Der FC Basel gewinnt sein zweites Testspiel im Rahmen des Trainingslagers am Tegernsee gegen die Spvgg Unterhaching mit 2:0 (1:0). Doppeltorschütze in Warngau war Marco Streller.
Die Kaltfront ist nun auch in Oberbayern durch, am Tegernsee wurde am Mittwoch die Sonnenschirme wieder aufgespannt, der Ort brummt, ist voller Touristen aus den ersten Bundesländern, die bereits Schulferien haben und Rottach-Egern zeigt sich von seiner Postkartenseite. Die Wiesen, Bäume und Büsche sehen aus wie frisch pedikürt, die Gehsteige wirken wie geschleckt – und der FC Basel setzte am siebten vollen Arbeitstag ungerührt sein Vorbereitungsprogramm fort.
Morgens wurde noch auf dem Platz in Rottach-Egern in der Theorie gebüffelt, was der Trainer von seiner Mannschaft künftig sehen will. In Ballbesitz werden neue Varianten einstudiert, ausführlich dozierte er auf dem Rasen, was er von seinen Spielern erwartet, wenn der Angriff aus der Verteidigung ausgelöst wird.
In Vorwärts- wie in Rückwärtsbewegung feilt Heiko Vogel an, wie er es nennt «Nuancen», und sagt, dass im Defensivbereich in den zurückliegenden acht Monaten unter seiner Leitung «wenig gemacht» worden sein, vieles so belassen wurde, wie es unter seinem Vorgänger Thorsten Fink eingeschliffen war. Nun will er an ein paar Automatismen arbeiten, spricht von einem «besseren Timing» und davon, dass er erreichen will, dass die ganze die Mannschaft gemeinsam auf einen Pass eines Gegners reagiert.
Wie gehabt: Der FCB zermürbt den Gegner
Das ging im ersten Test gegen Steaua Bukarest mit vier Gegentoren noch nicht auf, am Dienstag, gegen einen anfangs aufsässigen, wilden Drittligisten aus Unterhaching schon viel besser. Der FCB liess wenig zu, und was aufs Tor kam, war eine Beute von Germano Vailati. «Die Mannschaft hat viel investiert, sie wollte zu Null spielen, das ist schön», freute sich Heiko Vogel.
Im Vorwärtsgang war es das gewohnte Spiel des FCB auf einem nicht einfachen, weil holprigen und stumpfen Platz: geduldig, mit enorm viel Ballbesitz, angekurbelt von Gilles Yapi, aber auch von einem guten Fabian Frei neben ihm im zentralen Mittelfeld, und mehrheitlich wurden die gefährlichen Situationen über den rechten Flügel, über Markus Steinhöfer und Stephan Andrist heraufbeschworen.
Wie so oft ging die Zermürbungstaktik auf: Marco Streller hatte erst eine mühsame erste halbe Stunde hinter sich, und war dann zweimal zur Stelle. Beim 1:0 kurz vor der Pause traf er nach mehreren Anläufen, beim 2:0 kurz nach dem Seitenwechsel nickte er eine Flanke von Stjepan Vuleta ein, der demonstrierte, warum ihn der FCB in den Profikader genommen hat. Für den 18-Jährigen, der in der U21 Stürmer spielt und in Warngau für Valentin Stocker auf dem linken Flügel eingewechselt wurde, gab es ein Sonderlob des Trainers: «Ich bin sehr angetan von ihm. Er spielt schon unglaublich abgeklärt.»
David Degen: Manchmal auch fürs eigene Team unberechenbar
Es gab Kandidaten wie Radoslav Kovac, der solide spielte, aber seinen üblichen Aussetzer im Programm hatte, wie Joo Ho Park, der einen feinen Trick auspackte, wie Jacques Zoua, der sehr präsent war, einmal am eigenen Strafraum einen Hachinger Konter bereinigte und bei einem Pfostenschuss knapp die Belohnung für einen guten Auftritt verpasste.
Und dann war da noch David Degen, in seinem zweiten Einsatz nach seiner Rückkehr, mit einem Radius über die gesamte Länge des rechten Flügels, vorne, hinten, ständig in Bewegung, so, wie es dem Trainer gefällt, der in Ballbesitz alle Freiheiten gewährt. «Er ist unberechenbar», sagt Vogel, und fügt mit einem Augenzwinkern an: «Manchmal auch für die eigene Mannschaft.»
