Überirdisch war das Spiel des FC Basel gegen die verunsicherten Grasshoppers selten. Und doch glänzte ein FCB-Spieler mit all seiner Kraft. Der Strahlemann und alle weiteren Akteure in der Einzelkritik.
Tomas Vaclik | Torhüter
Musste deutlich häufiger seine Fähigkeiten einsetzen, als er es gegen den Krisenclub GC hätte erwarten müssen. Stellte sich für den zornigen Munas Dabbur als unüberwindbar dar, ebenso für dessen wohltemperierten Schichtkollegen Numa Lavanchy. Wollte einmal zu häufig seine Fachkenntnisse unter Beweis stellen, als er nach einer halben Stunde Dabbur den Ball ohne Not in die Füsse spielte. Bisweilen ziellose Abstösse.
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Ganz ohne Tadel darf man Adama Traoré nicht in die Nationalmannschaftspause abschleichen lassen. Bis zur Einwechslung von GC-Flügelspieler Ridge Munsy stimmten beim Ivorer Timing, Tempo und Taktgefühl. Wuselte gekonnt die linke Seite auf und ab, bis besagter Munsy aufkreuzte und ihn mit seiner Schnelligkeit und Wucht ziemlich traoresk ausschauen liess.
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Sog wie ein missmutiger, lebensfeindlicher Stern alles an und auf, was in seine Umlaufbahn geriet. Bis er sich von einem mittlerweile noch zornigeren Israeli namens Munas Dabbur in der 70. Minute ausspielen liess. Dabbur scheiterte aus unerfindlichen Gründen an FCB-Schlussmann Vaclik, doch eine Frage bleibt: Spürte Suchy den Druck von Timm Klose, der von der Bodenstation seit Monaten unnötigerweise in den Weltraum piepst, er wolle irgendwann auch in den FCB-Himmel aufsteigen?
Marek Suchy und Munas Dabbur im Ringkampf (griechisch-römisch) um den Ball. (Bild: Keystone/PETER SCHNEIDER)
Manuel Akanji | linker Innenverteidiger
Strahlte am FCB-Kosmos, wie man nur strahlen kann. Trotz ordentlich befähigten Kollegen im Mittelfeld besorgte der junge Innenverteidiger die Spielauslösung gerne selber. Dribbelte, schlug kluge Pässe, liess sich vom GC-Pressing nie vom Strahlen abhalten. Und kam nach Eckbällen zu gefährlichen Kopfbällen. FCB-Sonne, dein Name sei Manuel Akanji.
Michael Lang | rechter Aussenverteidiger
Wäre Michael Lang jemand wie Andraz Sporar, müsste man ihm dringend Abschlusstraining verordnen. Nun handelt es sich bei Lang aber um einen gewitzten Aussenverteidiger, zu dessen offensiven Pflichten in erster Linie das ordentliche Flanken gehört. Weil Lang damit nicht ausgelastet war, ebenso wenig mit seiner defensiven Arbeit, organisierte er sich gleich zwei Grosschancen. Durchdachte Partie des Schweizer Nationalspielers, der als einziger zur helvetischen Auswahl fährt.
Taulant Xhaka | defensiver Mittelfeldspieler
Funktioniert in Käfighaltung genauso gut wie als Freiluftspieler. Konnte sich in der ersten Halbzeit mangels Gegenwehr aussuchen, wo er wirken wollte. Tat das gerne auch vor dem GC-Strafraum. Rannte, ackerte, stemmte sich gegen den Kontrollverlust seiner Mannschaft in der Mitte der zweiten Hälfte. Wurde in der 53. Minute vom damals schon gut angesäuerten Dabbur im Stand ausgedribbelt, was zu einer unerklärlicherweise ungenutzten Topchance für Dabbur führte.
Luca Zuffi | defensiver Mittelfeldspieler
Erzielte das einzige Tor des Abends auf beschreibungswürdige Weise. Der clevere Mittelfeldmann fing einen GC-Pass im Mittelfeld ab, rannte los, gab Renato Steffen den Ball mit der Ansage weiter, ihn doch bitte postwenden zurückzubefördern. Spielte den Ball dann geschickt verzögernd an zwei GC-Verteidigern vorbei ins Tor. Durchgängig verlässlich und stilsicher, wenn auch diskreter in der zweiten Halbzeit.
