Von angezählten Rettern und tiefstapelnden Torschützen – die Einzelkritik

Einer verlässt mit Krücken das Stadion, ein anderer hält auch vom Gegner getroffen noch Bälle. Und der Torschütze stapelt tief nach seiner famosen Leistung an der Anfield Road – die Einzelkritik zum 1:1 gegen Liverpool.

The Basel team pose for a group photo before the Champions League Group B soccer match between Liverpool and FC Basel at Anfield Stadium in Liverpool, England, Tuesday, Dec. 9, 2014. (AP Photo/Jon Super) (Bild: Keystone/JON SUPER)

Einer verlässt mit Krücken das Stadion, ein anderer hält auch vom Gegner getroffen noch Bälle. Und der Torschütze stapelt tief nach seiner famosen Leistung an der Anfield Road – die Einzelkritik zum 1:1 gegen Liverpool.

Tomas Vaclik | 6
Musste nach dem Spiel zum wiederholten Male Fragen zum Vergleich mit Yann Sommer beantworten. Es ist Zeit, dass sich diese erübrigen. Denn der Tscheche liess sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen, nachdem er von Raheem Sterling am Kopf getroffen worden und am Boden liegen geblieben war. Parierte, angezählt nach dieser Aktion, in der Nachspielzeit Jordan Hendersons Schuss, was seine letzte Rettungstat war – aber nicht die eindrücklichste. Hatte diese, als er einen von Shkelzen Gashi abgelenkten Ball gerade noch auf der Linie rettete. Ohne diesen Vaclik, bei Steven Gerrards Freistoss freilich ohne Abwehrchance, hätte der FCB die letzten zehn Minute wohl nicht erfolgreich überstanden.

Fabian Schär | 5,5
Verliess das Stadion an Krücken durch den Hinterausgang: Der rechte Fuss hatte gelitten, eine Diagnose gab es kurz vor Mitternacht und den Basler Festlichkeiten noch nicht. Spielte, angeschlagener Fuss hin oder her, eine seiner offensivsten Partien für den FCB und war in den letzten Minuten gar manchmal vorderster Mann. Wird im Hinspiel des Achtelfinals gesperrt sein wegen der gelben Karte, die er für sein Foul an Sterling gesehen hat. Der anschliessende Freistoss ist Geschichte (-> Vaclik).

Marek Suchy | 5,5
Klemmte gegen Schluss das Spielgerät zwischen Balljunge und Werbebande ein und schirmte es so vom Gegenspieler ab. Geschickt in dieser Phase, als die Minuten für den FCB gefühlt länger und länger wurden. Verhielt sich während der ganzen Partie ebenso geschickt und abgeklärt als zentraler Akteur der Innenverteidigung, ohne Schnitzer, ohne Firlefanz. Als zuverlässiger Rückversicherer in einer Mannschaft, die sich auch an der Anfield Road nach vorne orientierte.

Behrang Safari | 5
Machte nach einer Stunde Bekanntschaft mit Markovics Hand und wurde dabei das Opfer von dessen Armbewegung. Hatte damit einen wesentlichen Einfluss auf das Spiel, denn der Serbe flog für seine Dummheit vom Platz. War auch sonst derjenige Basler, der mehrere Aktionen Liverpools aus nächster Nähe begutachten durfte, denn über des Schweden Seite kamen die gefährlichen Angriffe vorwiegend. Vor allem, weil es zu Beginn schien, als stünde er einen Tick zu hoch. Versuchte sich, defensiver eingestellt als sein Pendant Schär auf der rechten Seite, nach rund 30 Minuten an einem Schuss aus rund ebenso vielen Metern, darf sich aber vor allem deswegen Komplimente abholen, weil er auch nach Ballverlusten nie aufsteckte und in den besten Momenten seinem Team den Ballbesitz gleich wieder sicherte.

Taulant Xhaka | 5,5
Foutierte sich um den Liverpooler Liedertext «You’ll never walk alone» und lief nach einer Stunde alleine auf die englische Verteidigung zu. Der Ball, knapp am Pfosten vorbei geflogen, war danach nicht mehr auf dem Feld, genauso wie wenig später der Spieler selbst fast auch. Wurde, als er mehrmals an seine Adduktoren fasste, von der gesamten Pressetribüne vom Platz geschrieben. Blieb aber tapfer und auf wundersame Weise im Spiel – und festigte so seinen Ruf als unermüdlicher Arbeiter.

