Thun–FCB: Die Einzelkritiken

Valentin Stocker, Marco Streller und Xherdan Shaqiri – sie alle zeigten sich beim 3:2-Sieg des FC Basel beim FC Thun von ihrer spielfreudigsten Seite. Am anderen Ende der Skala liegt Cabral, der den Ausflug ins Berner Oberland wohl schnellstmöglich vergessen möchte.

Abgang mit Gelb-Rot von Schiedsrichter Sascha Amhof: Cabral bekommt von Alex Frei noch die Meinung gegeigt für den Platzverweis in Thun. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)

Valentin Stocker, Marco Streller und Xherdan Shaqiri – sie alle zeigten sich beim 3:2-Sieg des FC Basel beim FC Thun von ihrer spielfreudigsten Seite. Am anderen Ende der Skala liegt Cabral, der den Ausflug ins Berner Oberland wohl schnellstmöglich vergessen möchte.

Yann Sommer | 3,5
Es schien, als sei der Basler Goalie in der 79. Minute durch den wunderbaren Frühlingsabend im Berner Oberland eingelullt worden. Dabei hatte er doch zu diesem Zeitpunkt die imposanten Berner Berggipfel im Rücken. Weder Niesen, Eiger, Mönch noch Jungfrau tragen also Schuld daran, dass Sommer bei Dennis Hedigers Verzweiflungsschuss sehr spät reagierte. Vielleicht am ehesten noch der Kunstrasen, auf dem der Ball an Sommer vorbei an den Pfosten, zurück an Sommers Kopf und dann zum 2:3 ins Basler Tor trudelte.

Philipp Degen | 4
Defensiv nur mit zwei Wacklern. Aber offensiv braucht der einst so unbekümmerte Rechtsverteidiger noch einige Spiele, um wieder jenes Urvertrauen zu haben, das ihn in seiner ersten Zeit beim FCB so sehr auszeichnete. Immerhin, in Hälfte zwei gelangen ihm im Gegensatz zur ersten Halbzeit ein paar gute Vorstösse.

David Abraham | 5
Es geschieht selten, dass ein Innenverteidiger bei zwei Toren des Gegners so weit vom Geschehen entfernt ist und ihn trotzdem keine Schuld trifft. Marco Schneuwly, die einzige Thuner Spitze, hatte er gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Dragovic jedenfalls fest im Griff. Und dann fand Abraham immer wieder Zeit und Musse, sich in den Angriff einzuschalten.

Aleksandar Dragovic | 4,5
Seine Stärken im Zweikampf waren für einmal gar nicht so gefragt, weil die Thuner sehr selten Druck auf das Basler Zentrum brachten. So konnte sich Dragovic kaum einmal in brenzligen Situationen auszeichnen. Und die offensiven Ausflüge überliess er Nebenmann Abraham.

Joo Ho Park | 5
Er steigerte sich noch einmal nach seinem bereits äusserst soliden Auftritt gegen Servette. Diesmal liess er sich vielleicht einmal zu sehr in die Mitte ziehen, als Volina in der 35. Minute ins Aussennetz schoss. Sonst aber blieb er hinten ohne Fehl und Tadel. Und dann scheint der Südkoreaner endlich wieder die Lust an der Offensive entdeckt zu haben. Zum Glück – bei seinem Speed ist eigentlich jedes Spiel ohne Rush auf dem Flügel ein verschenktes. Beste Aktionen: Der Steilpass auf Alex Frei, der das 2:1 einleitete und eine Massflanke auf Marco Streller in der 63. Minute.

Xherdan Shaqiri | 5,5
Schien sich von Beginn weg auf dem letzten verbliebenen Kunstrasen der Super League wohl zu fühlen. Wuselte hier, dribbelte da, schoss dort (auch mal an den Pfosten) und gab die Assists zum 1:0 und zum 3:1. Wobei vor allem das Zuspiel auf Frei in der 59. Minute allerfeinste Sahne war.

Cabral | 1
War leider lange genug auf dem Feld, um benotet zu werden: Dreissig Minuten zum Vergessen. Erst vertändelte er in der 8. Minute völlig unmotiviert den Ball im eigenen Strafraum. Dann setzte er gegen den Ballklauer Volina so ungeschickt nach, dass er mit dem Elfmeter zum 1:1 und einer Gelben Karte bestraft wurde. Und dann wollte er seinen Fehler derart ungestüm wieder gut machen, dass er sich zu einem Foul in der gegnerischen Platzhälfte hinreissen liess. Gelb-Rot nach dreissig Minuten, Feierabend.

Benjamin Huggel | 5
Ja, ja. Nachdem der Münchensteiner seinen Rücktritt auf Ende Saison bekannt gegeben hat, kann man sich nach jedem Spiel die Frage stellen, ob er dem Konkurrenzkampf in der kommenden Spielzeit nicht vielleicht doch gewachsen wäre. In Thun jedenfalls liess er keine Zweifel daran aufkommen, dass er seine letzten Spiele als Fussballprofi in vollen Zügen geniessen will. Präsent, zweikampfstark, ballsicher war Huggel. Also so, wie fast immer.

Valentin Stocker | 5,5
Eigentlich hätte der linke Flügel noch einen Assistpunkt gut. Aber den verwehrte ihm Alex Frei, indem er Stockers Einladung, aus acht Metern ein Tor zu erzielen, rundweg ablehnte (54.). Das ändert nichts an Stockers guter Leistung. Nicht nur, weil er per Abstauber das 2:1 erzielte. Mit Linksverteidiger Park scheint er sich gut zu verstehen; in welcher Sprache auch immer. Und mit Jass-Kumpel Streller scheint er sich schon fast blind zu verstehen.

Alex Frei | 5
Vielleicht kamen bei ihm Erinnerungen an glückliche Juniorenzeiten auf, nachdem Cabral das Feld unfreiwilligerweise verlassen hatte. Jedenfalls durfte Frei wieder einmal im zentralen Mittelfeld schalten und walten – dort, wo er einst als Junior die klassische Nummer 10 gegeben hatte. Oder sollten wir besser schreiben: Er durfte sich offiziell im zentralen Mittelfeld umtun – da er dort ja auch bei Spielen mit elf gegen elf immer wieder mal herumstromert? Auf jeden Fall hatte er seine besten Szenen dort, wo er eben seine grössten Stärken hat: im gegnerischen Strafraum. So war er am 2:1 beteiligt und erzielte das 3:1 Frei-like selbst.

Marco Streller | 5,5
Es war ein Tor, das jedes Wochenende zehntausende von Fussballern zu erzielen versuchen – und meist mehr oder weniger grandios scheitern. Marco Streller gab ihnen allen noch einmal Anschauungsunterricht, als er in der 6. Minute nach innen zog, aus rund 17 Metern mit dem linken Innenrist schoss und aus seiner Sicht oben links ins Thuner Tor traf. Ein Auftritt mit viel Lauf- und vor allem Spielfreude. Am Mittwoch in Lausanne wird er allerdings gelb-gesperrt fehlen.

Fabian Frei | –
Ersetzte in der 78. Minute Xherdan Shaqiri. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Jacques Zoua | –
Kam in der 85. Minute für Alex Frei. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Stephan Andrist | –
Durfte gegen seinen Ex-Club erst in der 94. Minute für Benjamin Huggel aufs Feld, konnte immerhin einmal aufs Tor schiessen und war natürlich trotzdem zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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