Der neue Basler Sportchef Marco Streller hat seinen ersten gewichtigen Transfer unter Dach und Fach gebracht: Der 28-jährige holländische Stürmer Ricky van Wolfswinkel unterschreibt einen Dreijahresvertrag. Derweil soll Feyenoord Interesse daran haben, Jean-Paul Boëtius zu verpflichten. Und Daniel Hoegh wechselt nach Holland zum SC Heerenveen.
Ende April erlebte Ricky van Wolfswinkel eine Premiere in seiner neunjährigen Profikarriere: Der Stürmer stemmte einen Pokal in die Höhe. Im holländischen Rotterdam erzielte er im Final beide Treffer für Vitesse Arnheim gegen Alkmaar und darf sich Cupsieger nennen. So, wie seine zukünftigen Mannschaftskollegen beim FC Basel, die ein paar Wochen später den Mythos des FC Sion archivierten.
Der FC Basel hat den Wechsel am frühen Abend bestätigt. Van Wolfswinkel ist der erste gewichtige Transfer des neuen Basler Sportchefs Marco Streller, er unterschreibt in Basel einen Kontrakt für drei Jahre. Der 28-Jährige soll Marc Janko ersetzen, der zu Sparta Prag gewechselt ist, und Seydou Doumbia, der aller Voraussicht nach nicht in Basel bleiben wird. Der Schweizer Meister kauft van Wolfswinkel aus einem Vertrag in Arnheim, der bis Sommer 2019 gültig war. Laut Informationen der TagesWoche bezahlt der FC Basel rund 3,5 Millionen Franken für den Holländer.
Der neue Sportchef Marco Streller sagt zum Wechsel:
Wir waren auf der Suche nach einem Stürmer, der eine gewisse Erfahrung mitbringt und in der Vergangenheit bewiesen hat, dass er torgefährlich ist. Ein Stürmertyp mit diesem Anforderungsprofi ist sehr schwierig zu finden, weil solche Spieler für den FCB schnell unbezahlbar werden. Meine Kollegen der technischen Kommission und ich haben Ricky mehrmals sehr genau beobachtet – und alle kamen unabhängig voneinander zum gleichen Fazit. Zudem ist er mir persönlich bereits aufgefallen, als ich mit dem FCB gegen ihn gespielt habe, während er bei Sporting Lissabon war. Man sieht einfach die unglaubliche Qualität, die er mitbringt. Er wurde Zweiter in der Torschützenliste der Eredivisie und hat kürzlich noch mit zwei Toren den Cupfinal entschieden. Ich freue mich wirklich sehr, dass er bei uns unterschrieben hat.
Die Karriere des 186 Zentimeter grossen Rechtsfusses verlief nicht linear nach oben. Gross geworden ist er bei Vitesse Arnheim, wo er 2008 als 19-Jähriger in der holländischen Eredivisie debütierte. In der darauf folgenden Saison entwickelte er sich zum Stammspieler, er erzielte in 32 Spielen 8 Tore und wechselte zur Ligakonkurrenz FC Utrecht.
» Ricky van Wolfswinkels Leistungsdaten 2016/17
Die Europa League war bisher das höchste der Gefühle
Nach 34 Toren in 80 Spielen hielt ihn nichts mehr in der holländischen Liga. Van Wolfswinkel wechselte zu Sporting Lissabon, wo er seine Torquote auf 47 Treffer in 88 Spielen hochschraubte. Ein Leistungsausweis, der ihm die ersten Schritte in der Premier League ermöglichte.
Wiedersehen in der Super League: Ricky van Wolfswinkel erzielt 2011 in der Europa League ein Tor gegen den FC Zürich (Ludovic Magnin, unscharf) – in der Saison 2017/18 trifft er mit dem FC Basel wieder auf die Zürcher. (Bild: Keystone/Armando Franca)
Sportlich wurde van Wolfswinkel bei Norwich City allerdings nicht glücklich. Er wurde zur AS Saint-Etienne nach Frankreich und später zu Betis Sevilla nach Spanien ausgeliehen, bis er vor einem Jahr zu Arnheim zurückkehrte. In der Stadt am Nederrijn, wenige Kilometer nach der Rheinteilung, erreichte er in der Saison 2016/17 den fünften Platz, der den Verein zur Qualifikation zur Europa League berechtigt.
Die Europa League ist bisher van Wolfswinkels einzige Erfahrung im internationalen europäischen Clubfussball. Mit dem FC Basel hat er die Möglichkeit, zum ersten Mal in der Champions League zu spielen. Es wäre ein Höhepunkt in seiner Karriere, in der er in 328 Profispielen 126 Tore erzielte und zweimal für die holländische Nationalmannschaft auflief.
Boëtius hofft, dass ihn der FCB ziehen lässt – Feyenoord soll Interesse haben
Van Wolfswinkel ist liiert mit der Tochter Johan Neeskens, eines ehemaligen Nationalspielers Hollands. Er selbst debütierte 2010 unter Bert van Marwijk für die Oranje, 2013 kam er unter Louis van Gaal zum bisher letzten Mal zum Einsatz. Er hat damit ein Länderspiel mehr im Portfolio als Jean-Paul Boëtius, der noch immer in Basel unter Vertrag ist.
Van Wolfswinkels Landsmann verbrachte die abgelaufene Saison als Leihspieler beim KRC Genk. Obwohl Boëtius mit acht Toren und sechs Assists in 29 Partien überzeugte, verzichten die Belgier auf die definitive Übernahme des Flügelspielers. Eine Rückkehr nach Basel stünde unter einem schwierigen Stern, da sich Boëtius kurz nach seinem Wechsel negativ über das Basler Umfeld geäussert hat.
» Gescheitert im Land der Ja-Sager – Jean-Paul Boëtius‘ Äusserungen nach dem Wechsel nach Belgien
Nach Informationen der TagesWoche erhofft sich Boëtius, dass ihn die neue Vereinsleitung um Präsident Bernhard Burgener ziehen lässt. Feyenoord, sein Stammverein, soll versuchen, den Offensivspieler zurückzuholen.
Jean-Paul Boëtius (rechts) im Dress des KRC Genk – der Holländer hat Erfolg in Belgien, Genk übernimmt den Offensivspieler trotzdem nicht. (Bild: Reuters/FRANCOIS LENOIR)
Hoegh wechselt nach Heerenveen
In der Basler Abwehrreihe wird derweil der Platz von Daniel Hoegh frei. Der dänische Innenverteidiger absolvierte beim Schweizer Meister 31 Spiele (zwei Tore) und wechselt zum SC Heerenveen, Neunter der abgelaufenen Saison in der holländischen Eredivisie.
Damit bleiben dem FC Basel drei Innenverteidiger: der Tscheche Marek Suchy, der neue Schweizer Nationalspieler Manuel Akanji und der Kolumbianer Eder Balanta. Um jede Position doppelt zu besetzen, könnte Basel Eray Cümart vom FC Lugano zurückholen. Der 19-Jährige spielte eine starke Rückrunde mit den Tessinern, sein Leihvertrag mit dem FC Lugano läuft noch bis Ende Juni 2017.
Daniel Hoegh (links am Ball) verlässt den FC Basel, Eray Cümart (rechts, Mitte) könnte aus dem Leihgeschäft mit dem FC Lugano zum Schweizer Meister zurückkehren. (Bild: Keystone/TaWo)