Tomas Vaclik: «Unaufhaltsam? Das klingt arrogant»

Erst wenn die Champions League läuft, findet Tomas Vaclik (25), wird sich weisen, wie stark dieser FC Basel wirklich ist. Der neue Torhüter erzählt im Interview, warum Trainer Paulo Sousa ständig aufs Spielfeld ruft, erklärt, warum er beim Freistoss-Gegentor gegen den FCZ zu spät dran war und wie sich von seinem Wohnort Allschwil eine praktische Fahrgemeinschaft ergeben hat.

«Ein voller St.-Jakob-Park gibt uns jede Menge Kraft» – der neue FCB-Torhüter Tomas Vaclik beim Sieg gegen den FC Zürich. (Bild: Christian Pfander/Freshfocus)

Erst wenn die Champions League läuft, findet Tomas Vaclik (25), wird sich weisen, wie stark dieser FC Basel wirklich ist. Der neue Torhüter erzählt im Interview, warum Trainer Paulo Sousa ständig aufs Spielfeld ruft, erklärt, warum er beim Freistoss-Gegentor gegen den FCZ zu spät dran war und wie sich von seinem Wohnort Allschwil eine praktische Fahrgemeinschaft ergeben hat.

Tomas Vaclik, nach dreieinhalb Wochen und vier Spielen kann man von einem guten Start für Sie in Basel sprechen.
Nicht nur für mich, sondern für das gesamte Team, den Club und die Fans war es ein sehr guter Start, für den neuen Trainer, die neuen Spieler. Und auch für mich, das ist wahr.

Sie haben gut reingefunden bei Ihrem neuen Club, quasi mit der ersten Parade in der Anfangsphase des Aarau-Spiels.
Schon, ich fühle mich gut nach diesen vier Spielen, allerdings wir haben vier Gegentore bekommen und ich finde, es könnten weniger sein. Weil man immer etwas besser machen kann. Wichtig ist mal, dass wir zwölf Punkte haben. Die ersten vier Spiele zu gewinnen ist gut, wenn man wie Paulo Sousa mit einer Mannschaft in eine neue Ära startet. Wir müssen so weitermachen und versuchen, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen, denn wenn die Champions League beginnt, wird das Programm hart für uns. Jetzt müssen wir so viele Punkte wie möglich holen, um auf diese Phase vorbereitet zu sein. Wenn möglich, am besten alle.

Keine Diskussion über den Torhüter in den ersten vier Spielen zeigt, dass Tomas Vaclik als Nachfolger von Yann Sommer ein guter Einstieg beim FC Basel geglückt hat.

Keine Diskussion über den Torhüter in den ersten vier Spielen zeigt, dass Tomas Vaclik als Nachfolger von Yann Sommer ein guter Einstieg beim FC Basel geglückt ist. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Sie sagen, es hätten weniger Gegentore sein können. Was ist mit dem Freistoss-Gegentreffer am Samstag gegen Zürich? War da nichts zu machen?
Ich war nahe dran, diesen Ball zu haben. Aber der Freistoss war sehr gut geschossen, und manchmal muss man einräumen: Okay, der Schütze war besser als ich. Obwohl ich hart arbeite, kann so etwas jederzeit passieren, aber wir haben ja trotzdem 4:1 gewonnen, und ich versuche einige Sachen zu verändern, so dass ich einen solchen Ball das nächste Mal abwehren kann.

Was kann man verändern? Standen Sie nicht optimal?
Ich sehe den Ball ein bisschen spät, als er über die Mauer kommt. Ich stehe so lange wie möglich, weil ich mich um meine Torwartecke kümmern muss, und deshalb reagiere ich spät. Ich bespreche dieses Tor mit Massimo Colomba und Germano Vailati, wir überlegen, wo ich stehen könnte, was ich besser machen könnte.

Was sagt denn Goalietrainer Colomba dazu?
Es geht zum Beispiel darum, wie viele in der Mauer stehen. Wenn es einer weniger ist, sehe ich den Ball vielleicht früher und kann somit früher reagieren. Es waren fünf von uns und ein paar Gegner in der Mauer. Ich muss mit den Jungs reden, dass sie mir Raum verschaffen, den Gegner ein bisschen aus der Mauer drücken, damit ich eine bessere Sicht auf den Ball habe.

