Die Nachricht kam überraschend, entsprechend waren die Reaktionen auf den Rücktritt von Marco Streller. Ein Blick in die Schlagzeilen.
Was Marco Streller für den FC Basel ist, liesse sich in Zahlen ausdrücken: 308 Spiele, 139 Tore und 97 Vorlagen. Wahnsinn. Dass Zahlen aber eben selbst über einen Stürmer nicht alles aussagen, dafür ist der 33-Jährige das beste Beispiel. Obwohl ihm noch drei Monate bleiben und er unbedingt noch Titel holen will mit dem FC Basel, zeigen die Reaktionen auf seinen Rücktritt, was der FC Basel jenseits der Zahlen verliert. Ein kleiner Beitrag zur Wehmut – mit Star in den Medien, Fortsetzung auf Twitter und einem kleinen persönlichen Gänsehaut-Erlebnis.
«Der FC Basel verliert den populärsten Spieler seit Karli Odermatt»: Die BaZ über die Bedeutung des Rücktritts von Streller.
«Die Basler verlieren ihren Kopf der Mannschaft, ihren Wortführer, ihre Identifikationsfigur. Sie verlieren jenen Angreifer, der bei Heimspielen mit dem halben Stadion per Du war. Kurz: Sie verlieren den populärsten Spieler seit Karli Odermatt. Mindestens.» Dass Streller genau jetzt geht nach der Vertragsverlängerung zeige, was ihn ausmache: «Er verzichtet auf viel Geld, weil er auf sein Innerstes hört. Weil er ehrlich zu sich selbst ist. Damit bleibt er heute schon in Erinnerung als das, was er im Kern ist: ein grosser Fussballer. Und ein Riese als Mensch.»
Zum gesamten Text: «Ein Riese als Mensch»
«FCB verliert einen Teil seiner Seele»: Unser Kollege Florian Raz mit der Erklärung der Liebe der Basler zu ihrem «Pipi».
«Streller hat sich die Zuneigung der Basler verdient, indem er sich selber geblieben ist – und sich gleichzeitig radikal verändert hat. Auf dem Platz, da ist wenig übrig geblieben vom Bruder Leichtfuss, der er in seinen ersten Fussballerjahren sein konnte. Daneben aber blieb er immer irgendwie der Typ Feierabend-Kicker. Da wirkte er stets greifbar, nie gekünstelt oder abgehoben.» Er sei stets auch in der Stadt gewesen: «Wer sich die Nacht des Fasnachtsmittwoch in der Nähe der Hasenburg um die Ohren schlug, der konnte damit rechnen, irgendwann gemeinsam mit Streller in der Schlange vor einem Cliquenkeller zu stehen. Und er stand wirklich in der Schlange, VIP-Behandlung brauchte und wollte er da nicht.»
Zum gesamten Text: «Der FCB verliert einen Teil seiner Seele»
«Warum?»: Der «Blick» fragt sich warum Marco Streller in Form abtritt, und findet die Antwort selbst.
«Bekam Streller etwa Selbstzweifel? Er, der schon ganz andere Krisen überstanden hatte? Kaum. Erst letzten Sommer lehnte er ein Angebot von West Ham und Anfragen aus den USA ab. Im Winter wollte man ihn mit viel Geld nach Asien locken. Streller war noch gefragt und in Form. Er wollte sein Versprechen halten, dass er seine Karriere in Basel beendet. Jetzt tut er es. Früher, als alle dachten.» Und wie es sich gehört, blicken die Kollegen bereits voraus: «Was er nach seiner Karriere vorhat, verriet er SonntagsBlick bereits im Februar: «Nach meinem Vertragsende in Basel werde ich mit meiner Familie durch die USA reisen.»
Zum gesamten Text: «Marco Streller hört auf»
«Streller ist ein Stimmungsmensch»: Die NZZ mit einer etwas anderen Erklärung für den Rücktritt.
«In den Grundzügen erinnert es [der Rücktritt] an seine Geschichte im Nationalteam, Wankelmut begleitete ihn schon immer», schreiben Flurin Clalüna und Benjamin Steffen. Womöglich gaben «Stimmungsmensch» Streller «die letzten Wochen das Gefühl, dass ihm die eine Saison zu viel drohte, nicht nur physisch, auch psychisch. Streller schöpfte zwar Motivation aus seiner Rolle des anerkannten Ur-Baslers, doch nach Huggel und Frei hatte im letzten Sommer mit Valentin Stocker ein weiterer Spieler das Team verlassen, der ihm über Jahre wichtig gewesen war.» Die NZZ erinnert weiter an die «merkwürdig undifferenzierte Kritik» nach dem YB-Spiel.
Zum gesamten Text: «Marco Streller überrascht alle»
«Ich mag ihn, ich mag ihn nicht, ich mag ihn…»: «watson» denkt auch an die gegnerischen Fans.
«Plötzlich merken die Fans, was sie bald nicht mehr haben. Tore zum Beispiel; daran denken die Anhänger des FC Basel. Oder eine Reizfigur, die man auspfeifen kann; daran denken die Fans aller anderen Klubs», schreibt Ralf Meile in seiner Würdigung und findet die Knacknuss für das Polarisierende an Marco Streller in «diesem einen, verdammten Penalty», der im Hinterkopf bleibe. «Streller hat sich damit längst arrangiert, sagt gar, die blöden Sprüche habe es wohl gebraucht, um aus ihm das zu machen, was er heute sei.» Sicher sei aber, schreibt Meile weiter: «Man tut Marco Streller unrecht, wenn man ihn bloss als Penalty-Pfeife in Erinnerung behält. Schliesslich war er es, der die WM-Teilnahme überhaupt erst möglich gemacht hat.»
Zum gesamten Text: «Marco Streller, der Gänseblümchen-Stürmer»
Einzelne Tweets herauszupicken, wäre so schwer wie unfair, deshalb alles zum Rücktritt in unserer Twitterbox:
«Seit dr Babbe zu sim Sohn»: Mir ganz persönlich wird ein Moment an der Meisterfeier 2013 in Erinnerung bleiben, Marco Streller stimmt auf dem Balkon des Stadtcasinos ein ganz besonderes Lied an:
(Zugegeben die Tonqualität gibt es nicht ganz wieder, aber wer da war, wird merken, was gemeint ist.)