Vogel: «Wir sind im Soll»
Jedenfalls macht Degen wie auch der Grossteil des Restes bereits einen guten Eindruck. Mit einem Fläschen Single Malt unter dem Arm, ein Präsent seiner Warngauer Freunde – Vogel wohnt mit seiner Lebensgefährtin Barbara Vitzthum in Warngau – zog der FCB-Cheftrainer ein rundweg positives Zwischenfazit: «Für den Stand der Vorbereitung ist die Mannschaft sehr agil. Wir sind im Soll, und das macht mich sehr zuversichtlich für die nächsten Aufgaben.»
Am Mittwoch steht nach einer Trainingseinheit ein freier Nachmittag an; am Donnerstag spielt der FCB noch gegen den einheimischen FC Rottach-Egern, und am Freitag tritt der Tross den Heimweg an.
FC Basel–Spvgg Unterhaching 2:0 (1:0)
Sportplatz Warngau. – 400 Zuschauer. – SR Leicher (Landshut).
Tore: 42. Streller 1:0, 55. Streller 2:0.
FCB: Vailati; Steinhöfer (P. Degen), Kovac (46. Ajeti), Dragovic, Park; Stocker (46. Vuleta), Yapi (58. Grether), F. Frei (46. Cabral), Andrist (46. D. Degen); Zoua, Streller (64. Pak).
U‘haching, 1. Halbzeit: Müller; Schwabl, Hofstetter, Drum, Kappelmaier; Willsch, Welzmüller, Yilmaz, Rohracker; Bigalke, Fischer. – 2. HZ: Müller; Odak, Hauswirth, Hingerl, Kalus; Thee, Haas, Moll, Nsereko; Niederlechner, Haberer.
Bemerkungen: FCB ohne A. Frei (frisch gebackener Vater), Salah (ägyptische Nationalmannschaft), Sommer (geschont), Diaz (noch bis Saisonende bei seinem alten Verein Universidad de Chile), Voser (verletzt), Jevtic (rekonvaleszent). – 31. Pfostenschuss Streller, 81. Pfostenschuss Zoua.
Servette-Spiel auf Freitag vorverlegt
Weil Servette Genf bei der Spielplan-Gestaltung die Lake Parade vom 14. Juli nicht berücksichtigt hat und die Genfer Polizei ihr Veto eingelegt hat gegen ein gleichzeitig stattfindendes Fussballspiel im Stade de Genève, wird der Saisonauftakt für den FCB in der Super League um einen Tag vorverlegt. Neuer Termin für das Auswärtsspiel ist somit Freitag, 13. Juli, 19.45 Uhr. Nur zwei Tage zuvor bestreitet Servette sein letztes Vorbereitungsspiel gegen den FC Porto. (cok)
Chipperfield bleibt in Basel
Scott Chipperfield hat den Plan verworfen, seine Karriere in Australien fortzusetzen und erklärt seinen Rücktritt vom Profifussball. Über seinen Twitteraccount @chippers1975 lässt der 36-Jährige wissen, dass er weder zu seinem Jugendclub Tarrawanna FC noch zum neu gegründeten Profiteam West Sydney wechseln wird. «Ich hätte gerne für sie die Debüt-Saison bestritten», so Chipperfield. Der Australier mit Schweizer Pass, der elf Jahre lang für den FC Basel spielte, ehe sein Vertrag in diesem Sommer nicht mehr verlängert wurde, will nun aber aus familiären Gründen – die beiden Kinder aus geschiedener Ehe leben in der Region – in Basel bleiben. «Ich bin glücklich, eine so lange und erfolgreiche Karriere hinter mir zu haben und schaue einer neuen Herausforderung entgegen.» Er will sich einen Job suchen und sich als Amateur einem regionalen Club anschliessen – offenbar dem 3.-Ligisten FC Aesch. (cok/fra)
Kantersieg für Flora Tallinn
Der estnische Meister FC Flora Tallinn, erster Gegner des FC Basel in der Qualifikation zur Champions League, hat sein Heimspiel in der Meistriliiga gegen den Tabellenvorletzten Viljandi mt 5:0 (3:0) gewonnen. Unter den Augen von FCB-Späher Jean-Pierre Gerosa brachte Karl Mööl seine Farben mit einem Doppelschlag in der 1. und 3. Minute in Führung, Andre Folov legte mit einer Doublette in der 26. und 54. Minute nach und der Georgier Zakaria Beglarishvili sorgte für den Schlussstand. Tallinn, zuletzt mit vier Segen aus fünf Spielen, bleibt Dritter mit drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Kalju. (cok)