Tor- und trostloser Klassiker auf Neuschnee im Letzigrund

Der Klassiker zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel, das Aufeinandertreffen der beiden erfolgreichsten Teams der Rückrunde, endet mit einem enttäuschenden 0:0. Der FCZ war die letzte halbe Stunde in Unterzahl, was den Baslern mehr Spielanteile, aber keine klaren Chancen bescherte.

23.03.2014; Zuerich; Fussball Super League - FC Zuerich - FC Basel; Mario Gavranovic (FCZ) gegen Gaston Sauro (Basel) (Andreas Meier/freshfocus) (Bild: Andreas Meier/Freshfocus)

Der Klassiker zwischen dem FC Zürich und dem FC Basel, das Aufeinandertreffen der beiden erfolgreichsten Teams der Rückrunde, endet mit einem enttäuschenden 0:0. Der FCZ war die letzte halbe Stunde in Unterzahl, was den Baslern mehr Spielanteile, aber keine klaren Chancen bescherte. Einer war besonders angefressen deswegen: FCB-Captain Marco Streller.

Als knapp ein Stunde vorüber war, als der Letzigrund im leisen Schneeregen eines Wintereinbruchs im März vorweihnachtliche Atmosphäre verströmte, brachte Schiedsrichter Nikolaj Hänni die Partie endgültig zum Erliegen. Eine sehr strenge Entscheidung, eine gelb-rote Karte für Ivan Kecojevic für ein Foul an Marco Streller, dem eine haarscharfe Abseitsstellung des FCB-Captains vorausging, stellte ein numerisches Ungleichgewicht her.

Mit dem Platzverweis war Urs Meier nicht einverstanden. Genau genommen regte sich der FCZ-Trainer fürchterlich auf über Schiedsrichter Hänni und schaffte es gerade so, sich verbal zu zügeln: «Ich komme manchmal nicht ganz draus.»

Von Hännis strengem Urteil sollte sich das Klassiker nicht mehr erholen. Der FCZ, mit sechs Siegen aus sieben Spielen zur Mannschaft der Rückrunde avanciert, versuchte nur noch, das torlose Unentschieden über die Zeit zu bringen, und der FC Basel machte keine besonderen Anstalten, um aus der Überzahl Kapital zu schlagen.

Der FCB ohne Durchschlagskraft

«Wir haben sicher nicht auf Unentschieden gespielte», versuchte Murat Yakin vorauseilend Fragen nach seinem Coaching den Wind aus den Segeln zu nehmen. Seine Wechsel in der letzten halben Stunde erklärte er mit Vorsicht (der gelb-belastete Geoffroy Serey Die) und mangelndem Einfluss (Davide Callà). Eine zwingende Torchance sprang auch mit Mohamed Elneny und Valentin Stocker, der leicht angeschlagen auf der Bank Platz genommen hatte, nicht mehr heraus.

Dazu fehlte dem FCB nach dem kräfteraubenden Donnerstag in Salzburg der Punch, die«Durchschlagskraft», wie Yakin anmerkte, dazu war sein Spiel zu fehlerhaft und ungenau, und das auf einem schwierig zu bespielenden Platz gegen einen sehr tief stehenden Gegner.

Der angefressene Streller

Während Yakin mit dem 13. Remis dieser Saison nicht unzufrieden war, ihn der auf drei Punkte geschmolzene Vorsprung auf die Grasshoppers unbeeindruckt lässt («Ich schaue nicht auf andere»), gab es doch noch einen im Basler Lager, der sich nach Spielende nicht begnügen wollte: Marco Streller.

«Es stresst mich, wenn man mit diesem Punkt zufrieden ist», polterte der Captain, «und ich bin jetzt einfach angefressen, weil wir diese Chance nicht gepackt haben. Wenn du zehn gegen elf spielen kannst, ist das kein guter Punkt.» Streller geiselte die Passivität des FCB und sagte: «Natürlich kann man die Müdigkeit nach dem Donnerstagsspiel anführen. Aber das lasse ich als Ausrede nicht gelten.»

Der Klassiker hält nicht, was er versprach

Nicht, dass die Partie vor dem Platzverweis von höherer Qualität gewesen wäre. Schon in der Anfangsphase verstrickten sich die Akteure in viele Zweikämpfe, Spielfluss kam kaum auf und die Zürcher – ohne die gesperrten Chikhaoui, Schönbachler und Teixeira – verloren nach einer Viertelstunde in Philipp Koch einen weiterer Verteidiger verletzungsbedingt.

