Strellers Tor in der 93. Minute rettet FCB einen Punkt in Aarau

Marco Streller bewahrt den FC Basel mit seinem Tor zum 1:1 in der 93. Minute vor einer Blamage beim FC Aarau. Linus Hallenius hatte den Aufsteiger in Führung gebracht. Die Basler hadern mit dem Schiedsrichter, der ihnen mindestens zwei Penaltys verweigerte.

Der Basler Marco Streller, links, schiesst das 1:1 gegen Sandro Foschini, Mitte, und Torhueter Loel Mall, rechts, von Aarau beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Aarau und dem FC Basel am Samstag, 2. November 2013, auf dem Bru (Bild: Keystone/URS FLUEELER)

Marco Streller bewahrt den FC Basel mit seinem Tor zum 1:1 in der 93. Minute vor einer Blamage beim FC Aarau. Linus Hallenius hatte den Aufsteiger in Führung gebracht. Die Basler hadern mit dem Schiedsrichter, der ihnen mindestens zwei Penaltys verweigerte.

Natürlich hatte Bernhard Heusler nur bedingt Freude am Remis in Aarau, weil das 1:1 gemessen an den Spielanteilen zu wenig und der Basler Anteil an nicht gegebenen Elfmetern zu gross war. Aber Heusler steht nicht nur der mächtigen Organisation FC Basel vor, er ist auch Familienvater. Und als ein kleiner, mit der Heimmannschaft mitfiebernder Bub in der 93. Minute nach Marco Strellers Ausgleichstor neben Heusler in Tränen ausbrach und in den Armen seines Vater bitterlich weinte, eilte Heusler in die Garderobe, schnappte sich ein Trikot und drückte es dem traurigen Bub als kleinen Trost in die Hand.

Ein Fussball-Präsident als barmherziger Samariter – das klingt vielleicht zu kitschig. Aber das Spiel erzählte dennoch ein Kernstück des Fussballs: vom Glück und vom Pech, das so nahe beieinander liegen kann. Am Mittwoch noch rettete der FC Aarau mit einem Tor in der Nachspielzeit gegen den FC St. Gallen einen Punkt. Vier Tage später entglitt dem Aufsteiger in der 93. Minute ein Sieg.

Der kleine Bub wird, wenn die Tränen erst einmal getrocknet sind, viel erzählen können von seinem Besuch im Brügglifeld. Von einem Spiel mit vielen kleinen Ungenauigkeiten, mit engen Zweikämpfen. Es war keine hochstehende Kunst, dafür ein intensiver Fight, für den 8000 Zuschauer im zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften die Kulisse gaben. An einem Herbstabend mit angenehmen Temperaturen war es Brügglifeld-Fussball vom Besten.

Erlachners groteske Entscheidungen

Der Meister aus Basel – ohne Stocker, Schär, Sio und Safari angetreten – hatte nach starkem Beginn und knapp einer Viertelstunde schon erhöhten Hormonausstoss zu verzeichnen, weil Schiedsrichter Pascal Erlachner den Gästen zwei Penaltys verweigerte. Als Goalie Joel Mall Streller über den Haufen rannte, entschied er groteskerweise auf Freistoss für Aarau; dann durfte Juan Pablo Garat ungestraft Mohamed Salah umreissen. Als dieser Salah in der 18. Minute mit einem Schuss den Pfosten traf, waren die Spielanteile längst eindeutig verteilt.

Die Strafstossszenen, zu denen kurz nach Seitenwechsel auch noch ein – allerdings unabsichtliches – Handspiel von Kim Jaggy nach einem Schuss von Matias Delgado kam, stellten nicht einmal die Gastgeber in Frage. «Es gab strittige Szenen, es hätte den einen oder anderen Penalty geben können», räumte FCA-Captain Sandro Bürki ein, und sein Trainer René Weiler zog sich diplomatisch aus der Affäre: «Ich hatte zur Pause das Gefühl, dass sich die Basler stark benachteiligt fühlten.» 

