Und plötzlich Favorit – vier Litauer lassen die Starwings träumen

Unruhiger als geplant verlief die Transferphase der NLA-Basketballer der Starwings. Am Ende aber dürfte das Team durch die Turbulenzen bloss stärker geworden sein. Das Saisonziel bleibt ein Platz unter den ersten vier – und damit die Qualifikation für die Playoffs. Am Samstag ist Meister Genf auswärts ein erster Gradmesser.

Le Coach balois Marko Simic donne ses consignes lors de la 1ere rencontre des 1/4 de finales des play-offs du championnat suisse de basketball entre Fribourg Olympic Basket et Starwings Basket Basel, ce samedi 20 avril 2013 a la salle St. Leonard de Frib (Bild: Keystone/MAXIME SCHMID)

Unruhiger als geplant verlief die Transferphase der NLA-Basketballer der Starwings. Am Ende aber dürfte das Team durch die Turbulenzen bloss stärker geworden sein. Das Saisonziel bleibt ein Platz unter den ersten vier – und damit die Qualifikation für die Playoffs. Am Samstag ist Meister Genf auswärts ein erster Gradmesser.

An eine ruhige Saisonvorbereitung war nicht zu denken. Da verliess zuerst der bereits verpflichtete Amerikaner Travele Jones das Team der Starwings Basket Regio Basel, weil er in Japan einen besseren Vertrag in der Tasche zu haben glaubte.

Dann entliessen die Birstaler ihren zweiten Amerikaner Jamarkus Holt, letztes Jahr immerhin «Center of the Year» in der ersten portugiesischen Liga. Der Verein konnte ohne medizinische Tests im Vorfeld nicht erkennen, dass der Spieler mutmasslich körperliche Probleme hat; und die Ansprüche der Nationalliga A nicht erfüllt. Später verletzten sich die Litauer Rokas Uzas (Fuss) und kurzzeitig auch Arunas Vasiliauskas (Oberschenkel).

Kurz: Die Mannschaft, deren offizielles Saisonziel der vierte Platz und somit die Qualifikation für die Playoffs ist, konnte nie über längere Zeit in der geplanten Startformation testen.

Acht Siege in acht Vorbereitungsspielen

Trotzdem haben die Starwings um Trainer Marko Simic und Teammanager Viktor Mettler alle acht Vorbereitungsspiele gewonnen; bezwungen wurden Mannschaften vom Nationalliga-B-Verein Central Basket über solche von Erst- und Zweitbundesligisten bis hin zum Schweizer Rekordmeister Fribourg Olympic.

Die für den Verein zunächst ärgerlichen Abgänge der beiden Amerikaner haben sich rückblickend als Chance für das Birsfelder-Arlesheimer-Kombinat herausgestellt: Als wohl erster Verein weltweit besetzen die Starwings für die am Samstag beginnende Saison sämtliche Ausländerpositionen mit Litauern.

Der litauische Basketballer ist: «einfach, professionell und bescheiden»

Das litauische Quartet um Rokas Uzas (25-jährig, 202 Zentimeter gross), Adomas Drungilas (23, 203), Arunas Vasiliauskas (28, 200) und Povilas Cukinas (30, 210) ergänzen allen voran die Gebrüder Stefan und Captain Miroslav Petkovic sowie Joel Fuchs.

Im Gegensatz zur letzten Mannschaft sei die Stimmung im Team um einiges besser, sagt Trainer Simic, der zwar erst 26-jährig ist, aber bereits mehrjährige Erfahrung mitbringt und in Deutschland zum Trainer des Jahres gewählt wurde.

«Die Litauer sind sehr einfach im Umgang, äusserst professionell und bescheiden. Aus ihrem Umfeld nehmen sie mit, dass das Team im Vordergrund steht. Und: Sie haben viel Kontakt mit den Schweizer Spielern und den Jungen der Mannschaft.»

Dass die Schweizer bereits ein paar Worte Litauisch sprechen und die Litauer gute Fortschritte im Lernen der hiesigen Landessprache machen, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Atmosphäre im Team eine besondere zu sein scheint.

Die Genfer blicken mit Argwohn ins Birstal

Argwöhnischer blickt der erste Meisterschaftsgegner aus Genf auf die Birstaler: «Die einzige Besonderheit der Starwings ist, dass sie die einzige komplett ‹weisse› Mannschaft sind, ohne ein einziges farbliches Element!» So nimmt Imad Fattal, Präsident der Lions de Genève, in einem Interview mit der Tribune de Genève das neu formierte Team wahr.

Grosser Respekt klingt anders. Im gleichen Interview lässt Fattal zwischen seinen Worten aber auch durchblicken, dass sich der letztjährige Meister aus Genf der Stärke der Birstaler durchaus bewusst ist: «Haben die Starwings einen speziellen ‹Deal› mit ihren Spielern oder sogar einen Mäzen, der sie unterstützt?»

