Und jetzt ab in den Samba-Kurs

Das hat es noch nie gegeben: Mit dem 2:1 (0:0)-Sieg in Albanien erreicht die Schweizer Nationalmannschaft noch vor dem letzten Qualifikationsspiel eine WM-Endrunde. Das Team von Ottmar Hitzfeld baute ihre Serie auf 13 Spiele ohne Niederlage aus, und schon jetzt verspricht Xherdan Shaqiri: «Unser Hunger ist gross. Wir werden auch in Brasilien für Furore sorgen.»

epa03906368 Swiss Xherdan Shaqiri (front) is congratulated by his teammates after scoring during the FIFA World Cup 2014 qualifying soccer match between Albania and Switzerland in Tirana, Albania, 11 October 2013. EPA/ARMANDO BABANI (Bild: Keystone/ARMANDO BABANI)

Das hat es noch nie gegeben: Mit dem 2:1 (0:0)-Sieg in Albanien erreicht die Schweizer Nationalmannschaft noch vor dem letzten Qualifikationsspiel eine WM-Endrunde. Das Team von Ottmar Hitzfeld baute ihre Serie auf 13 Spiele ohne Niederlage aus, und schon jetzt verspricht Xherdan Shaqiri: «Unser Hunger ist gross. Wir werden auch in Brasilien für Furore sorgen.»

«Weiter, weiter», rief Ottmar Hitzfeld. Der Nationaltrainer tigerte nach einer Stunde mit gewohnt angespanntem Gesichtsausdruck durch seine Mixed Zone, klatschte in die Hände und trieb seine Mannschaft an: «Weiter, weiter!» Es stand 1:0 im Qemal Stafa-Stadion von Tirana und das war Hitzfeld noch nicht genug. Jenes Führungstor, das Xherdan Shaqiri kurz nach dem Seitenwechsel erzielt hatte, hart an der Abseitsgrenze, nach einem eigentlich missglückten Abschluss von Granit Xhaka, der zur idealen Vorlage geriet.

Zur WM 2014

Die Schweizer Nationalmannschaft, die Weltmeisterschaft 2014 vor Augen und das Ticket für Brasilien zum Greifen nah, legte in einer hart umkämpften Partie wie gewünscht nach. Michael Lang erzielte in seinem zweiten Länderspiel sein erstes Tor zum 2:0 (78. Minute). Der GC-Verteidiger ist nach Haris Seferovic (mit dem Siegtor gegen Zypern) und Fabian Schär (mit drei Toren in den ersten beiden Länderspielen) das nächste Beispiel für die glückliche Hand des Trainers – und die Qualität seiner Nominierten.

Die Mischung aus Pragmatismus und Offensivqualitäten

Diesen Vorsprung liess sich Mannschaft nicht mehr nehmen; der von Diego Benaglio verursachte Penaltytor in der 89. Minute fiel nicht mehr ins Gewicht. Es war der erste Gegentreffer im fünften Auswärtsspiel dieser Qualifikation, was einiges aussagt über die Marschrichtung, die Hitzfeld diesem Team verordnet hat.

Auch der Auftritt in Albanien war kein Glanzlicht, war geprägt vom defensiven Pragmatismus einerseits sowie den individuellen Qualitäten in der Offensive, die diese Schweiz in die Waagschale werfen kann. Shaqiri und Xhaka waren im Land ihrer Eltern die Aktivposten.

Und im Gegensatz zum Island-Spiel, als den Schweizern ein 4:1-Vorprung entglitten war, behielt die Mannschaft in den letzten Minuten von Tirana den Überblick. «Die Mannschaft hat Nerven bewahrt auf schwierigem Terrain. Und wir hatten das Glück des Tüchtigen», sagte Ottmar Hitzfeld.

Zum zehnten Mal WM-Teilnehmer, zum dritten Mal in Folge

Während Valentin Stocker in der 20. Minute mit einem Kopfball nur den Pfosten getroffen hatte, war auf der anderen Seite der Lattentreffer der Albaner in der 76. Minute der Moment, als die Qualifikation noch einmal leise in Zweifel gezogen wurde. Langs Tor, auf einen Freistoss Gökhan Inlers und eine Kopfballverlängerung Schärs, machte alles klar, und Lang, der erst frisch gekürte Internationale, staunte nach dem Abpfiff nicht schlecht: «Ich kann es noch gar nicht begreifen.»

Zum zehnten Mal hat sich die Schweiz somit für eine WM qualifiziert, nach Deutschland 2006 und Südafrika 2010 ist sie 2014 zum dritten Mal in Folge an einer Endrunde dabei.

