Es war nicht nur der Abend des fünften Meistertitels in Serie für den FC Basel. Es war auch der Abend der emotionalen Abschiede von zwei prägenden Spielern dieser Mannschaft. Von Yann Sommer, der das Interview unter Tränen abbricht – und von Valentin Stocker, der schon seine Rückkehrpläne schmiedet.
Die letzten drei, vier Wochen waren keine einfachen für Valentin Stocker. Wach sei er des Nachts gelegen, erzählte der 25-Jährige nach dem Schlusspfiff dieser Meisterschaft, der auch das Ende seiner Zeit beim FC Basel bedeutete. «Soll ich gehen, soll ich nicht?», das waren die Gedanken, die sich im Kopf des Kriensers drehten, gefolgt von der Frage: «Wenn ja, dann wohin?»
«Durch diese emotional aufgeladene Zeit hat mich die Mannschaft hervorragend getragen», sagte Stocker, «dafür möchte ich ihr danken.» Man könnte auch sagen: Dafür, dass das Team Stocker emotional tragen musste, trug Stocker die Mannschaft mit seinen acht Skorerpunkten in den letzten zehn Spielen ebenfalls gehörig mit auf seinen Schultern.
Nach dem nicht einfachen Entscheidungsverfahren war Stocker bei seinem (vorerst) letzten Auftritt auf dem Joggeli-Rasen dann fast gelöst. Den Entscheid für Hertha und gegen den VfB Stuttgart hatte er gefällt, «weil Trainer und Manager voll auf mich gesetzt haben».
Der FCB legte Stocker keine Steine in den Weg
Und nachdem sich Stocker entschieden hatte, verzichtete der FCB seinerseits darauf, seinem langjährigen Spieler, der seit 2007 im Kader der ersten Mannschaft stand, Steine in den Weg zu legen. «Ich habe fast gleichzeitig mit Bernhard Heusler und Georg Heitz hier beim FCB begonnen», erzählte Stocker, «ich habe ihnen meine Entscheid für Hertha mitgeteilt und sie gebeten, dass sie diesen Wechsel möglich machen.»
Das haben der Präsident des FCB und der Sportdirektor dann auch getan. Auch so sind die Transferzahlen zu deuten, die aus Deutschland kolportiert werden. Zwischen 4 und im Erfolgsfall 5,5 Millionen Euro soll Hertha für Stocker nach Basel überweisen. Das ist sicher nicht zu viel, für einen Spieler seiner Klasse. Aber es ist eben auch ein gewisser Ausdruck der Dankbarkeit des Clubs gegenüber einem Profi, der sich stets mit Haut und Haar für die Rotblauen eingesetzt hat.
Diese Verbundenheit drang auch durch, als sich Stocker am Sonntagabend vor der Muttenzerkurve stehend schon mal Gedanken über seine fernere Zukunft machte: «Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ich hoffe, das gilt hier auch», sagte er. Und empfahl dem FCB mit einem schelmischen Lächeln, doch schon mal ein Sparschwein zu füllen.
Sommer und die Tränen
Neben dem über seine endlich gefällte Entscheidung fast erleichtert scheinenden Stocker, wirkte ein anderer junger Mann, der sich vom FCB verabschiedete, weitaus schwermütiger. Schon als er nach einer Stunde seinen Platz im Tor für Ersatzmann Germano Vailati räumte, wurde Yann Sommer von Tränen übermannt.
Dabei hatte sich der Keeper doch bereits im Winter für seinen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach entschieden. Im Moment der Verabschiedung aber, da kam dann die Schwermut hoch. Auch er mochte sich in diesem Moment kaum ein anderes Karrierenende vorstellen, als eine Rückkehr zum FCB.
Ob es allerdings jeweils zu diesem kitschigen Happy-End für Stocker, Sommer und den FCB kommen wird, ob es in ferner Zukunft wieder eine Rückkehrerbande geben wird, die wie Huggel, Streller und Frei den Club vor ihrem Rücktritt als Spieler noch einmal prägen können, das steht in den Sternen.
«Natürlich wünsche ich mir das heute», sagte ein bewegter FCB-Präsident Bernhard Heusler, «und natürlich wünsche ich mir, dass ich mit den beiden den selben Kontakt halten kann, wie ich es mit einem Ivan Rakitic pflege, mit David Abraham oder Samuel Inkoom.»
Ob das dann aber bedeutet, dass Yann Sommer und Valentin Stocker dereinst wieder vereint in den St.-Jakob-Park einlaufen? Das kann niemand versprechen.
Erst einmal werden die beiden neue Abenteuer erleben in der Bundesliga. Und der FCB? Der wird neue Figuren formen müssen, die in die riesigen Fussstapfen von Yann Sommer und Valentin Stocker treten können.
Zwei Meister treten ab: Yann Sommer (l.) und Valentin Stocker auf der Ehrenrunde. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)