schweiz am Samstag, 23. März) und der FCB am 7. April in der 26. Runde in St. Gallen antreten muss, findet die nächste Heimpartie erst in 25 Tagen statt – das Rückspiel gegen Tottenham. (cok)
Und dann hätte es gestern gegen den FC Thun einen oder auch zwei Handspenalties geben können, auf jeden Fall einen Foulelfmeter geben müssen, als Roland Bättig in der ersten Halbzeit Marco Streller rasierte. Als es schliesslich doch noch einen gab, schmeckte der nach Kompensation. Der weiterhin erstaunliche Joo Ho Park wühlte sich zwischen Benjamin Lüthi und Nelson Ferreira durch, kam in der Zange zu Fall – und dies wertete Nikolaj Hänni in der 54. Minute als elfmeterreif.
Alex Frei scheitert vom Penaltypunkt
Dass Alex Frei mit seinem Elfmeter scheiterte, passte zum Auftritt des grossen, alten Torjägers des FCB: Er vergab, wie zuvor schon in etlichen aussichtsreichen Situationen. Er visierte die selbe Ecke an wie im Spiel gegen St. Petersburg – wieder erahnte der Goalie Freis Ecke, doch diesmal behielt Guillaume Faivre die Oberhand und parierte.
Keine 40 Stunden nach der mühseligen Rückkunft in Basel vom hoch emotionalen Europacup-Trip in Sankt Petersburg liess sich der Meister von den Strapazen wenig anmerken. Für den FCB war es nach der Spielplanreform das erste Sonntags-Heimspiel zur Anstosszeit um 13.45 Uhr, und erst zum zweiten Mal in diesem Frühjahr bot sich ihm die Möglichkeit, im Titelrennen mit den Grasshoppers vorlegen zu können.
Ohne müde Beine
Der kurzen Regenerationsphase zum Trotz startete das auf fünf Positionen veränderte Heimteam mit Tempo und Zug zum Tor. Und das ohne den erkrankten Philipp Degen und Valentin Stocker, der wegen seines lädierten Zahns eine ärztliche Pause verordnet bekam, der aber zur Nationalmannschaft einrücken soll. Vor allem Alex Frei, in einem Drei-Mann-Angriff aufgeboten, bot sich eine erkleckliche Anzahl bester Möglichkeiten.
Und das gegen ein Thuner Team, das den Baslern erst vor zweieinhalb Wochen im Cup-Viertelfinal unterlegen war (1:2 nach Verlängerung), sich im St.-Jakob-Park vor offiziell 25’440 Zuschauern aber keineswegs versteckte. Auch die Berner Oberländer hatten unter der Woche ein Nachholspiel in der Super League auszutragen (0:0 in St. Gallen) und suchten ihre Chancen. Doch im Abschluss blieben sie harmlos, konnte man erahnen, warum sie seit vier Spielen nicht mehr getroffen haben und auswärts letztmals im September vergangenen Jahres.
Thun-Trainer Urs Fischer hält sich daran fest, dass seine Mannschaften auch in Basel zu Chancen gekommen ist («Es würde mich mehr beschäftigen, wenn wir keine hätten») und ärgerte sich dennoch: «Was mir stinkt: Wir waren nah dran, einen Punkt mitzunehmen, wir haben gut gespielt und dem FCB das Leben schwer gemacht. Aber wir reisen mit leeren Händen ab.»
Ein Tor, wie es nur einer kann
Dass es noch für ein Happy End aus Basler Sicht reichte, ist nicht selbstverständlich. Man hätte der Mannschaft ausser der Effzienz im Abschluss wenig Vorwürfe machen können im elften Spiel in 35 Tagen. Sie liess nicht locker, liess sich auch durch den versiebten Elfmeter nicht aus dem Tritt bringen und rannte geduldig an. Ja, sie rannte so viel, dass sich Fabian Frei über die Kraftreserven freute, und unter dem Strich der aufregenden letzten Tage meinte er: «Wir haben bewiesen, dass wir uns nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen.»
Es brauchte allerdings einen anderen grossen, alternden Torjäger und dessen immer wieder aufs Neue verblüffende Schusstechnik. Mohamed Salah brachte in der 81. Minute den neunten Basler Corner zur Mitte, er wurde zu kurz abgewehrt, Marcelo Diaz hebelte den Ball in seiner besten Szene zurück in den Strafraum, wo Streller, von Enrico Schirinzi bedrängt, den Ball aus der Luft über seinen linken Spann rutschen liess – und aus 13 Metern schlug der Volleyschuss halbhoch und unhaltbar ein.