Der Klassiker, als Duell der beiden besten Teams der Rückrunde schmackhaft gemacht, entfaltete nie irgendwelchen Zauber. Weder ging er von den Zürchern in ihrem neuen 3-5-2-System aus, noch vom FCB in einem 4-3-1-2 mit Davide Callà hinter der Doppelspitze Streller/Giovanni Sio. Es war vor knapp 15’000 Zuschauern unter dem Strich ein enttäuschender Match, der in der zweiten Halbzeit unter dem Wetter und Hänni litt.

Die Zürcher, die anno 2013, genauer am 11. August vergangenen Jahres diejenigen waren, die dem Meister die letzte (und einzige) Niederlage dieser Saison beibringen konnten, blieben viel von dem schuldig, was ihnen nachgesagt wurde und freuten sich, wenigstens diesen einen Punkt behalten zu haben. «Mehr als verdient», wie Urs Meier findet.

Kaum nennenswerte Chancen

Abgesehen von zwei, drei Halbchancen war es lediglich Franck Etoundis Schuss, der, leicht abgefälscht von Gaston Sauro, in der 42. Minute Yann Sommer auf die Probe stellte. Es gab noch eine winzige Druckphase kurz nach der Pause, die der FCZ auf dem frisch beschneiten Rasen des Letzigrund zu erzeugen vermochte. Aber zweimal Mario Gavranovic und Etoundi scheiterten aus guter Position.

Dann kam der Platzverweis, und danach ging der FC Basel zu zaghaft zu Werke, um als Sieger vom Platz zu gehen. Ein Diagonalschuss von Serey Die, den David Da Costa um den Pfosten lenkte (37.), und ein Kopfball Philipp Degens (41.) waren die einzig nennenswerten Chancen vor dem Seitenwechsel gewesen. Eine weitere Parade musste der FCZ-Schlussmann gegen den Freistoss von Fabian Frei im Anschluss an den Platzverweis leisten – und eine von Streller knapp verpasste Hereingabe Philipp Degens in der 70. Minute war es dann auch schon.

Mehr wollte, mehr konnte der FC Basel an diesem Sonntag wohl nicht.

Die gute Nachricht: Am Mittwoch gegen Luzern gibt es kein Remis

Mit diesem torlosen Unentschieden verlängert der FCB seine Serie der Ungeschlagenheit in der Meisterschaft auf 21 Partien, und es läuft darauf hinaus, dass es am 27. April beim Gastspiel von GC im St.-Jakob-Park zu einem Showdown im Titelrennen kommt. Vier Runden sind bis dahin zu spielen. Und dazwischen liegen auch noch zwei Europa-League-Viertelfinals gegen Valencia – und mindestens ein Cup-Spiel.

Am Mittwoch kommt der FC Luzern zum Halbfinal nach Basel. Ein weiteres Unentschieden, so viel ist gewährleistet, wird es dann nicht geben.

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Mit sechs Siegen in Serie ist der FC Zürich in die Frühjahrsrunde gestartet. In Zürich wurden bereits Erinnerungen an die unglaubliche Zürcher Aufholjagd von 2006 wach, als der FCZ den FC Basel in wortwörtlich letzter Sekunde vom Thron stossen konnte.

Am letzten Wochenende aber haben die Zürcher Träume gleich einen doppelten Dämpfer erhalten. Da wurde nicht nur das Auswärtsspiel beim FC Luzern nach magerer Leistung 0:1 verloren. Es handelten sich auch gleich drei Leistungsträger eine Gelbsperre für den Klassiker gegen den FCB ein. Yassine Chikhaoui, Marco Schönbächler und Filipe Teixeira verpassen die wohl letzte Chance der Zürcher, noch einmal in den Titelkampf einzugreifen.

In Zürich wird das als schlechtes Omen wahrgenommen. Doch FCB-Trainer Murat Yakin sagt: «Der FCZ hat ein genügend breites Kader, um die Ausfälle zu kompensieren.»

Und schliesslich wird auch Yakin nicht so aufstellen können, wie er gerne möchte. Vor drei Wochen hatte er noch erklärt, gegen eine Dreier-Abwehrkette des Gegners müsse man eigentlich auch mit einer Dreierkette antreten: «Sonst hast du auf dem Flügel ein Problem.»

Nun spielt der FCZ mit einer Dreier-Abwehr. Doch Yakin selbst kann nicht. «Woher soll ich die Innenverteidiger nehmen», fragt er mit einem Lächeln. Fabian Schär ist im Aufbau, Arlind Ajeti hat sich in Salzburg eine Zerrung zugezogen – und Fabian Frei scheint im zentralen Mittelfeld unersetzbar.

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