Aaraus Nadelstich sitzt

FCB-Trainer Murat Yakin fand, man müsse mit den Entscheidungen leben, und sein Captain pflichtete bei: «Der FC Basel beklagt sich nicht über Schiedsrichterentscheidungen.» Vielleicht hat René Weiler ja Recht mit seiner Einschätzung, dass der Unparteiische die Partie nicht entschieden habe. Genügend Chancen besass der FC Basel jedenfalls, um die Diskussion über strittige Szenen erst gar nicht führen zu müssen.

Der FC Aarau wehrte sich nach Kräften, verteidigte erst mit einer auf eine Dreierkette umgestellte Abwehr und später mit Mann und Maus. Und der Aufsteiger spielte sein Spiel der Nadelstiche erfolgreich. In der 50. Minute traf Davide Calla mit einem mächtigen Freistoss aus über 30 Metern den Pfosten. Keine zwei Minuten später enteilte Linus Hallenius, am Mittwoch Schütze des späten Ausgleichs, Arlind Ajeti und überwand Yann Sommer mit einem satten Schuss.

Ein Gegentor, das die Basler ärgern muss, denn mit einem simplen Pass von der Aussenlinie war im Zentrum plötzlich Aarauer Überzahl hergestellt. «Hallenius kommt mit hohem Tempo auf mich zu, wenn ich ihn angreife, riskiere ich, dass ich Rot sehe», erklärte Ajeti sein Zurückweichen gegen den Schweden an der Strafraumkante.

Der Rest war Aarauer Entgegenstemmen gegen einen FC Basel, der bereits in der 53. Minute durch Salah nach feinem Doppelpass mit Delgado eine Riesenchance zum Ausgleich ungenutzt liess. Danach kam Rotblau lange nicht mehr wirklich gefährlich in die Box, blieben die Bemühungen im tiefen Geläuf des Brügglifeld stecken, waren das Passspiel fehlerhaft und die Standardsituationen harmlos. Aber eines stimmte: Ein nicht nachlassender Wille, das Ausgleichstor zu suchen.

Unermüdliche Basler werden spät belohnt

«Es war schwierig auf diesem Terrain, Aarau hat dagegen gehalten, wir haben zu wenig aus unseren Chancen gemacht, aber wir wollten nicht als Verlierer vom Platz gehen», sagte Murat Yakin und freute sich über die Moral seines Teams. Der FCB-Trainer wechselte erst Marcelo Diaz ein, dann David Degen, der nach langer Zeit wieder ein paar Einsatzminuten mehr gewährt bekam, und schliesslich gab Kwang Ryong Pak sein Comeback.

Der Nordkoreaner war es auch, der den letzten Anlauf der konzeptionell nicht überzeugenden, aber unermüdlichen Basler einläutete. Mit einem Kopfball scheiterte er an Aaraus Keeper Joel Mall (88.), ebenso wie Salah in der 92. Minute, dessen Schuss von Mall an den Pfosten gelenkt wurde.

Dann kam die dritte von vier Minuten Nachspielzeit. Ein langer Ball von Serey Die fand via Kopf von Fabian Frei den Weg zu Marco Streller, der überlegt zum 1:1 verwandelte. Es war der Moment, in dem der FC Basel das Schlimmste abwendete, die zweite Saisonniederlage und die erste auswärts. Und beim FC Aarau der Moment, ein paar Tränen zu verdrücken.

Nach den Heimsiegen gegen Luzern (4:2) und den FC Zürich (5:1) stand der wackere Aufsteiger kurz vor einem weiteren Husarenstück. René Weiler hat mit dem FC Aarau einen realistischen Fussball einstudiert und kann diesen auf eine solidarische Truppe abstützen. «Wenn man den Ausgleich in der 93. Minute bekommt, dann ist das auch frustrierend», sagte Weiler, «aber das 1:1 ist verdient.» 

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