Von Schleichern und einem Riesenanschiss – die Einzelkritik

Hinten spielten noch zwei der Besten beim FCB, auf dem rechten Flügel ging gar nichts und im Zentrum fehlte ein ordnender Fuss – die Basler Spieler in der Einzelkritik bei der 1:3-Niederlage in Zürich.

vALENTIN STOCKER FC BASEL UMSPIELT DEN ZUERI GOALIE DAVIDS DA COSTA UND ERZIELT DAS =.! 8. 5. 13 BILD MEINFRAD SCH÷N BINZEN (Bild: Meinrad Schön)

Hinten spielten noch zwei der Besten beim FCB, auf dem rechten Flügel ging gar nichts und im Zentrum fehlte ein ordnender Fuss – die Basler Spieler in der Einzelkritik bei der 1:3-Niederlage in Zürich.

Yann Sommer | 5
Eine Grosstat gegen Drmic (31.), eine noch grössere gegen Chikhaoui (67.) – und dann doch noch dreimal geschlagen. Ausser zwei Situationen, in denen er nachfassen musste ein starker Rückhalt. Als er sich in der 94. Minute als zusätzlicher Mann im gegnerischen Strafraum versuchte, netzte der FCZ in Sommers verlassene Hütte ein.

Philipp Degen | 3,5
Zurück aus einer Knieblessur, die er sich letzte Woche in London zugezogen hatte, schwamm er auf der rechten Abwehrseite, wenn Drmic und Benito Dampf machten. Offensiv ohne Impulse, und dann, als er sich energisch nach vorne wagte, mit dem rechten Fuss umgeknickt. Diagnose: offen.

Fabian Schär | 3,5
Gehörte zu denen, bei denen in der Schlussphase ein Boxtrainer das Handtuch geworfen hätte. Nichts ging mehr. Warum er sich dann aber todesmutig noch nach vorne einschaltete, um beim Zürcher Gegenstoss zum 2:1 kapitulieren zu müssen, bleibt sein Geheimnis. Eher ein Bärendienst für die Mannschaft.

Aleksandar Dragovic | 5
Klingt nach einer abenteuerlichen Note bei drei Gegentoren, aber dem Innenverteidiger können sie nicht angekreidet werden. Im Gegenteil: Fightete mit jeder ihm zur Verfügung stehenden Faser, war einer der wenigen, denen man keine Müdigkeit anmerkte und nutzte seine Reserven für etliche Vorstösse, so in der 90. Minute, als Schiedsrichter Hänni aus nicht einleuchtenden Gründen ein Luftduell mit Da Costa abpfiff – der FCZ-Goalie zog ausserhalb seines Schutzraumes den Kürzeren, und dem anschliessenden Tor von Streller wurde die Anerkennug verweigert.

Kay Voser | 4
Eigentlich ein guter Match des linken Aussenverteidigers. Spritzig, schnell, zweikampfstark. Über seine Seite passierte wenig, aber halt doch Wesentliches: Beim Ausgleichstor lässt er dem kurz zuvor eingewechselten Marco Schönbächler zu viel Raum für das Zuspiel zu Torschütze Gajic.

Fabian Frei | 3,5
Noch derjenige der Zentrumsspieler mit der meisten Ruhe am Ball in einem immer fahrigeren Umfeld. Beschränkte sich auf – zum Teil bestechende – auslösende Pässe, hielt sich offensiv zurück und war dann doch nicht in der Lage, das 1:1 zu verhindern, als er sich von Gajic mit simpler Körpertäuschung austanzen liess. Als er mit verhärtetem Oberschenkel vom Platz ging, brach der Damm endgültig.

Jacques Zoua | 3
Was war das, bitteschön? Nach vielen Spielen auf der Bank auf dem rechten Flügel eingesetzt, fand er sich überhaupt nicht zurecht. Obwohl durchaus auch mit defensivem Gewissen agierend, konnte er mit Philipp Degen den linken Zürcher Couloir nicht schliessen. Zwei Offensivaktionen sind Erinnerung – erst verzieht er in aussichtsreicher Position, dann lanciert er Streller beim besten Angriff in der zweiten Halbzeit (80.) – das war reichlich wenig.

Mohamed Elneny | 3
Ein paar gute Spielverlagerungen – mehr kam nicht. Auch der junge Ägypter scheint dem Programm Tribut zollen zu müssen. Konnte im Zentrum nicht ausreichend Widerstand leisten, es fehlten Ruhe, Übersicht und Ballsicherheit, die ihn in diesem Frühjahr so oft ausgezeichnet haben. Nach dem Seitenwechsel mehr im Aufbau eingebunden – aber wirkungslos.

Marcelo Diaz | 3
Spielte in der ersten Halbzeit so etwas wie eine hängende Spitze hinter Marco Streller und machte das – im Stile eines Schleichers zwischen den Linien – zunächst gut. Als es Leaderqualitäten im Zürcher Sturm und Drang gebraucht hätte, verschwand der Chilene. Beim Ausgleichstor scheint er Fabian Frei eher zu behindern und fällt ebenso auf Gajic‘ simple Finte herein. Hätte alles wieder ins Lot bringen können, wenn er mit seinen 1,66 Metern Körpergrösse in der 77. Minute Markus Steinhöfers Eckballflanke nicht nebens sondern ins Tor geköpfelt hätte.

Valentin Stocker | 4,5
Solange die Kräfte reichten an jeder guten Offensivaktion beteiligt und auf Strelles Zuspiel geschickter Schütze des Führungstores. Dem Vernehmen nach schon zur Pause reif fürs Sauerstoffzelt, nach 58 Minuten gegen Salah ausgetauscht.

Marco Streller | 4
Viel geht nicht mehr bei der Basler Sperrspitze in der gegnerischen Abwehr. Aber irgendwas geht immer – so wie sein Zuspiel auf Stocker zum 0:1. Machte auch als er kaum mehr stehen konnte noch ein paar vernünftige Sachen, und schoss in der 90. Minute ein Tor, das aberkannt wurde (-> Dragovic). Holte sich für Reklamieren seine vierte gelbe Karte ab, die er jetzt schon eine ganze Weile vermieden hat und kann am Sonntag gegen Servette das einlegen, was manch anderem auch gut tun würde: eine Pause.

Markus Steinhöfer | 4
Kam in der 58. Minute für den verletzt ausgeschiedenen Philipp Degen und sorgte gleich für einen Aufreger, als die Zürcher einen Handspenalty wollten. Liess sich nicht eindeutig beurteilen, spielte aber hinterher auch keine Rolle mehr. Machte noch einmal Dampf über seine Seite, und sein bester Ball war jener Eckball, den Diaz nebens Tor köpfte.

Mohamed Salah | 3
Löste in der 58. Minute Stocker ab, und gemessen an dem Einfluss, den er auf das Basler Spiel nehmen kann, war seine halbe Stunde zum Vergessen.

Cabral | 3
Durfte in der 71. Minute für Fabian Frei ran, nachdem er in den vergangenen Wochen der Verlierer der Neordnung im Mittelfeld war. Zugestanden eine lange Wettkampfpause und: die Aktion von Schönbächler in der 87. Minute war klasse, der Schuss zum 2:1 eine Präzisionsarbeit – aber Cabral hätte das besser verteidigen müssen. Bekam dafür von Yann Sommer einen Riesenanschschiss.

Nächster Artikel