«Ich bin glücklich, Massimo und Germano zu haben.» – Tomas Vaclik mit Torhütertrainer Massimo Colomba (rechts).

Nun beobachten die Leute von aussen nicht nur den neuen Torhüter des FCB, sondern auch den Trainer, und der scheint ständig auf seine Spieler einzureden. Auch Ihnen ruft er bei fast jeder Ballberührung, bei fast jedem Auskick etwas zu und gestikuliert. Was will er denn von Ihnen?
Er will vor allem das Spiel kontrollieren, er will kurze Pässe und er will Ballbesitz. Wenn du den langen Ball spielst, musst du um ihn kämpfen. Paulo sagt, beziehungsweise er fragt uns: Was ist besser für euch – den Ball zu haben oder hinter ihm her zu rennen? Und natürlich ist es besser, den Ball in eigenen Reihen zu haben. Und das fängt bei mir und den Verteidigern an. Wenn ich den Ball von hinten heraus gut verteile, ist es für die Jungs so viel einfacher, das Spiel aufzubauen. Hinter heraus zu spielen ist die richtige Lösung, kann aber auch riskant sein. Aber der Coach will das, und wir trainieren das, um uns zu verbessern.

Der Trainer sieht es mit gemischten Gefühlen: Tomas Vaclik mit einem weiten Abschlag.

Der Trainer wird es mit gemischten Gefühlen sehen: Tomas Vaclik mit einem weiten Abschlag. (Bild: Claudia Minder/Freshfocus)

Am Ende müssen Sie selbst die Entscheidung treffen: Pass zum Mitspieler, wenn es eng wird, oder langer Ball nach vorne.
Natürlich, aber das ist das Motiv des Trainer, er sagt uns das immer wieder und wir haben das im Kopf. Also nehmen wir auch das Risiko, wenn uns der Gegner presst, versuchen mit kurzen Pässen hinten raus zu spielen, uns aus dem Pressing zu befreien und dann in die gefährlichen Räume für den Gegner zu kommen.

Und jetzt können Sie ja von sich behaupten, dass es Ihr weiter Abschlag auf Kakitani war, der das vierte Tor gegen Zürich eingeleitet hat.
Das war am Ende des Spiels, Zürich hat versucht zu pressen – also habe ich auf Kaki abgeschlagen und der ist sehr schnell. Er hat das beste daraus gemacht und Matias Delgado das Tor aufgelegt. Das ging schnell und war recht simpel, und natürlich kann man das nicht die ganze Zeit über so spielen.

Und Paulo Sousa war zufrieden damit?
Ich weiss es nicht. Er hat gar nichts gesagt dazu.

«Ein voller St.-Jakob-Park gibt uns jede Menge Kraft» – der neue FCB-Torhüter Tomas Vaclik beim Sieg gegen den FC Zürich.

Noch einmal zu Ihnen: Wo sind Sie untergekommen?
Ich und meine Freundin haben eine Wohnung in Allschwil gefunden, ganz in der Nähe von Marek Suchy. Das ist sehr praktisch, denn wir können zusammen mit einem Auto zum Training fahren…

…was ökonomisch ist und ökologisch sinnvoll…
Nicht nur das, wir können schon auf der Fahrt ein paar Sachen besprechen und hinterher auch. Das ist perfekt.

Haben Sie inzwischen die Stadt ein bisschen kennengelernt?
Vergangenes Wochenende hatten ich und meine Freundin Besuch. Wir haben die paar wenigen Plätze angeschaut, die wir kennen, den Marktplatz, am Rhein entlang, aber jedes Mal, wenn wir in der Stadt sind, entdecken wir etwas Neues.

Und das Rheinschwimmen, haben Sie das inzwischen ausprobiert.
Noch nicht! Zu viel Regen, und das Wasser ist im Moment zu schmutzig.

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