Und wenns noch etwas schwieriger wird?

Nicht gerade mit Ach und Krach, aber doch mit einiger Müh‘ und etwas Not: Roger Federer qualifiziert sich nach erneut mittelprächtigem Spiel für die Viertelfinals der Swiss Indoors vom Freitagabend. Er schlägt den Brasilianer Thomaz Bellucci nach etwas mehr als zwei Stunden mit 6:3, 6:7 (6:8) und 7:5.

Geste nicht vollständiger Zufriedenheit: Roger Federer während seines Zweitrundenmatches in Basel gegen Thomaz Bellucci. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Nicht gerade mit Ach und Krach, aber doch mit einiger Müh‘ und etwas Not: Roger Federer qualifiziert sich nach erneut mittelprächtigem Spiel für die Viertelfinals der Swiss Indoors vom Freitagabend. Er schlägt den Brasilianer Thomaz Bellucci nach etwas mehr als zwei Stunden mit 6:3, 6:7 (6:8) und 7:5.

Vorteil Federer. Vorteil, weil er in seiner Stadt spielen kann. Vorteil, weil er vor seinem Publikum spielen kann. Vorteil, weil seinetwegen 9000 Zuschauer live Hühnerhaut haben. Vorteil, weil sein Gegner der 9000 wegen Hühnerhaut bekommen könnte. Vorteil, weil Federer seinen ersten Match bereits am frühen Montagabend hatte. Nachteil Thomaz Bellucci, weil dieser seinen ersten Match erst am Dienstag spätabends begann und sich seine drei Sätze gegen den Japaner Go Soeda bis in die erste Stunde des Mittwochs hineinzogen. Vorteil Federer, weil er die grosse Halle kennt, Nachteil Bellucci, weil er erst in der kleinen gespielt hat. Vorteil Federer sowieso, weil fast immer Vorteil Federer, wenn er spielt. – Soweit die Theorie.

In der Praxis sah am Mittwochabend sehr vieles ganz anders aus. Zunächst für Federer zwar gut. Nachdem er in der ersten Runde gegen Benjamin Becker vor allem gut aufgehört hatte, begann er gegen Bellucci sehr gut; gegen Ende des ersten Satzes schien er dann so etwas wie eine kleine Auszeit zu nehmen, brachte den Satz aber gerade noch durch. Nur, die kleine Auszeit erwies sich nicht als kleine Auszeit, sondern wuchs sich zu einer eigentlichen, anhaltenden Baisse aus, unterbrochen durch einige gute Szenen, insbesondere dann, wenn Federer seinem Service ans Netz folgte, was er überraschend oft tat.

Im letzten Moment

Chiudinelli scheitert klar

Marco Chiudinelli (ATP 149) musste einen Tag nach seinem schönen Sieg gegen Guillermo Garcia-Lopez eine deutliche Niederlage hinnehmen. Der zweite Baselbieter im Feld unterlag dem als Nummer 3 gesetzten Franzosen Richard Gasquet (ATP 13) in 65 Minuten 1:6, 4:6. Gegen den Spieler, den er vor drei Jahren im Viertelfinal von Basel geschlagen hatte, stand er von Beginn weg auf verlorenem Posten. Der erste Satz dauerte nur 18 Minuten und endete mit einem Punktverhältnis von 24:11. Auch danach wurde Chiudinelli klar dominiert. Der 31-Jährige kam zu keiner Breakchance.

Swiss Indoors
Das Tableau
Der Spielplan für Donnerstag

Federers Spiel, meist auf seiner Vorhand, war im zweiten Satz oft unsauber, Bellucci konnte zulegen, hatte wenig Mühe mit seinen Servicegames und kam folgerichtig ins Tiebreak. Dieses nahm einen fast schon grotesken Verlauf; Bellucci führte 6:2, konnte jedoch keinen der vier Satzbälle nutzen, musste das 6:6 zulassen, machte einigermassen überraschend dann aber doch wieder die nächsten beiden Punkte.

Ein weiteres Tiebreak im dritten Satz konnte Federer eben noch im letztmöglichen Moment verhindern, nachdem der dritte Satz einen zum zweiten parallelen Verlauf genommen hatte; seinen Service zum 6:5 brachte Federer zunächst gut durch, unter anderem dank zweier Asse.

Für Bellucci dagegen erwies es sich als allzu heikel, erneut gegen den Matchverlust zu servieren; nach 15:30 unterliefen ihm zwei fatale Rückhandfehler. Eine kleine Auszeit diesmal für Bellucci, aber zu einem viel delikateren Zeitpunkt als jene Federers zuvor und eben nicht mehr zu korrigieren. Ein wenig deprimierend: Nach zwei guten Sätzen tat sich nur ein kleines Loch auf, und Bellucci konnte nicht verhindern, da hineinzufallen.

Taktischer Bonus

«Es war ein lässiger Match», befand Roger Federer. Und dem ist schwer zu widersprechen. «Lässig» war er aber vor allem fürs Publikum, das anderthalb Sätze lang feuchte Hände gehabt haben wird. Auch «lässig» für Federer? Wahrscheinlich eher weniger; keiner zittert gern, keiner wackelt gern. Wobei sich auch aus diesem zähen Zweistünder wieder Positives ziehen lässt. Zum einen: Wieder gewonnen, obwohl wieder nicht alles gut ging. Zweitens: Sehr vieles richtig gemacht, dazu das Service/Volley-Spiel als taktischen Bonus zufriedenstellend getestet. Drittens die alte Tennisspielerweisheit: Die ersten Matches eines Turniers können oft die schwierigsten sein; wer sich da hindurchmüht, darf mit Schwung rechnen.

Im Viertelfinal am Freitag gegen den Sieger aus Lukasz Kubot (ATP 67) gegen Benoit Paire (ATP 46) kommt dieser Schwung vielleicht. Und wenns noch schwieriger wird? Vielleicht lassen sich ein guter Schluss wie im ersten Match und ein guter Anfang wie im zweiten zusammenfügen. Und vielleicht war unsere Auflistung von «Vorteil Federer» noch nicht vollständig und es kommt noch der eine oder andere dazu.

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