Ein Spieler, der eigentlich zu gut ist für die Schweiz

Fattal spielt mutmasslich nicht zuletzt auf die Verpflichtung des Centers Povilas Cukinas an, der schon beim italienischen Top-Verein Pallacanestro Cantù unter Vertrag stand. Mit 210 Zentimetern Körpergrösse müsste der Litauer in einer anderen Liga als der Schweizer NLA spielen – und ist wohl eigentlich auch zu teuer.

Nach Überzeugungsarbeit seiner drei Landsleute ist der Center dem Verein aber entgegengekommen – bis zur finanziellen Schmerzgrenze mussten die Starwings für die Verpflichtung gleichwohl gehen.

Weniger Schulden – neue Sponsoringkonzepte

Auch wenn in den letzten zwei Jahren rund 150’000 Franken an Schulden abgebaut worden sind, plagt den Verein noch immer eine Schuldenlast von knapp 100’000 Franken (Stand September 2013).

Es scheint kaum möglich, diese durch vermehrte Zuschauereinnahmen abzubauen. Dafür müsste das Ziel des Ehrenpräsidenten Jean-Luc Martin, «wieder vor 2000 Zuschauern zu spielen», regelmässig erreicht werden – was wohl eher unrealistisch sein dürfte. Die Starwings brauchen also Sponsoren, und das nicht zu knapp.

Die Liga kommt den Mannschaften in der NLA mit einem Sponsoring-Deal nun entgegen: Dem Eishockey ähnlich wird der Topscorer jeder Mannschaft mit einem speziellen Trikot auflaufen, das als Werbefläche für den Sponsor dient. Für die Starwings bedeutet dieses Engagement, das auch im Handball, Volleyball und Unihockey betrieben wird, über die ganze Saison gerechnet Einnahmen von rund 6000 bis 8000 Franken – je nach Erfolg.

«Die Basketballszene sieht uns unter den ersten Drei»

Diesen streben die Starwings ab dem ersten Meisterschaftsspiel am Samstag in Genf an; und den Birstalern wird einiges zugetraut. «Die Basketballszene sieht uns unter den ersten Drei», sagt Marko Simic, der inzwischen wieder auf das gesamte Kader zurückgreifen kann.

Intern ist man sich in Birsfelden einig: Die Genfer sind schlagbar. Es wäre eine erste Duftmarke der speziellen Starwings-Ausgabe 2013/2014 – denn die Lions haben seit knapp einem Jahr zu Hause nicht mehr verloren.

Erstes Saisonspiel
Samstag, 5. Oktober 2013, 17.30 Uhr, Salle Pommier (Genf)
Les Lions de Genève–Starwings

Erstes Heimspiel
Samstag , 12. Oktober 2013, 17.30 Uhr, Sporthalle Birsfelden
Starwings–EnergyInvestments Massagno

Den gesamten Spielplan der Starwings gibt es hier.

Letztes Spiel der Saisonvorbereitung:

Fribourg Olympic (NLA) – Starwings 85:89 (44:42)
Salle Sainte-Léonard. – 114 Zuschauer.

Fribourg: Kazadi (9), Draughan (26), Miljanic (7), Yates (25), Anderson (12); Uliwabo (6), Savoy, Manz; Bugnon.

Starwings: Stefan Petkovic (12), Miroslav Petkovic (18), Vasiliauskas (18), Drungilas (9), Cukinas (23); Fuchs, Schwaiger (3), Matter (6); Kostic.

Bemerkungen: Fribourg ohne Nationalspieler Kovac (abwesend) und Coutture (an der 3×3-WM in Indonesien). – Starwings ohne den Litauer Rokas Uzas (verletzt), Devcic (rekonvaleszent), Verga (3×3-WM in Indonesien) und Parrat (abwesend). – Viertelsresultate: 18:18, 26:24 (44:42); 19:20 (63:62) und 22:27 (85:89)

Die sieben Vorbereitungsspiele zuvor:

WALTER Tigers Tübingen (1. Bundesliga) – Starwings 76:82 (43:39)
Starwings – BG Karlsruhe (2. Bundesliga Pro A) 73:71 (38:39)
Starwings – BBC Sparta Bertrange (Total League, erste luxemburgische Liga) 96:62 (44:31)
Starwings – wiha Panthers Villingen-Schwenningen (2. Regionalliga in Deutschland) 97:73 (53:44)
Starwings – BG Leitershofen/Stadtbergen (2. Bundesliga, Pro B) 91:70 (50:31)
Starwings – Kirchheim Knights (2. Bundesliga Pro A) 95:75 (54:40)
Central Basket (NLB) – Starwings 49:123 (22:52) (die Partie ging über 50 Minuten)

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