Mohamed Elneny | 5,5
Schien zu Beginn nervös, legte diesen Gemütszustand aber bald ab. Verzeichnete Ballgewinne, bewies Übersicht und übernahm zuweilen Schärs Platz in der hintersten Reihe, wenn dieser auf einem seiner offensiven Ausflüge weilte. Verliess in der 84. Minute für Diaz den Platz, auf dem er inzwischen fast so sicher von Beginn weg steht, wie er sich einmal pro Spiel an einem Weitschuss versucht. Dass er es in der Anfield Road für einmal bleiben liess, ist die Regel bestätigende Ausnahme.

Fabian Frei | 6
Erzählte nach dem Spiel in der Liverpooler Kälte, dass er seinen Junioren mitgibt: Ein Tor per Fallrückzieher zähle nicht mehr als ein unspektakulärer Treffer. So weit, so gut. Aber er wollte damit tatsächlich andeuten, dass sein 1:0 nicht zu der spektakulären Sorte gehört. Stapelte etwas gar tief, denn sein Schuss mit dem schwächeren linken Fuss nach dem Doppelpass mit Zuffi war so fein wie seine Leistung über die gesamte Spielzeit. Hatte vor allem mit seinen vertikalen Bällen grossen Einfluss, weswegen Marco Streller sagte, dass man es dereinst verstehen müsse, wenn Frei in eine grosse Liga wechseln wolle.



Basel's Fabian Schaer, left, and Fabian Frei, right, cheer after scoring during an UEFA Champions League group B matchday 6 soccer match between Britain's Liverpool FC and Switzerland's FC Basel 1893 at the Anfield stadium in Liverpool, Great Britain, on Tuesday, December 9, 2014. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Tiefstapelnd war auch Freis Geste nach seinem Tor: Arm hoch, Faust, mehr braucht es für ihn nicht nach einem Tor an der Anfield Road. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Shkelzen Gashi | 5
Hätte in der Nachspielzeit die Nerven aller Basler mit einem Tor beruhigen können, verpasste jedoch die Hereingabe Safaris knapp. Band sich ansonsten ganz entgegen seiner offensiven Grundausrichtung stark in die Defensive ein und bildeten mit Luca Zuffi eine ausgezeichnete linke Seite. Ist zwar auch ohne Torerfolg an der Anfield Road weiterhin der beste Basler Torschüzte, was seine Freistosskunst angeht, so kann er sich von Gerrard noch eine Scheibe abschneiden. Konstatiert bei Gashis Versuch in der 83. Minute.

Derlis Gonzalez | 5
War wirblig und wendig und schnell und technisch auf der Höhe. Blieb für einmal aber ohne ganz grosse Wirkung. Zeigte trotzdem einen gelungenen Auftritt, auch deswegen, weil er während Xhakas verletzungsbedingter Auszeit dessen Rolle in der Defensive ohne Fehl und Tadel übernahm.

Luca Zuffi | 5,5
Schlug die stehenden Bälle, gab auch aus dem Spiel den Ballverteiler, vertikal und horizontal, und tat dies derart umsichtig, dass seine Assistenz zum Führungstor nur konsequent war. Schoss, nachdem er mehrmals für seine Kameraden aufgelegt hatte, kurz vor Schluss auch einmal selbst, traf nicht und überliess in der 87. Minute das Feld für Walter Samuel.

Marco Streller | 5
Wollte es nach etwas mehr als einer Stunde zu akrobatisch machen, hatte sich dabei aber zu viel vorgenommen. War mit einer weniger technischen Einlage nicht erfolgreicher, als er einen Pass Gashis direkt abnahm und Lovren anschoss. Verliess nach intensiv erledigter Arbeit in der 74. Minute den Rasen in einem Stadion, in dem auch der Captain mit seinen 33 Jahren noch nie gespielt hatte.

Breel Embolo | 5
Kam in der 74. Minute als Jüngster für den bis dahin Ältesten (-> Streller) und hätte in der Nachspielzeit beinahe seinen zweiten Treffer in der Champions League erzielt. Ein Tor aus diesem spitzen Winkel wäre zum grössten Moment in seiner jungen Karriere geworden.

Marcelo Diaz | –
Ersetzte in der 84. Minute Elneny und war damit zu kurz im Einsatz für eine Bewertung.

Walter Samuel | –
Wurde in der 87. Minute zum ältesten Basler auf dem Rasen, den er als zentraler Akteur einer irgendwann mit fünf Mann agierenden Abwehr zu kurz bespielte, um bewertet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 5,4
Nicht eingesetzt beim FC Basel: Vailati (TH), Degen, Delgado, Hamoudi

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