Vom wackelnden Suchy und dem trabenden Traoré

Bei der 1:4-Niederlage des FC Basel gegen Arsenal überzeugen nur wenige Basler. Einer davon erzielt endlich seinen ersten Champions-League-Treffer für die Rotblauen. Die meisten anderen Basler sind schlicht und einfach überfordert.

epa05662964 Arsenal's Lucas Perez, back left, and Mesut Oezil, back right, cheer after Arsenal's second goal during an UEFA Champions League Group stage Group A soccer match between FC Basel 1893 and Arsenal FC at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 06 December 2016. EPA/GEORGIOS KEFALAS

(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Bei der 1:4-Niederlage des FC Basel gegen Arsenal überzeugen nur wenige Basler. Einer davon erzielt endlich seinen ersten Champions-League-Treffer für die Rotblauen. Die meisten anderen Basler sind schlicht und einfach überfordert.

Tomas Vaclik | Torhüter

Einzelkritiknoten 4

War im Hinspiel bester Mann in Basler Reihen gewesen und gehörte auch im Rückspiel zu den wenigen Baslern, die im kalten Nebel nicht komplett abfielen. Wehrte beispielsweise vor dem zweiten Gegentor Kieran Gibbs’ Versuch noch ab, war gegen Lucas’ Nachschuss dann aber ebenso machtlos wie bei allen anderen Gegentoren. Hatte zudem Glück, dass Alexis Sanchez’ Freistoss an die Latte flatterte – konnte nur noch die Flugbahn staunend betrachten. Beendet diese Europacupsaison mit zwölf Gegentoren aus sechs Spielen. 

Michael Lang | rechter Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 3.5

Zieht nach der 1:3-Niederlage gegen die Young Boys zum zweiten Mal einen Abend ein, den er nicht unbedingt in sein Bewerbungsdossier für zukünftige Aufgaben aufnehmen wird. Der Grund hatte an diesem Abend einen Namen: die linke Angriffsseite der Londoner. Da half beispielsweise auch ein verzweifelter Rutscher über mehrere Meter nicht, um Gibbs am Schuss vor dem 0:2 zu hindern. Hatte am Ende immerhin noch eine Halbchance bei einem Kopfball, viel mehr brachte Lang in der Offensive nicht zustande. 



epaselect epa05663019 Arsenal's Lucas Perez, left, scores a goal during an UEFA Champions League Group stage Group A soccer match between FC Basel 1893 and Arsenal FC at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, 06 December 2016. EPA/GEORGIOS KEFALAS

Zum zwölften Mal fliegt ein Ball in dieser Champions League an Tomas Vaclik vorbei. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Marek Suchy | rechter Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 3

Wusste aus seiner Zeit bei Slavia Prag, wie man gegen Arsenal punktet, wenn man im Hinspiel chancenlos war. Setzte dieses Wissen neun Jahre danach nicht um – mehr noch: Die Geschichte des wackelnden Marek Suchy schreibt sich weiter. Unterlief den langen Ball vor dem 0:1 und war beim 0:4 weit weg von der zentralen Zone, für die er zuständig wäre. Wird sich auf die Weihnachten freuen, auf die Zeit, in der man im Kreise der Familie besinnlich über Vergangenes sinnieren kann.

Eder Balanta | linker Innenverteidiger

Einzelkritiknoten 3.5

Diesen Ball vor dem 0:1 hat ein Innenverteidiger auch schon geklärt. Vielleicht gelang es ihm nicht aus Angst vor einem Eigentor, vielleicht war es die Ehrfurcht vor dem Gegner mit dem grossen Namen, vielleicht war es Unvermögen, wahrscheinlich aber eine Mischung aus allem. Kam vor dem 0:3 zu spät und spannte mit Adama Traoré beim 0:4 nicht genügend zupackend zusammen, um Mesut Özil, diesen überragenden Deutschen in den englischen Reihen, am letzten Pass zu hindern.

Adama Traoré | linker Aussenverteidiger

Einzelkritiknoten 3

Er wird es als kleines Geheimnis in die Winterpause mitnehmen, warum er dem Gegner zuweilen lieber hinterhertrabt als nachsprintet. So geschehen beim 0:2, als er den dreifachen Torschützen Lucas nicht konsequent verfolgte. Hätte er mal früher kapiert, dass dieser in den freien Raum laufen könnte, vielleicht hätte der zweite Gegentreffer verhindert werden können. Zu seiner Leistung passte die kleine, aber feine Slapstickeinlage: Rutschte oder stolperte an der Seitenlinie, ohne dass dabei ein Gegenspieler gefährlich nahe bei ihm gestanden wäre. Auf der Habenseite steht immerhin eine Halbchance bei einem Schuss, der nach knapp einer halben Stunde am Tor vorbeiflog.



Football Soccer - FC Basel v Arsenal - UEFA Champions League Group Stage - Group A - St.Jakob-Park, Basel, Switzerland - 6/12/16 Arsenal's Alex Iwobi celebrates scoring their fourth goal Action Images via Reuters / Andrew Couldridge Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Da bleibt nur noch Zusehen: Adama Traoré (Nummer 3) und Eder Balanta sind Zeugen des vierten Gegentreffer, erzielt von Alex Iwobi. (Bild: Reuters/Andrew Couldridge)

Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 3.5

Langsam, aber sicher dürfte es ihn nerven, dass er bei jedem Spiel gegen seinen Bruder als Verlierer vom Platz geht. Dreimal haben sich die Brüder aus dem St. Johann als Gegner getroffen, im St.-Jakon-Park war Taulants Niederlage besonders bitter. Schon in der Pause verwarf er die Arme, als er mit Granit in Richtung Senftube marschierte. Und irgendwann werden auch die tröstenden Worte seines Bruders Wirkung zeigen, nach diesem Spiel, in dem der Basler Mittelfeldspieler mit einer Direktabnahme auf sich aufmerksam machte, die er nach einer Ecke hoch über das Tor schoss.

