Roger Federer war mit seinem Sieg über Dimitri Tursunow nicht in allen Belangen zufrieden. Aber ein «solides» Spiel reichte und der Tennisstar konnte sogar dem zusätzlichen Satz etwas positives abgewinnen.
Als Roger Federer am Nachmittag zu den üblichen Pressegesprächen für Zeitung, Funk und Fernsehen im Mediensaal des Stadion Roland Garros sass, fiel immer wieder ein Wort. Ein Wort, das sowohl seinen 7:5, 6:7 (7:9), 6:2, 6:4-Sieg gegen den Russen Dimitri Tursunow in der dritten Runde wie auch seine ersten drei Turnierspiele bei den French Open 2014 beschrieb.
«Solide» sei das Match gegen Tursunow gewesen, gab Federer zu Protokoll, «solide» sei auch die Wochenbilanz beim Sandplatz-Major am Bois de Bologne: «Es gibt vieles, mit dem ich nicht so zufrieden bin. Aber auch vieles, was gut war», sagte der 17-malige Grand Slam-Champion, «für mich zählt am meisten, dass ich Spiele gewinne. Und wieder einmal in der zweiten Hälfte des Turniers stehe.»
Der nächste Gegner hat viel Potenzial
Gingen über vier Sätze: Roger Federer und Dimitiri Tursunow. (Bild: ETIENNE LAURENT)
Nun trifft der 32-jährige Eidgenosse im Achtelfinale auf den schillernden Letten Ernests Gulbis, einen Mann, dem schon länger nachgesagt wird, er könne zu den bestimmenden Spielern der Zukunft gehören – der aber erst jetzt, nach jahrelangen Irrungen und Wirrungen seine Potenziale ausschöpft. Erst am letzten Wochenende untermauerte Gulbis seine starke Form mit dem Turniersieg in Nizza.
«Viele haben Matches gegen Federer, Nadal oder Djokovic schon vor dem ersten Ballwechsel verloren, weil sie nicht an sich glauben», sagte Gulbis, «das wird es bei mir nicht geben, das ist klar.» Schon im Februar hatte Gulbis auf französischem Boden angezeigt, dass mit ihm in dieser Spielserie zu rechnen ist, da besiegte er im Endspiel von Marseille den favorisierten Jo-Wilfried Tsonga. Die vierte Runde eines Grand Slam-Turniers erreichte Gulbis aber nun in Paris zum ersten Mal seit 2008, damals scheiterte er bei den French Open im Viertelfinale an Djokovic.
«Ich weiss, was mich erwartet: Ein hartes Duell.»
Federer musste später lachen, als man ihn fragte, ob er bereit sei für die Herausforderung gegen Gulbis – und ob nicht der Lette nun sogar der Favorit in der Partie sei. «Ich bin immer hellwach, wenn es in einen Grand Slam geht, gegen jeden Gegner, zu jeder Tag- und Nachtstunde», sagte er, «Ernests ist ein interessanter Spieler, der sich ziemlich gesteigert hat zuletzt. Ich weiss, was mich erwartet: Ein hartes Duell.»
Hart war allerdings auch schon die Aufgabe gegen Tursunow gewesen, eine zähe Angelegenheit, die Federer gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen Regenschauer zu Ende brachte. Geschäftsmässig routiniert sah die Performance des Maestro aus, ohne grossen Glanz, dafür aber mit der nötigen Effektivität im rechten Moment. «ich hätte gerne offensiver gespielt, mit mehr Druck nach vorne», sagte Federer, «aber Tursunow hat es mir da auch sehr schwer gemacht.»
Neue Rekordmarke für Federer
Immerhin: Eine Rekordmarke sprang ganz nebenher auch noch heraus für Federer, der zum zwölften Mal das Achtelfinale in Paris erreichte und damit ein Mal mehr als der argentinische Sandplatzspezialist Guillermo Vilas in den 1970er- und 1980er-Jahren. Überraschend für Federer? «Nein, überhaupt nicht», sagte der, «denn ich bin ja auf Sandplätzen aufgewachsen. Das waren die Plätze meiner Kindheit und Jugend.» Seinen Aufenthalt auf der grössten aller Pariser Tennisbühnen verlängerte er an grauen, regnerischen Freitag unfreiwillig, als er im zweiten Satz nicht weniger als vier Satzbälle ausliess und den Durchgang noch im Tiebreak mit 7:9 verlor. Ohnehin erwies sich Federer in dem Zweikampf nicht gerade als kühler Vollstrecker seiner Chancen: Nur 4 von 21 Breakmöglichkeiten nutzte er in dem gut drei Stunden währenden Duell.
Federer war nicht sonderlich zufrieden mit seiner Leistung. (Bild: MICHEL EULER)
Was ihm später gefiel an seinem Auftritt, war der Umstand, im dritten und vierten Satz neue Wege gefunden zu haben, um Tursunows stürmisches, drängendes Spiel besser zu neutralisieren – und selbst etwas mehr Initiativkraft zu entwickeln. «Vielleicht war es gar nicht schlecht, noch einen Satz mehr gespielt zu haben», sagte Federer, «mit dieser guten Schlussphase nehme ich auch Selbstvertrauen mit ins nächste Match. Ich hatte schlicht noch mal mehr Zeit, mich besser zu fühlen.»
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