Ungewissheiten und Überraschungen

Der FC Basel bestreitet am Mittwoch sein letztes Vorbereitungsspiel gegen Borussia Dortmund (19.30 Uhr, St.-Jakob-Park). Murat Yakin lässt seine Spieler im Ungewissen – und ist seinerseits überrascht von einer Aussage Marco Strellers.

Ein Teil des Rasens wird ersetzt im Stadion St. Jakob-Park in Basel am Dienstag, 9. Juli 2013. (KEYSTONE/Georgios Kefalas) (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der FC Basel bestreitet am Mittwoch sein letztes Vorbereitungsspiel gegen Borussia Dortmund (19.30 Uhr, St.-Jakob-Park), bevor er am Samstag gegen den FC Aarau in die Meisterschaft startet und mit dem fünften Titel in Serie den alleinigen Rekord anstrebt. Murat Yakin lässt seine Spieler im Ungewissen – und ist seinerseits überrascht von einer Aussage Marco Strellers.

Am Dienstagvormittag sind die beiden Strafräume im St.-Jakob-Park braun statt grün. Aber die Fortschritte sind minütlich sichtbar: Nach dem Mittagessen am Medientag des FCB ist eines der beiden Rechtecke begrünt. Die Gärtner wissen, dass ihnen nur noch 30 Stunden bleiben bis zum Gastspiel von Borussia Dortmund, für das 14’500 Tickets abgesetzt worden sind.

Diejenigen, die am Samstag gegen den Aufsteiger FC Aarau auf dem partiell erneuerten Rasen die Saison eröffnen und morgen gegen den Champions-League-Finalisten ihr letztes Testspiel absolvieren werden, sind sich noch nicht so sicher, wo sie wann und wie eingesetzt werden.

«Ich weiss nicht, was der Trainer vorhat»

Zumindest nicht alle. Captain Marco Streller gibt unumwunden zu: «Ich weiss nicht, was der Trainer vorhat.» Dem anderen Stürmer Raúl Bobadilla geht es nicht anders. Ob als Sturmspitze allein, zusammen mit Streller oder als Flügelspieler – der Argentinier hält fest, dass er für sämtliche Eventualitäten bereit sein wird.

Im Sturm ist klar, dass Yakin am System mit einem Stürmer festhalten wird. Gleichzeit äussert sich der Trainer auch dahingehend, dass ein Spiel mit zwei Stürmern ab und an durchaus vorkommen könne. «Wir müssen den Gegner so oft wie möglich überraschen.»

In Tat und Wahrheit werden die eigenen Spieler von ihrem Trainer oft im Ungewissen gelassen: Nur ein einziges Mal hat Yakin letzte Saison zweimal hintereinander die gleiche Mannschaft aufs Feld geschickt (und dabei auch noch gleich die selben drei Spieler eingewechselt): im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Europa-League gegen den FC Dnipro Dnipropetrovsk, vier Tage nachdem die gleiche Startelf gegen den FC Sion mit 3:0 gewonnen hatte. Kein Akteur scheint sich beim FCB – selbst nach einem Sieg – sicher sein zu können, ob er im Spiel darauf wieder eingesetzt wird – Torhüter Yann Sommer ausgenommen.

Dragovic und die Sache mit der Kontingentsliste

Allerdings ist der Trainer momentan nicht einziger Ursprung aller Ungewissheiten: Weiterhin ist unklar, ob und wann der österreichische Innenverteidiger Aleksandar Dragovic zu Inter Mailand wechseln wird. Nun könnte der FCB abwarten und Tee trinken – schliesslich will Inter Mailand etwas von ihm und abgesehen von der Transferzahlung nicht umgekehrt.

Allein, es gibt die Regel, dass jeder Verein der Liga zu Beginn der Saison ein Kontingent an 25 Spielern liefern muss. Nur diese 25 dürfen nebst U21-Spielern in der Saison eingesetzt werden. Nimmt der FCB Dragovic auf diese Liste, verliert er im Falle eines Abgangs des Österreichers einen Kontingentsplatz. Das könnte dann ins Gewicht fallen, wenn die Saison ähnlich pflichtspielintensiv wird wie die letzte.

Valentin Stocker geht der Diskussion um einen möglichen Wechsel derweil gekonnt aus dem Weg: «Handy aus in den Ferien!», heisst sein Ratschlag und er erklärt die Konditionen für einen eventuellen zukünftigen Wechsel: «Es liegt auf der Hand, dass ich nicht ganz billig bin – weder im Ankauf, noch im Salär.»

Lebensstandard für Stocker und Unsicherheit bei Serey Die

Es ist klar: Stocker wird nicht irgendwohin wechseln, vieles muss für den Flügelspieler stimmen: «Was nützt es mir, beim besten Club der Welt zu spielen, wenn ich nach dem Training nach Hause komme und unglücklich bin?», fragt er rhetorisch und fügt gedankenvoll an: «So, wie ich mich in den letzten Jahren kennengelernt habe, muss für mich das Umfeld und ein gewisser Lebensstandard stimmen, damit ich zu einem anderen Verein wechsle. Ich weiss, was ich am FCB habe.» Verrückt nach einem Wechsel klingt anders – schnell gehen kann es trotzdem jederzeit.

Ungewissheit herrscht auch in der Causa Serey Die. Er wurde von der Fifa für vier Monate gesperrt, nach dem er 2008 im Rahmen seines Wechsels zum FC Sion einen Vertragsbruch begangen haben soll. Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ist eingelegt, eine Entscheidung mit aufschiebender Wirkung aber noch ausstehend.

Leidtragender ist der FC Basel, der im momentan wieder hängigen Verfahren weiterhin nicht weiss, inwiefern er mit dem defensiven Mittelfeldspieler planen kann. Stand Dienstag ist Serey Die gesperrt. Wenigstens erübrigt im Moment eine bei der Nationalmannschaft zugezogene Oberschenkelverletzung die sportlichen Fragen rund um den Ivorer.

«Das hat er gesagt?»

Ob nun mit oder ohne Serey Die: Das Saisonziel der Rotblauen lautet Titel Nummer fünf – in Serie und gleichbedeutend mit dem Schweizer Rekord. Nach dem vierten Titelgewinn im Mai machte Marco Streller im Umfeld des FCB eine gewisse Sättigung bezüglich der Erfolge aus.

«Das hat er gesagt?», fragt Murat Yakin darauf angesprochen erstaunt nach. Berechtigterweise, denn Titel sind der Treiber fussballerischen Schaffens. Von Sättigung spüre er nichts, sagt Yakin. Vielmehr vernehme er grosse Freude bei seinen Spielern.

Streller meinte denn auch lediglich, dass man auf der Hut sein müsse und keine Selbstverständlichkeit für Erfolg einkehren dürfe. Es ist Jammern auf hohem Niveau, gewiss.

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