Ein glückloser Abend für Mohamed Elyounoussi. Immerhin trägt er keinen Turban wie Nemanja Antonov mit einer Platzwunde. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Mohamed Elyounoussi | rechter Flügel
Hin und wieder ein bisschen lustiger Funkenflug, das wars dann auch schon. Der junge Norweger entfaltete wenig Gefahr, wenn er am Ball war, lief sich fest statt frei trotz angeborener Schnelligkeit. Vergab eine Topchance in bester Dabbur-Manier, als er eine Flanke in der 18. Minute aus kürzester Distanz neben das Tor beförderte. Vergab eine weitere Topchance in bester Delgado-Manier, indem er ein Zuspiel von Kollege Sporar mit dem Absatz in die Arme von GC-Torhüter Joël Mall spedierte.
Matias Delgado | offensiver zentraler Mittelfeldspieler
Der FCB-Captain wurde, der letzte sternkundlerische Vergleich – fest versprochen, überstrahlt. Verspielt und trickreich wie in seinen hellsten Tagen, aber wirkungslos. Als die Grasshoppers nach einer Stunde immer stärker wurden, schaffte Delgado es nicht, das Spiel zurück in geordnete Bahnen zu lenken. Das brüchige Mittelfeld ermöglichte den Zürchern, die Kontrolle zu übernehmen. Wurde ein bisschen zu spät (73. Minute) durch den robusteren Alexander Fransson ausgetauscht.
Renato Steffen | linker Flügel
Knackte mit seinen Doppelpässen die Zürcher Aussenpositionen mehr als einmal (einmal sehr erfolgreich vor dem 1:0). Joggte in der 22. Minute durch die handlungsunfähige GC-Abwehr, zog ab, sah seinen Abschuss aber durch GC-Schlussmann Mall übers Tor gelenkt. Tauschte mit seinen Sturmkollegen intelligent immer wieder die Position, baute gegen Schluss aber ab und musste sich schliesslich noch dazu äussern, dass ihn Nationaltrainer Vladimir Petkovic nicht ins Lager der Landesauswahl eingeladen hat:
Andraz Sporar | Angriffsspitze
Vereinigte gegen GC eine beachtliche Anzahl Stürmertypen. Konnte lange Bälle verarbeiten und solange horten, bis ein Mannschaftskollege am richtigen Ort stand. Konnte Angriffe im Mittelfeld ankurbeln, dribbelte flink, wie in der 30. Minute mit einem Langstreckensolo bis vor das Tor. Konnte die GC-Verteidiger binden, aber sie auch ziemlich alt aussehen lassen mit seinem Antritt. Konnte nur eines nicht, was Stürmer mitunter zu tun pflegen: ins Tor treffen. Musste später in der Interviewzone für einmal nicht darüber Auskunft geben, warum es mit seinem ersten Treffer für den FCB nicht klappen will. Immerhin.
Marc Janko | Angriffsspitze
Sollte schaffen, was Andraz Sporar nicht vollbrachte: das zweite Tor für den FCB erzielen. Seine Einwechslung in der 68. Minute blieb dann lange die einzige bemerkenswerte Aktion. Die zweite kam kurz vor Schluss, als er vor dem Tor einen Ball in Richtung erweiterte Erdumlaufbahn beförderte.
Marc Janko beim erfolglosen Versuch gegen Milan Vilotic, mehr Zählbares zu produzieren als Andraz Sporar, sein Vorgänger auf der Position der Angriffsspitze. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Alexander Fransson | offensives zentrales Mittelfeld
Ersetzte nach 70 Spielminuten Matias Delgado. Stabilisierte das Mittelfeld durchaus und hätte fast noch Aussergewöhnliches getan, als er sich nach einem Fussgemenge in der GC-Hälfte des Balles habhaft wurde, auf das GC-Tor losrannte, doch am herausstürmenden Mall scheiterte.
Davide Calla | rechter Flügel
Durfte in der 84. Minute für Elyounoussi ran – zu spät, um eine Bewertung abzukriegen.
_
Bewertungsdurchschnitt: 4,4
Nicht eingesetzt: Djordje Nikolic, Geoffroy Serey Dié, Eder Balanta, Blas Riveros