Wachablösung an der Spitze
Es war Strellers 18. Saisontor, das 13. in der Meisterschaft und ein Tor, das nicht nur einen Schönheitspreis verdiente, sondern auch das Lob des Trainers («So einen Ball kann nur er reinmachen») und dem FC Basel obendrein einen glänzenden Abschluss der ersten Phase der Rückrunde brachte: die Wachablösung an der Spitze der Super League. Punktgleich liegt der FCB nun dank der um zwölf Treffer besseren Tordifferenz vor den Grasshoppers.
«Das ist gar nicht schlimm», liess Uli Forte aus Zürich wissen. Nach der dritten Nullnummer in den letzten vier Spielen machte der der Trainer des gestürzten Tabellenführers aus dem Verlust von Platz 1 kein Drama: «Das interessiert uns nicht. Es sind noch viele, viele Spiele.» Eine Einschätzung, die Yakin teilen dürfte, auch wenn derzeit nichts darauf hindeutet, was den Lauf den FCB stoppen sollte.
«Es wird ein heisser Kampf», sagt Yakin dennoch voraus. Der FCB-Coach bleibt auch im elften Heimspiel seit Amtsübernahme unbesiegt, und im Joggeli musste er als Traine noch kein einziges Gegentor kommentieren. «Riesenkompliment an die Mannschaft», meinte Yakin noch, bevor er mit den Spielern, die nicht zu ihren Nationalmannschaften reisen werden, die nächsten 14 Tage damit verbringen wird, «mental den Kopf durchzulüften».
FC Basel–FC Thun 1:0 (0:0)
St.-Jakob-Park. – 25’440 Zuschauer. – SR Hänni.
Tor: 81. Streller 1:0 (eine Flanke von Diaz aus dem Halbfeld nimmt Streller mit links volley aus 13 Metern).
Verwarnungen: 35. Zoua (Unsportlichkeit/Schwalbe), 40. Krstic (Foul), 78. Dragovic (Foul), 83. Ghezal (Foul), 88. Park (Foul).
FCB (4-3-3): Sommer; Steinhöfer, Schär, Dragovic, Park; Yapi (64. Salah), Serey Die, Diaz; A. Frei (85. Elneny), Streller, Zoua (46. F. Frei). – Ersatz: Vailati (T), Voser, Sauro, Cabral.
Thun (4-2-3-1): Faivre; Lüthi, Reinmann, Ghezal, Schirinzi; Demiri, Bättig (85. Siegfried); Ferreira; Krstic (66. Salamand),Wittwer; Schneuwly (78. Sadik). – Ersatz: Moser (T), Schindelholz, Matic Frey.
Bemerkungen: FCB ohne P. Degen (krank), Stocker (Zahnverletzung), D. Degen, Bobadilla und Jevtic (alle verletzt); Thun ohne Bigler, Steffen, Horta, Hediger (verletzt), Zuffi (krank). – 54. Faivre pariert Penalty von Alex Frei (Foul an Park). – 89. Salah Pfostenschuss.
Die Heimserie des FCB | ||||
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Datum | Wettbewerb | Gegner | Resultat | FCB-Torschützen |
03.11.2012 | Liga | Young Boys | 2:0 | Yapi, Streller |
08.11.2012 | Europa League | FC Videoton | 1:0 | Streller |
18.11.2012 | Liga | Grasshoppers | 4:0 | D. Degen, Streller, A. Frei (2) |
22.11.2012 | Europa League | Sporting Lissabon | 3:0 | Schär, Stocker, D. Degen |
01.12.2012 | Liga | FC St. Gallen | 1:0 | Streller (P) |
10.02.2013 | Liga | FC Sion | 3:0 | Streller, Salah, Stocker |
14.02.2013 | Europa League | FC Dnipro | 2:0 | Stocker, Streller |
24.02.2013 | Liga | Grasshoppers | 0:0 | |
07.03.2013 | Europa League | Zenit St. Petersburg | 2:0 | Diaz, A. Frei (P) |
10.03.2013 | Liga | BSC Young Boys | 3:0 | A. Frei, Streller, Schär |
17.03.2013 | Liga | FC Thun | 1:0 | Streller |
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