Urs Fischer: «Es könnte auch sein, dass es eine Veränderung braucht»

Der Präsident attestiert seinem Cheftrainer beim Bilanzgespräch hervorragende Arbeit – und dennoch darf weiter spekuliert werden, ob es beim FC Basel nach dieser Saison einen Wechsel geben wird. Es wäre nicht das erste Mal.

Der Basler Cheftrainer Urs Fischer abgebildet auf einem Handy, anlaesslich einer Medienkonferenz zur Bilanz des FC Basel in der Hinrunde der Super League Saison 2016/2017, am Montag, 12. Dezember 2016, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

(Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Der Präsident attestiert seinem Cheftrainer beim Bilanzgespräch hervorragende Arbeit – und dennoch darf weiter spekuliert werden, ob es beim FC Basel nach dieser Saison einen Wechsel geben wird. Es wäre nicht das erste Mal.

Für die Beschreibung seines Gemütszustandes hat Bernhard Heusler am Montag eine kleine Episode erzählt. Wie er neulich frierend im Stade de Suisse sass, seiner Mannschaft dabei zusah, wie sie gegen die Young Boys verlor und wie er sich beinahe selbst bemitleidet hätte.

Ehe ihm bewusst wurde, dass es im nationalen Kontext die erste Niederlage im Kalenderjahr war, im 38. Wettbewerbsspiel. Mal abgesehen von Luzern, wo er als kleine Aufmerksamkeit für die siebte Meisterschaft einen Blumenstrauss auf dem Schoss hatte, und abgesehen von dem ebenso bedeutungslosen Kehrausspiel gegen GC.

«Das sind Momente», beschreibt Heusler den Abend in Bern, «in denen man sich bewusst machen muss, wie schön es ist, Präsident dieses Clubs sein zu dürfen, wie gut wir es beim FC Basel haben. Das vergisst man manchmal in der Hysterie des Alltags.»

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Nun, da das 39. Spiel in den nationalen Wettbewerben 2016 auch vorüber ist, wurde beim FCB der Strich unter das Jahr gezogen. «Um ein perfektes Jahr zu bilanzieren, fehlt der ganz grosse Überraschungscoup international», sagt Heusler, «damit müssen wir in der Clubleitung umgehen können.»

Der FCB im Wiederholungsmodus

Erheblich erleichtert wird dieser Umgang durch die Aussicht, dass dem siebten Meistertitel in Serie im Mai auch der achte folgen wird – wenn die Dinge nicht noch völlig aus dem Ruder laufen sollten.

Aber wer möchte das nach einer ersten Halbserie mit 15 Siegen, zwei Unentschieden und einer einsamen Niederlage sowie zwölf Punkten Vorsprung ernsthaft befürchten? Selbst ausserhalb des FCB-Universums wird man kaum jemanden finden.

Der Basler Cheftrainer Urs Fischer und FCB Praesident Bernhard Heusler erscheinen auf einem Handy-Display, anlaesslich einer Medienkonferenz zur Bilanz des FC Basel in der Hinrunde der Super League-Saison 2016/2017, am Montag, 12. Dezember 2016, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Und ein zweites Kränzchen flocht Heusler seinem Abteilungsleiter:

«Es ist eine zentrale Aufgabe der Führungsperson in der Garderobe, mit den Menschen so umzugehen, dass ich nicht jede Woche frustrierte Seelen in der Geschäftsstelle habe, die sich darüber beklagen, dass sie nicht wissen, woran sie sind oder sich ungerecht behandelt fühlen. Die Spieler bei der Stange zu halten, sie so zu führen, dass sie ihn als glaubwürdigen, autoritären Führer akzeptieren – da macht Urs Fischer hervorragende Arbeit. Und das ist auch das Echo von den Spielern.»

Der Trainer, der Vertrag und die ominöse Klausel

Was die Menschen, die der FC Basel berührt, indes noch mehr interessiert, ist die Frage, wie es weitergehen wird. Darauf gab es am Montag keine neuen Antworten. Die Vertragsklausel, wonach sich der bis Juni 2017 datierte Vertrag Fischers automatisch um ein weiteres Jahr verlängert, bleibt ominös.

Der Basler Cheftrainer Urs Fischer, rechts, und FCB Praesident Bernhard Heusler, links, sprechen anlaesslich einer Medienkonferenz zur Bilanz des FC Basel in der Hinrunde der Super League-Saison 2016/2017, am Montag, 12. Dezember 2016, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Jetzt, knapp zwei Wochen später, hört sich das so an: «Ich muss mit der Situation umgehen können, das gehört zum Anforderungsprofil, und das ist meinen Vorgängern ähnlich ergangen.»

