Alex Ferguson tadelt nach dem 1:1 seines Manchester United bei Real Madrid erst Verteidiger Patrice Evra. Dann sieht der United-Trainer im Video den die Gesetze der Schwerkraft überwindenden Kopfball von Cristiano Ronaldo. Und buchstabiert zurück.
In der Stunde der Not dachte José Mourinho an den CFR Cluj, Southampton und Sunderland. «Wir können auch im Old Trafford Tore schiessen«, sagte der Portugiese trotzig, «das haben in dieser Saison schon viele Mannschaften geschafft, und keine war offensiv so gut, wie wir es sind. Die Chancen stehen weiter fünfzig zu fünfzig.»
In der Tat musste Manchester United in der laufenden Spielzeit schon 19 Gegentreffer hinnehmen. Mourinho hofft zudem, dass sich die Red Devils im Rückspiel in drei Wochen anders als über weite Strecken im Bernabéu nicht derart geschickt am eigenen Strafraum einigeln werden. «Sie kamen nicht hierher, um zu gewinnen», sagte der Real-Madrid-Trainer missmutig, «die Innenverteidiger waren nicht einmal in unserer Hälfte.»
Dass ausgerechnet Mourinho, der als Coach von Chelsea und Inter regelmässig den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor parken liess, sich über Alex Fergusons Defensivtaktik echauffierte, vergrösserte bei seinem Gegenüber die gute Laune nur noch zusätzlich. «Vor dem Spiel hätten wir ein 1:1 unterschrieben», sagte der Schotte vergnügt, «keine Frage. Die Chancen sind ausgeglichen, aber wir werden im Rückspiel mindestens ein Tor schiessen. Das Weiterkommen ist in Reichweite.»
Mourinho ist an drei Fronten im Clinch
United mag einen leichten Vorteil haben. Doch da es angesichts des ungeheuerlichen Offensiv-Potenzials beider Teams im Old Trafford bestimmt kein 0:0 geben wird – schon das 1:1 in Madrid fiel im Vergleich mit den Torgelegenheiten viel zu niedrig aus – sind die Königlichen noch lange nicht aus dem Rennen. Die Ausgangslage bleibt offen, vielschichtig, besonders aus Sicht der Spanier. Bis sie auf der Insel antreten, müssen sie es in Liga und Cup mit dem Erzfeind FC Barcelona aufnehmen. Die Gemengelage in Madrid, wo Mourinho an drei Fronten (Teile der Mannschaft, Medien, Präsident) im Clinch ist, kann bis dahin noch explosiver werden.
Den Schlusspfiff am Mittwochabend hatten zahlreiche Zuschauer mit Buhrufen quittiert, obwohl sie eine packende Partie und ein über Strecken eindrucksvolles Madrid erlebt hatten. United wurde in der ersten Hälfte vom überragenden Cristiano Ronaldo und den kaum minder genialen Kollegen Mesut Özil und Angel di Maria pausenlos am eigenen Strafraum eingeschnürt, das 0:1 durch Danny Welbeck (Kopfball, 20. ) nach einer Ecke erschien wie eine besonders böse Laune des Schicksals.
Die Gastgeber hatten das Pech, dass United-Torhüter David De Gea (22) das beste Spiel seiner noch jungen Karriere machte. Der ehemalige Torhüter von Atlético Madrid vereitelte mit verblüffender Athletik auf der Linie beste Torgelegenheiten. «Ich freue mich sehr für ihn, er hat sich in dieser Saison enorm verbessert», sagte Ferguson. Nur bei hohen Bällen in den Strafraum zeigte De Gea jene Unsicherheiten, die United in der heimischen Liga zu Schaffen zu machen.
Ronaldos Knie auf einer Höhe mit Evras Kopf
Gegen den majestätischen, die Gesetze der Schwerkraft überwindenden Kopfball von Cristiano Ronaldo aber war De Gea machtlos. Der Portugiese übersprang Patrice Evra, stand eine gefühlte Ewigkeit in der Luft und lenkte das Leder mit der Stirn unhaltbar ins Netz (30.). Selbst Ferguson war begeistert «Ich habe Evra zunächst Vorwürfe gemacht», sagte der 71-Jährige. «Doch als ich die Wiederholung sah, kam ich mir dumm vor. Ronaldos Knie ist auf einer Höhe mit Evras Kopf. Phänomenal. Es gibt keinen Spieler auf der Welt, der das machen kann.»
Das Match weigerte sich auch in der Folge, einem gängigen Muster zu folgen. United wackelte zum einen ganz beträchtlich, kam aber andererseits bei seinen seltenen Vorstössen immer wieder höchst gefährlich vor das Tor von Iker-Casillas-Vertreter Diego López. Nach der Pause ging den Weissen ein wenig die Luft aus, United befreite sich aus der Umklammerung und konnte nun ruhiger nach vorne spielen. Gegen Ende der Partie waren die Engländer dem Sieg sogar näher. Doch Robin van Persie konnte zwei günstige Schussmöglichkeiten nicht nutzen.
«Die britische Mentalität wird es United nicht erlauben, zu Hause auf Konter zu spielen», sagte Mourinho, der sich auf Diskussionen über seine persönliche Zukunft («Ich weiss es nicht, ich mache mir keine Sorgen») nicht einlassen wollte. Madrid wird hoffen, dass der Coach mit seiner Taktik-Prognose Recht behält. Sein Team braucht Platz, um sein direktes, kraftvolles Spiel zur Geltung zu bringen. Anders als Barcelona hat es keine guten Lösungen gegen tief gestaffelte Abwehrblöcke. Madrid muss in Manchester so agieren, wie es United in Madrid tat. Ob Ferguson das Spiel mitmacht, ist allerdings eine andere Frage.
Viertelfinals: 2./3. und 9./10. April | Halbfinals: 23./24. April und 30.4./1. Mai Final: 25. Mai in London, Wembley |
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Champions League, Achtelfinals | |||
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Dienstag, 12. Februar, 20.45 Uhr | Rückspiel | ||
Celtic Glasgow | Juventus Turin | 0:3 | 6.3. |
FC Valencia | Paris St. Germain | 1:2 | 6.3. |
Mittwoch, 13. Februar, 20.45 Uhr | |||
Schachtjor Donezk | Borussia Dortmund | 2:2 | 5.3. |
Real Madrid | Manchester United | 1:1 | 5.3. |
Dienstag, 19. Februar, 20.45 Uhr | |||
FC Arsenal | Bayern München | 13.3. | |
FC Porto | FC Malaga | 13.3. | |
Mittwoch, 20. Februar, 20.45 Uhr | |||
Galatasaray | Schalke 04 | 12.3. | |
AC Milan | FC Barcelona | 12.3. |