Hitzfeld wetzt eine Scharte aus

Hitzfeld, der Erfolgsverwöhnte, hat damit die Scharte der verpassten EM-Teilnahme vor zwei Jahren ausgewetzt, und verpackte in sein Fazit von Tirana gleich auch noch ein kleines Kompliment für sich selbst: «Wenn man einen Umbruch macht, muss man auch Spieler mit Qualität haben. Ich habe das Glück, dass die Generation der U17-Weltmeister mit zwei, drei Jahren Erfahrung helfen kann: Shaqiri habe ich 2010 mit zur WM genommen, obwohl er beim FC Basel noch kein Stammspieler war, und Xhaka war auch Ersatz, als ich ihn nominiert habe. Man muss auch ein bisschen Mut haben.»

«Bei der WM dabei zu sein ist ein gewaltige Gefühl für alle», sagte Shaqiri, der unmittelbar nach seinem Tor mit einer Oberschenkelverletzung frühzeitig den Platz verlassen hatte. Für seine Einschätzung, die Nationalmannschaft habe eine «super Kampagne gespielt» und fahre «verdient direkt an die Endrunde» wird der 20-Jährige keinen Widerspruch ernten. Sie ist in Albanien im 13. Spiel in Folge ungeschlagen geblieben, und sie hat den Parcours in ihrer vergleichsweise leichten Gruppe mit Konstanz und ohne Niederlage bewältigt.

Dass sie dabei «super Fussball» gespielt hat, wie Shaqiri findet, wird nicht auf ungeteilte Zustimmung treffen. Von Shaqiri einmal abgesehen gilt für andere vor der WM in Brasilien: Ab in den Samba-Kurs.

«In zwei, drei Jahren wird diese Mannschaft noch besser»

Das grösste Pfand aber, das diese Mannschaft in Händen hält, ist die Kombination von Jugendlichkeit, Qualität und Potenzial. «In zwei, drei Jahren wird diese Mannschaft noch besser», prophezeit Hitzfeld, und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Hitzfeld dann nicht mehr Trainer der Schweiz sein wird. Schon demnächst dürfte der SFV die Verlängerung des Kontraktes mit dem 64-jährigen Lörracher bekanntgeben.

Seit Freitagabend ist die Schweiz neben den Niederlande, Italien, Deutschland und Belgien der fünfte Europäer, der als WM-Teilnehmer feststeht. Am 6. Dezember wird sie bei der Auslosung in Costa do Sauíper erfahren, wer vom 12. Juni 2014 an ihre drei Vorrundengegner sein werden.

«Jetzt lassen wir das erst einmal sacken und schauen nach Auslosung, ob wir eine Chance auf die Achtelfinals haben», sagt Hitzfeld. Um die Ambitionen seiner Spieler wird er sich keine Sorgen machen müssen. «Unser Hunger ist sehr gross», sagt Shaqiri, «und wir werden auch in Brasilien für Furore sorgen.»

WM-Qualifikation, Europa, Gruppe E

Albanien–Schweiz 1:2 (0:0)
Qemal Stafa, Tirana. – 20’000 Zuschauer. – SR Proença (Por).
Tore: 48. Shaqiri (Xhaka) 0:1. 78. Lang (Schär) 0:2. 88. Salihi (Foulpenalty/Foul Benaglio an Roshi) 1:2.
Albanien: Berisha; Lila, Mavraj, Cana, Agolli; Kace; Gashi (55. Roshi), Abrashi (64. Hyka), Bulku, Rama (85. Mehmeti); Salihi.
Schweiz: Benaglio; Lang, Schär, Von Bergen, Rodriguez; Behrami, Inler; Shaqiri (53. Mehmedi), Xhaka, Stocker (68. Fernandes); Seferovic (89. Dzemaili).
Bemerkungen: Schweiz ohne Lichtsteiner (verletzt). Schweizer Ersatzspieler: Wölfli, Sommer, Kasami, Ziegler, Barnetta, Drmic, Derdiyok, Djourou, Senderos. 20. Kopfball von Stocker an den Pfosten. 76. Lattenschuss von Roshi. Verwarnungen: 48. Cana (Reklamieren). 56. Von Bergen (Foul/im nächsten Spiel gesperrt). 80. Schär (Foul). 88. Benaglio (Foul).

Letztes Gruppenspiel: Dienstag, Bern, Stade de Suisse, 20.00 Uhr: Schweiz–Slowenien

Datum Spiel Resultat
11.10.2013 Albanien – Schweiz 1:2 (0:0)
11.10.2013 Island – Zypern 2:0 (0:0)
11.10.2013 Slowenien – Norwegen 3:0 (2:0)
R Mannschaft Sp S U N G : E P
1. Schweiz 9 6 3 0 16 : 6 21

2. Island 9 5 1 3 16 : 14 16

3. Slowenien 9 5 0 4 14 : 10 15
4. Norwegen 9 3 2 4 9 : 12 11
5. Albanien 9 3 1 5 9 : 11 10
6. Zypern 9 1 1 7 4 : 15 4

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