Der 50-Jährige versucht «positiv damit umzugehen», dass seine Beurteilung der Leistungen seiner Mannschaft differenzierter ausfällt als die öffentliche Betrachtung. Und er räumt ein: «Das ist manchmal schwer zu akzeptieren.»



Der Basler Cheftrainer Urs Fischer, rechts, und FCB Praesident Bernhard Heusler, links, sprechen anlaesslich einer Medienkonferenz zur Bilanz des FC Basel in der Hinrunde der Super League-Saison 2016/2017, am Montag, 12. Dezember 2016, im St. Jakob Park Stadion in Basel. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Attestiert seinem Cheftrainer hervorragende Arbeit: FCB-Präsident Bernhard Heusler (links) und Urs Fischer beim Bilanzgespräch mit den Medien. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Was den Leuten fehlt, sind die Emotionen, die der einsame, aber nicht glänzende Marsch des FCB an der nationalen Spitze nicht auszulösen vermag. Dafür hat Heusler einen Erklärungsversuch: «Urs Fischer ist nicht nur das Opfer seiner Vorgänger und früherer Erfolge, sondern auch Opfer des Blitzstartes in die Saison. Das sind wir beim FC Basel nicht gewöhnt gewesen. Ich musste ja schon Ende August Fragen antworten, ob die Super League nicht langweilig ist, weil wir alles gewinnen und mit dem Vorsprung alles zerstören.»

«Es hat eine gewisse Logik, dass die Leute sich nicht richtig unterhalten fühlen.»
Bernhard Heusler

Vier Monate später hat sich die Gemengelage verschoben. «Jetzt heisst es: Ich bin nicht richtig unterhalten worden. Das muss man vorwurfsfrei betrachten und hat eine gewisse Logik, die diese Meisterschaft bisher mit sich gebracht hat», sagt Heusler, «ich kann nicht verlangen, dass sich jemand über den siebten Meistertitel in Serie genauso freut wie 2002 über den ersten nach zwei Jahrzehnten. Und wenn die Leute schon nicht national ein Kopf-an-Kopf-Rennen bekommen, dann soll der FCB wenigstens international Träume erfüllen. Das hat gefehlt, und deshalb spüre ich eine Negativstimmung, die der FCB auslöst. Wenn das alles wegfällt, ist der Fokus auf Nebenschauplätze stärker.»

Und der beliebteste heisst derzeit: Urs Fischer.

Nach eineinhalb Jahren beim FC Basel sagte Fischer am Montag: «Ich habe es mir nicht so vorgestellt, wie es nun ist.» Und er sagte auch: «Es besteht ein Vertrauen zwischen beiden Parteien. Ich durfte einen Zwei-Jahres-Vertrag beim FC Basel unterschrieben, und das hat Qualität. Aber es könnte ja auch sein, dass wir zum Schluss kommen, dass es eine Veränderung braucht.»

Am 4. Januar nimmt der FC Basel das Training wieder auf. Mit Urs Fischer.

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Vier Nationalspieler fehlen im Trainingslager – dafür kommen vier U21-Spieler mit

In der Vorbereitungszeit werden dem FC Basel vier Nationalspieler fehlen. Adama Traoré und Geoffroy Serey Dié mit der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste sowie Omar Gaber mit Ägypten werden den Afrika Cup (14. Januar bis 5. Februar) in Gabun spielen. Blas Riveros nimmt mit Paraguay an der südamerikanischen U20-Meisterschaft teil.

Dafür wird Urs Fischer vier Spieler aus dem Nachwuchs mit ins Trainingscamp nach Marbella (11. bis 21. Januar) nehmen: Raoul Petretta (Linksverteidiger, 19), Veriano Vogrig (Rechtsverteidiger, 18), Charles Pickel (Mittelfeldspieler, 19) sowie Neftali Manzambi (Angreifer, 19). Vier Spieler, die es sich, wie der Trainer sagt, «mit ihren Leistungen verdient haben, mit der ersten Mannschaft zu trainieren».

Sechs Testspiele sind geplant. Eines am 10. Januar, einen Tag vor der Abreise ins Trainingslager, zwei in Marbella, und nach der Rückkehr am 21. Januar sind bis zur Fortsetzung der Meisterschaft am 4./5. Februar drei weitere Testspiele vorgesehen. (cok)

Artikelgeschichte

In der ursprünglichen Version dieses Beitrags war Pedro Pacheco (Innenverteidiger, 19 Jahre) irrtümlicherweise unter den Juniorenspielern aufgelistet, die mit ins Trainingslager reisen. Stattdessen ist Raoul Petretta (Linksverteidiger, 19) mit dabei.

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