Geoffroy Serey Dié | defensives Mittelfeld

Einzelkritiknoten 3.5

War einer der vier Neuen in Urs Fischers Startelf im Vergleich zur Niederlage in Bern. Erhielt vom Trainer den Vorzug vor Luca Zuffi, für den er in der 73. Minute ausgewechselt wurde. War zuvor zu einem Abschluss nach gut einer Stunde gekommen, stand aber auch am Ursprung des dritten Gegentreffers, weil er Suchys Pass nicht entgegenging und so den Ballgewinn für Arsenal ermöglichte.

Renato Steffen | rechter Flügel

Einzelkritiknoten 4

Hatte in dieser einseitigen Partie gleich drei Möglichkeiten: Schoss in der 12. Minute daneben, fand in der 40. seinen Meister in David Ospina und traf zehn Minuten später das Tor wiederum nicht. Wurde von seinen Teamkollegen ansonsten mindestens zweimal im Stich gelassen, so, dass er mangels Anspielstationen verärgert mit den Händen auf seine Schenkel klopfte. Verliess das Feld in der 88. Minute mit Muskelproblemen, die er sich ohne Fremdeinwirkung zugezogen hatte.



Football Soccer - FC Basel v Arsenal - UEFA Champions League Group Stage - Group A - St.Jakob-Park, Basel, Switzerland - 6/12/16 Arsenal's Mesut Ozil in action with FC Basel's Renato Steffen Action Images via Reuters / Andrew Couldridge Livepic EDITORIAL USE ONLY.

Auch in Renato Steffen (Nummer 11) findet Mesut Özil seinen Meister nicht. (Bild: Reuters/Andrew Couldridge)

Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 3.5

Von ihm hatte man auch schon präzisere Pässe gesehen. Sinnbildlich für seinen Abend war ein Seitenwechsel auf Michael Lang, der das Ziel gleich um mehrere Meter verfehlte. Ermöglichte Marc Janko in der 51. Minute dann doch noch eine Torchance und verliess das Feld drei Minuten später für Seydou Doumbia. Ganz Captain erschien er später in der Interviewzone und konnte bei aller Routine eines 33-Jährigen nicht verbergen, dass er «wirklich, wirklich enttäuscht» ist.

Mohamed Elyounoussi | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4

War für den formschwachen Birkir Bjarnason in die Mannschaft gekommen und zeigte zu Beginn, warum Fischer sich für ihn entschieden hatte. Gehörte in der Startphase zu den aktivsten Basler Offensivspielern, baute danach allerdings gehörig ab. Mit ein Grund, warum er in der 59. Minute für Davide Calla ausgewechselt wurde.

Marc Janko | Angriffsspitze

Einzelkritiknoten 4

Stand nach dem Auftakt gegen Ludogorets Razgrad zum zweiten Mal in der Startaufstellung. Erlebte neben den Gegentoren den Frust eines wegen Abseits aberkannten Tores, vergab eine Kopfballchance nach Delgados Flanke und war schliesslich am Basler Höhepunkt des traurigen Abends beteiligt: Spielte Doumbias Pass direkt zum Ivorer zurück, der den dritten Treffer des FC Basel in der Königsklasse 2016/17 erzielte.

Seydou Doumbia | Angriffsspitze

Einzelkritiknoten 4.5

Ersetzte in der 54. Minute Delgado und ward in der ersten knappen halben Stunde nicht gesehen. Dann aber die Erlösung, wenn es so eine beim Stand von 0:4 überhaupt geben kann: Jetzt, da es nicht mehr zählte, erzielte er den lang ersehnten Treffer in der Champions League, seinen vierzehnten. Wie Doumbia ihn erzielte, war eine Augenweide, diese Ballkontrolle, diese Drehung um Ball und Gegenspieler, und dann der Abschluss mit dem rechten Aussenrist über Opsina drüber. Fein gemacht vom 28-Jährigen.



Basel's Seydou Doumbia, left, scores the first goal for Basel against Arsenal's goalkeeper David Ospina, right, during an UEFA Champions League Group stage Group A matchday 6 soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and England's Arsenal FC in the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Tuesday, December 6, 2016. (KEYSTONE/Walter Bieri)

Das Duo des einzigen Basler Treffers: Marc Janko (links) der Assistgeber, Seydou Doumbia der Torschütze. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Davide Calla | linker Flügel

Einzelkritiknoten 4

Kam in der 59. Minute für Elyounoussi auf das Feld. Zu einem Zeitpunkt, als die Geräuschkulisse im Stadion bereits gespenstige Züge annahm. Nur noch wenige skandierten Callas Namen bei der Einwechslung, die Luft war draussen, auch bei den Zuschauern. Immerhin sorgte Calla drei Minuten später für einen kleinen Aufreger, beim Schuss von Serey Dié, den er ablenkte, den Ospina aber ebenso sicher parierte wie alle anderen Basler Versuche zuvor.

Luca Zuffi | defensives zentrales Mittelfeld

Einzelkritiknoten 4

Betrat in der 73. Minute das Feld für Serey Dié und nahm kaum mehr Einfluss auf das Spiel. War für den einen oder anderen stehenden Ball zuständig, beispielsweise für die Ecke, nach der Lang eine Tormöglichkeit per Kopf vergab.

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Bewertungsdurchschnitt: 3,7
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Gaber, Bjarnason, Hoegh

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