Systemfrage hin oder her: «Der Auftritt muss stimmen»

Eine Wiederholung des Systemtests wie beim Zittersieg in Lausanne wird es in dieser Form beim FC Basel am Samstag (20 Uhr) in St. Gallen nicht geben. Vier Tage vor dem Champions-League-Match in London kann der FCB in der Ostschweiz seinen eigenen Startrekord einstellen.

17.04.2016; Basel; Fussball Super League - FC St. Gallen - FC Basel; Renato Steffen (Basel) jubelt nach dem Tor zum 5:0 (Daniela Frutiger/freshfocus)

(Bild: Daniela Frutiger/feshfocus)

Eine Wiederholung des Systemtests wie beim Zittersieg in Lausanne wird es in dieser Form beim FC Basel am Samstag (20 Uhr) in St. Gallen nicht geben. Vier Tage vor dem Champions-League-Match in London kann der FCB in der Ostschweiz seinen eigenen Startrekord einstellen.

Am Ende eines kleines Exkurses über taktische Grundordnungen räumte es Urs Fischer am Freitag kurz und prägnant ein: «Ich bin froh, dass es nicht in die Hose gegangen ist.»

Am Mittwoch hatte er seine Mannschaft in einem in der laufenden Saison noch nicht praktizierten 3-5-2-System ins Rennen geschickt, und herausgekommen war in Lausanne eine lausige erste Halbzeit und ein 0:1-Rückstand, mit dem der Meister noch gut bedient war.

Am Ende resultierte beim Aufsteiger dennoch ein 2:1-Sieg, und Fischer stellte zwei Tage später fest: «Es ist gut, dass wir das durchgezogen haben, dass wir in der Pause am System festgehalten haben. Viel schlimmer wäre es gewesen, den Versuch in der Halbzeit abzubrechen. Wir haben ein Polster, da darf man was probieren.»

Für Fischer sind Systeme eine Frage der Interpretation

Fischer gab einen Einblick in Für und Wider einer Dreierabwehrkette, eines Fünfermittelfelds und eines Zwei-Mann-Angriffs: Nebst der Überzahl im Mittelfeld bei eigenem Ballbesitz und mit zwei aufgerückten Flügelspielern und einer zusätzlichen Anspielstation in vorderster Linie, fordert ein 3-5-2 von den Aussen eine enorme Laufbereitschaft. Zudem wird es gegen den Ball für das Dreiermittelfeld schwieriger, die gesamte Breite des Feldes abzudecken.

Soweit die graue Theorie. Der Praxistest unter Wettkampfbedingungen in Lausanne funktionierte 45 Minuten überhaupt nicht, aber Fischer findet: «Wir bewegen uns auch im 4-2-3-1 nicht weit weg vom 3-5-2.» Und der Trainer des FCB findet die Systemdiskussion ohnehin «eine Frage der Interpretation».

Das heisst für ihn: Es kommt einerseits auf den Gegner an, und andererseits darauf, was die Mannschaft, was jeder einzelne Spieler aus den Vorgaben des Trainers macht: «Eine Vermischung von Systemen hat man eigentlich immer auf dem Platz. Mit dem Ziel, Räume und Anspielstationen zu schaffen und den dementsprechenden Laufwegen. Manchmal ist das eine Spur offensiver, manchmal eine Spur defensiver.»

Schon am Mittwoch hatte er nach dem Spiel anklingen lassen, dass die vergangene Saison in der Europa League angewendete 3-5-2-Grundformation (gegen St. Etienne und Sevilla) nun in der Champions League gegen Arsenal und Paris St-Germain wieder als probates Mittel erachtet wird.

In St. Gallen zurück zu Bewährtem

Was das für den Samstag und St. Gallen bedeutet? «Unser Auftritt muss stimmen», sagt Fischer, und kündigt, was die Grundordnung anbelangt, die Rückkehr zum Bewährten an. Mit kleinen Modifikationen. So darf man davon ausgehen, dass Geoffroy Serey Die nach zwei Spielen in fünf Tagen eine Pause erhält, und das gleiche dürfte für Matias Delgado gelten im Hinblick auf den Mittwoch bei Arsenal.

