Tomas Vaclik und der Sommerflirt mit Sevilla

Es sind bewegte Tage beim FC Basel. Nach der Verpflichtung von Aldo Kalulu sowie den Abgängen von Michael Lang und Mohamed Elyounoussi haben nun Spekulationen um Torhüter Tomas Vaclik und einen Wechsel nach Sevilla Konjunktur.


Die Hoffnung, mit einer weitgehend unveränderten Mannschaft ab 21. Juli die ersten grossen, in dichtem Takt aufeinanderfolgenden Aufgaben angehen zu können, ist beim FC Basel zerstoben. Zwei Leistungsträger – der nach der WM zu Borussia Mönchengladbach wechselnde Michael Lang und und der zu Southampton abgewanderte Mohamed Elyounoussi – sind weg und ein dritter steht zur Disposition. 

Laut spanischen Medienberichten ist der Sevilla FC an Tomas Vaclik interessiert. Der tschechische Nationaltorhüter, seit 2014 im FCB-Trikot die Zuverlässigkeit in Person, soll in Andalusien Sergio Rico und David Soria ersetzen, die offenbar beide den Klub verlassen wollen. 

Die Ende der Woche aufgekommenen Spekulationen scheinen den 29-jährigen Vaclik nicht in Aufregung zu versetzen. Am Samstag war er beim Testspiel des FCB in Geretsried gegen 1860 München (1:1) nicht im Einsatz und wurde rund um die Partie vertieft in Literatur (Dan Brown, «Origin») am Spielfeldrand beobachtet.

Aus der Lust an einem Schritt in eine grössere Liga, vor allem die englische Premier League, hat Vaclik nie ein Hehl gemacht. Vor Jahresfrist war er im Visier von Benfica Lissabon, das Ablöseangebot entsprach damals aber bei Weitem nicht den Basler Vorstellungen.

Zum neuen Sommerflirt mit Sevilla konnte und wollte Vaclik gegenüber der TagesWoche keine Auskunft geben. Das kann alles oder nichts bedeuten, wie ein Dementi klingt es nicht. Vor ein paar Wochen noch hatten die Verantwortlichen des FCB darauf gepocht, Vaclik nicht abgeben zu wollen.

Vor dem aktuellen Hintergrund bekommt die Verpflichtung von Jonas Omlin noch mehr Gewicht. Anfang Juni hatte der FCB den 24-Jährigen dem FC Luzern abgeworben. Nach Informationen der «Luzerner Zeitung» hat sich der FCB das 1,2 Millionen Franken Ablöse plus mögliche Boni kosten lassen. Dafür hat er ein Talent mit 51 Super-League-Einsätzen und zwei Spielen auf internationalem Parkett (Qualifikation Europa League) bekommen.

Für Omlin könnte es schneller ernst werden, als geplant

Omlin soll beim FCB als Nachfolger von Vaclik aufgebaut werden, und der Zeitpunkt der Übergabe könnte nun schneller eintreten als geplant. Zum Abgang von Elyounoussi, der dem FCB über 20 Millionen Franken in die Kasse spült, sagte Sportdirektor Marco Streller am Wochenende: «Dann kommen so Angebote, bei denen man als Schweizer Klub eigentlich machtlos ist.» Das könnte nun ein weiteres Mal so sein.

Der Sevilla FC, gefeierter Dreifach-Gewinner der Europa League (2014, ‘15 und ‘16), ist in der zurückliegenden Saison als Siebter gerade noch so in die Qualifikation zur Europa League gerutscht. Unter dem neuen Trainer Pablo Machin werden nun offenbar die Karten neu gemischt, und mit dem Verkauf der beiden Torhüter rechnet man mit Einnahmen jenseits der 20-Millionen-Euro-Grenze. Ausserdem hat die Primera Division gerade die Fernsehrechte für 3,5 Milliarden Euro verkauft, der den Klubs von 2019 an jährlich 15 Prozent mehr Einnahmen verspricht.

Gut möglich also, dass dieses Mal bei einem Sommerflirt von Tomas Vaclik der adäquate Betrag für die Auflösung seines in Basel noch bis 2021 laufenden Vertrags geboten wird. Spanischen Quellen zufolge soll eine Ablöse von acht bis zehn Millionen Euro im Raum stehen. Einer jener Beträge also, bei dem der FC Basel, wie es Streller grundsätzlich ausdrückt, «nicht Nein sagen kann».

Streller kündigt «sehr bald» Lang-Ersatz an

Vaclik wird nicht die letzte Personalie sein, die den Sportdirektor in Bewegung hält. Im klubeigenen TV-Kanal machte er im Trainingslager am Tegernsee deutlich, dass auf der Rechtsverteidiger-Position «sicher noch etwas passieren wird». Der «Blick» verbreitete Mitte vergangener Woche, dass der FCB an Kevin Rüegg interessiert sei, dem 19-jährigen Eigengewächs des FC Zürich.

«Wir sind unter Zeitdruck, aber das mit Michael Lang kam nicht völlig überraschend», so Streller. «Wir haben Vorgespräche geführt und können hoffentlich sehr, sehr bald einen Zuzug melden.» Schon am 21. Juli beginnt die Saison für den FCB mit dem Heimspiel gegen den FC St. Gallen. Am 24. Juli in Saloniki und am 1. August beim Rückspiel in Basel folgen dann sogleich die ersten kapitalen Partien in der Qualifikation zur Champions League. 

Die Dringlichkeit wird dadurch noch erhöht, weil Taulant Xhaka momentan nicht zur Verfügung steht. Der Routinier, eigentlich als Back-up auf der rechten Verteidigungsseite vorgesehen, fällt mit einer Oberschenkelverletzung für unbestimmte Zeit aus. Das Gleiche hiess es am Wochenende nach dem Testspiel gegen 1860 München auch von Samuele Campo, dem die Rolle als Taktgeber im Mittelfeld zugedacht ist.

Im Schweizer Cup bekommt es der FC Basel in der ersten Runde (18./19. August) mit den Amateuren des FC Montlingen (2. Liga)  zu tun.

https://tageswoche.ch/sport/innerhalb-von-zwei-stunden-verliert-der-fc-basel-michael-lang-und-mohamed-elyounoussi/

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