Urs Fischers umsichtige Annäherung an seinen neuen Arbeitgeber

Der FC Basel absolvierte am Montag das erste Training der Saison 2015/2016. Unter der Leitung des neuen Trainers Urs Fischer, der sich am Wochenende zuerst gleichmal die U16-Junioren anschaute. Ebenfalls neu mit dabei: die Abwehrspieler Daniel Hoegh und Manuel Akanji.

Der neue Trainer Urs Fischer beim ersten Training mit der Mannschaft des FC Basel 1983 auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Montag, 24. Juni 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Der FC Basel absolvierte am Montag das erste Training der Saison 2015/2016. Unter der Leitung des neuen Trainers Urs Fischer, der sich am Wochenende zuerst gleichmal die U16-Junioren anschaute. Ebenfalls neu mit dabei: die Abwehrspieler Daniel Hoegh und Manuel Akanji.

Nicht jeder Trainer würde sich als eine seiner ersten Handlungen beim neuen Verein ein Spiel der U16-Junioren ansehen. Urs Fischer hat es getan. Er sah am Samstag, wie die Mannschaft Werner Moggs gegen den FC Lausanne-Vaud mit 7:1 den Schweizer Meistertitel gewann.

Sicherlich hat sich Fischer das Spiel auch deswegen angesehen, weil er Mogg, Basels ewiger U16-Trainer und Serienmeister dieser Altersklasse, noch aus früheren Zeiten kennt. Aus Zeiten, in denen er mit den Junioren des FC Zürich noch selbst gegen Mogg gespielt hatte.

Vor allem aber will Fischer, der am Donnerstag einen «wuchtigen» Moment bei seiner Präsentation als FCB-Trainer erlebt habe, seinen neuen Verein kennenlernen. Er will Schritt für Schritt eintauchen in die Welt des 18-fachen Meisters, der aufgrund seiner Leistungen in den letzten Jahren den jüngst gewonnenen Pokal von der Liga geschenkt kriegt.

Amtssprache: Deutsch, meistens

Zu dieser Phase des Kennenlernens gehört für Fischer der Besuch von Partien der Junioren. Er lernt so die Basis kennen, den Teil des Vereins, der für die Ausbildung zuständig ist und von dem er vielleicht dereinst Spieler in die erste Mannschaft einbauen wird.

Nun muss Fischer seine, die erste Mannschaft, kennenlernen. Am Montagmorgen stand der 49-Jährige erstmals auf dem Trainingsplatz bei der Grün 80.



Der neue Trainer Urs Fischer, zweiter von rechts, beim ersten Training mit der Mannschaft des FC Basel 1983 auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Montag, 24. Juni 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Der erste Kontakt mit der Mannschaft: Urs Fischer (in Schwarz) im Gespräch mit Taulant Xhaka. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Noch fehlten die Nationalspieler, die verlängerte Ferien geniessen. Die Lücke schlossen eine ganze Reihe von Junioren: Samuele Campo, Cedric Itten, Neftali Manzambi, Nicolas Hunziker oder Musa Araz durften dabei sein, als die Mannschaft und eine Schar von Anhängern den Trainer erstmals auf dem Platz erlebten.

Die Frage der Amtssprache, die bei Fischers Vorgänger Paulo Sousa ausschliesslich Englisch war, wurde schnell geklärt: Bereits beim Aufwärmen, das der zurückgekehrte Marco Walker leitete, wurde Deutsch gesprochen. Allerdings Schriftsprache und nicht Mundart, wie es Fischer in der «Sonntagszeitung» angekündigt hatte.

Walter Samuel beruhigt Daniel Hoegh

«Einen Teil der Ansprache habe ich in der Kabine in Englisch gehalten», sagt Fischer. Ohne Fremdsprache kommt er in dieser mit Nationalspielern aus aller Herren Länder gespickten Mannschaft also nicht aus. Diesen Eindruck bestätigt Daniel Hoegh.

Der dänische Neuzugang habe in der Kabine zuerst Französisch, dann Italienisch, dann Englisch und dann Deutsch gehört. «Da habe ich Walter Samuel gefragt, was denn hier eigentlich die Sprache sei.» Und der Argentinier habe geantwortet: «Ach, daran gewöhnst Du Dich.»

Hoegh, der eben erst aus Dänemark angereist ist, war vom FC Basel nach eigenen Aussagen geholt worden, «weil der Verein einen schnellen Spieler wollte; einen, der hoch stehen kann». Die Schnelligkeit und die «Coolness am Ball» seien seine Stärken, sagt der ehemalige Spieler von Odense BK, der in Vierer- und Dreierkette gleichermassen spielen könne.