* Siege-Unentschieden-Niederlagen
** Nach 8 von 9 Runden
Das erste Saisonquartal des FC Basel seit 2003
Saison Platzierung Punkte S-U-N* Tore Saisonende
2003/04 1. 27 9-0-0 33:9 Meister
2004/05 2. 18 5-3-1 23:10 Meister
2005/06 1. 18 5-3-1 21:13 2.
2006/07 5. 13 4-1-4 19:16 2.
2007/08 2. 19 6-1-2 18:13 Meister
2008/09 1. 24 8-0-1 21:7 3.
2009/10 7. 12 3-3-3 13:15 Meister
2010/11 4. 15 4-3-2 18:14 Meister
2011/12 2. 15 4-3-2 22:12 Meister
2012/13 4. 14 3-5-1 13:9 Meister
2013/14 2. 18 5-3-1 16:8 Meister
2014/15 1. 21 7-0-2 22:13 Meister
2015/16 1. 24 8-0-1 25:11 Meister
2016/17** 1. 24 8-0-0 26:6 ?

Im zentralen Mittelfeld ist deshalb mit Alexander Fransson (defensiv) und Mohamed Elyounoussi (offensiv) zu rechnen. Ausserdem könnte Adama Traoré wieder die linke Abwehrseite übernehmen. Dafür müsste Omar Gaber weichen.

«Der Gegner hat turbulente Zeiten hinter sich», sagt Fischer über den FC St. Gallen. Mit dem Sieg im Cup bei Le Mont und dem ersten Auswärtssieg (nach einer saisonübergreifenden Serie von elf Auswärtsspielen ohne Dreier) in Thun habe Joe Zinnbauers Team aber auch Selbstvertrauen getankt.

Die frische Erinnerung an das 7:0

In Roman Buess und Albian Ajeti stehen neu zwei weitere Ex-Basler im St. Galler Kader (neben Marco Aratore), und dazu kommen der erfahrene Abwehrrecke Karim Haggui (von Fortuna Düsseldorf) und Ex-GCler Nzuzi Toko als neuer Captain.

Fischer erwartet die Grünweissen einen Zacken offensiver als vergangene Saison, mit schnellen Flügelspielern, und er schätzt: «Sie werden kämpfen bis zum Umfallen. Sie haben uns vergangene Saison das Leben schwer gemacht, und da rede ich nicht vom 7:0.»



Matias Emilio Delgado von Basel enteilt Florent Hanin von St. Gallen, im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Basel, am Sonntag, 17. April 2016, in der AFG Arena in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Sinnbild des St. Galler 0:7-Debakels im April: Florent Hanin am Boden, und Matias Delgado zieht davon. (Bild: Keystone/GIAN EHRENZELLER)

Dieses 7:0 steht seit dem 17. April diesen Jahres als höchster Auswärtssieg des FCB in den Super-League-Annalen, ein Spiel, in dem der alte und neue Meister erst lustvoll und dann gnadenlos zum Rekordsieg stürmte. Andererseits hat der FCB in der St. Galler Arena – wenn man auf die zurückliegenden fünf Jahre blickt – die schlechteste Auswärtsbilanz, nämlich eine negative (zwei Siege, jeweils drei Remis und Niederlagen).

Zweiter Anlauf zur Einstellung des Startrekordes

Fischer weiss also, was seine Mannschaft erwartet, und er weiss, was er von ihr verlangt: «Wir müssen besser sein als in der ersten Halbzeit in Lausanne. Die wichtigste Frage für mich ist deshalb: Was machen wir?» Wenn dann im neunten Spiel der neunte Sieg herausspringt, ist der Startrekord aus der Saison 2003/04 (9 Siege, 33:9 Tore) eingestellt. «Darum geht es mir nicht, aber wenn es gelingt: umso schöner», sagt Fischer.

Vergangene Saison standen Fischer und der FCB schon einmal dicht davor, kassierten dann aber im neunten (spektakulären) Spiel die krachende 3:4-Niederlage bei den Young Boys.

Der Blick auf die aktuelle Tabelle (Fischer: «Im Moment gefällt sie mir») mit dem monströsen Vorsprung von elf Punkten auf das Trio YB, Luzern und Lugano könnte nach dem ersten Saisonquartal noch erfreulicher sein – oder desillusionierender, je nach Perspektive.

 

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