Viel Wasser, viele Chancen, ein Tor – und ein Schlagabtausch der Trainer

Im strömenden Regen und auf einem am Ende kaum mehr vernünftig zu bespielenden Rasen im Joggeli gewinnt der FC Basel 1:0 (0:0) gegen den FC Sion. Der entscheidende Elfmeter sorgt nach Spielschluss zum Zusammenprall der Trainer.

Der Basler Valentin Stocker, rechts, wird gefoult vom Sittener Xavier Kouassi, links, beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Sion am Samstag, 15. Februar 2014, im St. Jakob-Park Stadion in Basel. (KEYSTONE (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Im strömenden Regen und auf einem am Ende kaum mehr vernünftig zu bespielenden Rasen im Joggeli gewinnt der FC Basel 1:0 (0:0) gegen den FC Sion. Der entscheidende Elfmeter sorgt nach Spielschluss zum Zusammenprall der Trainer.

Irgendwann, kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit, hatte sich der Rasen endgültig mit Wasser vollgesogen. Unaufhörlich prasselte der Regen nieder auf den St.-Jakob-Park in Basel. Mit jedem Tropfen, der fiel, wurde der Faktor Zufall grösser im Spiel des FC Basel gegen den FC Sion. Und so war es durchaus logisch, dass eine Einzelaktion die Entscheidung brachte für den Meisterschaftsfavoriten – und gegen den sich langsam zum Abstiegskandidaten entwickelnden Gast.

Humpelnder Streller

Fast sorgenfrei war FCB-Trainer Murat Yakin nach der Partie. Nur etwas machte ihm Sorgen: «Marco Streller ist nach dem Spiel humpelnd in die Kabine gekommen. Da müssen wir schauen, was los ist.» Der FCB-Stürmer hatte schon unter der Woche mit leichten Adduktorenproblemen das Mittwochstraining abgebrochen.

Valentin Stocker hatte sich in seiner unnachahmlichen Art im Walliser Strafraum förmlich festgebissen. Fast schien er den Ball bereits verloren zu haben, da hatte er sich doch gegen zwei, drei, vier Gegenspieler durchgesetzt und stand beinahe alleine vor Andris Vanins. Beinahe, denn da war noch Xavier Kouassi, der das Bein ausfuhr, Stocker traf, stoppte, zu Fall brachte.

Penalty – wieder mit Diskussionen

Elfmeter für den FC Basel. Diesmal schien es, anders als noch letzten Samstag gegen die Young Boys, keine zwei Meinungen geben zu können. Auf dem Feld jedenfalls hielten sich die Walliser Reklamationen in Grenzen. Da änderte sich jedoch schlagartig, als Raimondo Ponte nach dem Schlusspfiff zur Pressekonferenz erschien.

Der 58-Jährige war unter der Woche als dritter Trainer des FC Sion in der laufenden Saison eingesetzt worden. Und vielleicht lag es auch daran, dass er nach dem Spiel Stocker ziemlich unverblümt der Schwalbe bezichtigte. Vielleicht wollte er seinen Spielern einfach jene Bissigkeit vorleben, die sie auf dem Feld zeigen müssen, um im Kampf gegen den freien Fall zu bestehen.

Ponte befand also: «Das Bein ist draussen, aber Stocker geht drüber, macht einen Schritt – und fällt erst dann. Aber das muss man wissen: Wenn Stocker im Strafraum ist, dann darf man nicht zum Tackling an den Boden gehen.»

Was sich danach abspielte, war ein reichlich unverblümter Schlagabtausch der beiden Trainer auf dem Podium. Murat Yakin erklärte zwar, er wolle das alles «nicht kommentieren», tat das aber mit den Worten: «Es ist immer sehr erstaunlich, dass die anderen die Kraft aufbringen, um vor der fremden Tür zu kehren.» Was Ponte noch während Yakins Aussage konterte mit: «Es braucht keine Kraft!»

Frei trifft wie einst Frei

Was allerdings auch nichts mehr an den Fakten änderte. Fabian Frei hatte den Penalty im Stile seines Namensvetters verwandelt, der heute als Sportchef des FC Luzern tätig ist: kühl, überlegt, treffsicher. 1:0 für den FCB in der 57. Minute, es war die Entscheidung.

Die Basler brauchten diesen Penalty, um das Spiel zu entscheiden. Nicht, weil sie sich aus dem Spiel heraus keine Chancen erarbeitet hätten, nein das war nicht der Knackpunkt.

Das eine Problem des FCB hiess Andris Vanins und hütete das Sittener Tor. Überragend, wie er in der 34. Minute Stockers Schuss aus sechs Metern noch mit der Fussspitze an den Pfosten lenkte, spektakulär, wie er in der 83. Davide Callàs Abschluss aus ähnlicher Distanz abwehrte.

Callàs gutes Debüt

Das zweite Problem der Basler war, dass sie selbst zu wenig konsequent mit ihren Chancen umgingen. Callà etwa hätte sein Debüt eigentlich mit einem Tor oder einem Assist krönen müssen. Doch entweder er stolperte im entscheidenden Moment, er scheiterte an Vanins – oder er zog fälschlicherweise den Schuss einem Querpass auf den freistehenden Stocker vor.

Trotzdem durfte der Basler Neuzugang zufrieden sein mit seinem ersten Auftritt in Rotblau. Erst vier Tage vor dem Spiel hatte er seinen Vertrag beim FCB unterschrieben. Und doch wirkte er über weite Strecken bereits sehr gut integriert in das Basler Offensivspiel.

Callà jedenfalls war der glücklichere der beiden Debütanten des Abends. Wobei auch Ponte nicht gänzlich unzufrieden wirkte. Musste er auch nicht sein. Seine Mannschaft hatte sich vorab in der ersten Halbzeit durchaus als kompetitiver Gegner gezeigt. Gar nicht ängstlich, wie ein Team im Joggeli auch hätte auftreten können, das mit sechs Pflichtspiel-Niederlagen in Serie angereist war.

Die Chance, die man in Basel packen muss

Der FC Sion stand in den ersten 45 Minuten hoch, er suchte sein Heil nicht nur in der Verteidigung. Er brachte die Basler mit schnellen Vorstössen durchaus in Verlegenheit. Und in der 19. Minute hatte Ebenezer Assifuah jene Chance, über die Ponte später sagen sollte: «Wenn du in Basel gewinnen willst, musst du solche Gelegenheiten einfach nutzen.» Assifuah aber rutschte der Ball über den Spann. Chance weg – Spiel am Ende verloren.

Es war allerdings keineswegs ein gestohlener Sieg des FCB. In der zweiten Hälfte hatten die Basler den Gegner defensiv im Griff und erarbeiteten sich trotz des schwer zu bespielenden Rasens Chancen. Weiterhin fünf Punkte liegen die Basler nach dem Sieg in der Liga vor den zweitplatzierten Young Boys, die am Sonntag gegen den Tabellenletzten aus Lausanne 5:3 gewinnen.

Als nächstes steht für den FC Basel die Reise zu Maccabi Tel Aviv auf dem Programm, wo am Donnerstag das Hinspiel des Sechzehntelfinals der Europa League ansteht. «Eine tolle Sache» sei der Wettbewerb für den FCB sagte Yakin noch, nachdem das Wortgefecht mit Ponte beendet war. Er wird die Reise nach Israel mit einem guten Gefühl antreten: «Drei Spiele, drei Siege, das war unser Ziel für den Jahresbeginn.»

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