Der neue Spieler Daniel Hoeegh beim ersten Training mit der Mannschaft des FC Basel 1983 auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Montag, 24. Juni 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Hoegh (ungefähr Höi ausgesprochen) war einer von fünf Innenverteidigern in dieser wenig intensiv abgehaltenen Trainingseinheit. Ein anderer war Manuel Akanji, der, im Gegensatz zum zwar grossen aber schmächtigen Hoegh, mit seiner Physis beeindruckt.

Hoegh für Schär, Akanji als Backup

Anzunehmen ist, dass Hoegh die Position des abgewanderten Fabian Schär übernehmen und an Marek Suchys Seite das Abwehrzentum bilden wird. Akanji könnte als Backup fungieren, die Trainingslager am Tegernsee (27. Juni bis 4. Juli) und in Crans Montana (7. bis 11. Juli) werden weitere Aufschlüsse zulassen.

Ohnehin sind die Transfers aller Voraussicht nach noch nicht abgeschlossen, eine Meldung von Fabian Freis Wechsel in die Bundesliga wäre längst keine Überraschung mehr. Der Abgang des defensiven Mittelfeldspielers bedeutete den gewichtigsten nach Schärs Wechsel zu Hoffenheim.

Handlungsbedarf besteht aber vor allem in der Offensive, zumal Giovanni Sio zwar offiziell wieder zurück beim FCB ist, am Montag aber nicht im Training war und am liebsten bei einem französischen Verein unterschreiben würde. Urs Fischer will sich, vorsichtig zurückhaltend, dazu nicht äussern und verweist auf Georg Heitz.

Die Arbeitserlaubnis für Simic soll bald vorliegen

Der Sportchef bestätigt, dass sich die Führung Gedanken zur personellen Situation im Angriff macht. Da wird Breel Embolo erstmals bestätigen müssen, ob er auch mit mehr Verantwortung ausgestattet Leistung bringen kann; und Albian Ajeti muss sich endgültig in der ersten Mannschaft durchsetzen.

Der neue Spieler Manuel Akanji beim ersten Training mit der Mannschaft des FC Basel 1983 auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Montag, 24. Juni 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Neben den beiden 18-Jährigen hofft der FCB, dass sich der Knoten bei Yoichiro Kakitani löst und sich das für den Japaner investierte Geld doch noch auszahlt. Neben diesen drei Namen kommt Topscorer Shkelzen Gashi als Stürmer in Frage, auch wenn er unter Sousa vor allem als Flügel überzeugte.

Im offensiven Mittelfeld könnte derweil bald Veljko Simic zum Thema werden. Das Staatssekretariat für Migration hatte dem Serben die Aufenthaltsbewilligung verweigert, weil er dafür die Anforderungen des SEM an einen Berufssportler nicht erfülle.

Arlind Ajeti ist nicht mehr im Training

Simic wurde nach Slowenien an NK Domzale ausgeliehen, um die verlangte Spielpraxis in der höchsten Liga eines Landes zu sammeln. Zurück beim FC Basel darf er zwar noch nicht mittrainieren, die dazu notwendige Arbeitsbewilligung soll aber gemäss Heitz «zeitnah» vorliegen.

In der Abwehr muss sich Gaston Sauro einen Platz im Team oder doch noch einen neuen Verein suchen. Arlind Ajeti erschien nicht mehr zum Training, was ebenso für Pascal Albrecht gilt. Der Torhüter Nummer 3 der vergangenen Saison sucht sich einen neuen Arbeitgeber; Mirko Salvi, der zuletzt in der Challenge League beim FC Biel spielte, ist zum FCB zurückgekehrt.

Die Captain-Frage, die Zeit braucht

Nach Marco Strellers Abgang steht zudem die Frage der Captain-Nominierung im Raum. In den wenigen Tagen beim Verein hat Fischer diese Entscheidung selbstredend noch nicht getroffen.

«Ich muss die Mannschaft jetzt zuerst kennenlernen, was innerhalb von vier Wochen schwierig genug ist. Ich werde bei dieser Entscheidung die Hilfe von Georg Heitz, Marco Walker und auch der Physiotherapeuten brauchen», sagt Fischer.

Der FC Basel hat einen Trainer, der bei der Vergabe der Captain-Binde den ganzen Staff in die Entscheidung einbeziehen will. Auch die Physiotherapeuten. Er hat einen Trainer, der sich mit offenen Ohren und Augen Schritt für Schritt seinem Arbeitgeber nähern will.

Der neue Trainer Urs Fischer beim ersten Training mit der Mannschaft des FC Basel 1983 auf den Trainingsfeldern St. Jakob in Basel am Montag, 24. Juni 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Noch hält er sich dezent im Hintergrund, Urs Fischer. Er will sich auf beratende Stimmen einlassen und die Mannschaft in den kommenden Wochen ausgiebig kennenlernen. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

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