Vor FCB–Lausanne: Pfifferlinge und Betonmischer

Um 19.45 Uhr ist Anpfiff im St.-Jakob-Park zum Cup-Viertelfinal FC Basel gegen Lausanne-Sport. Hier gibt es alles, was man zum 322. Cupmatch des FCB wissen muss.

Objekt der Begierde: Die Schweizer-Cup-Trophäe, hier nach dem Final im Mai 2010 gegen Lausanne in den Händen von Basler Spielern. (Bild: Keystone/ALEXANDRA WEY)

Um 19.45 Uhr ist Anpfiff im St.-Jakob-Park zum Cup-Viertelfinal FC Basel gegen Lausanne-Sport. Hier gibt es alles, was man zum 322. Cupmatch des FCB wissen muss.

Wer wettet einen Pfifferling auf Lausanne? Wie soll ein Team, das in diesem Jahr in fünf Spielen noch kein Tor erzielt hat, gegen die beste Mannschaft des Landes gewinnen? Diese Fragen bewegen nicht nur am Genfersee und «24 heures» lässt sie Trainer und Spieler von Lausanne-Sport beantworten. Natürlich glauben die an ihre Chance, wenn es heute, Mittwoch, im St.-Jakob-Park gegen den FC Basel um den Einzug in die Cup-Halbfinals geht.

«Im Fussball setzt sich – im Gegensatz etwa zum Basketball – nicht immer die bessere Mannschaft durch», meint Martin Rueda. Solche Geschichten, so der Lausanne-Trainer, habe es oft genug gegeben und er erinnert daran, wie sich Lausanne  2010 überraschend im Stade de Suisse gegen die Young Boys (4:1) und in St. Gallen (2:1) durchsetzte und später als Challenge-Ligist in der Europa League für Furore sorgte. «Es ist an jedem Spieler selbst, an sich zu glauben», schliesst Rueda daraus.

Dass sich Lausanne seinerzeit für die europäische Bühne qualifizierte, lag am FC Basel: Im Final im St.-Jakob-Park unterlag Lausanne – damals noch mit Trainer Arpad Soos – dem FCB chancenlos mit 0:6. Es war der erste Titel für Thorsten Fink als FCB-Trainer, und weil eine Woche später in Bern mit dem 2:0 in der Finalissima auch die Meisterschaft gewonnen wurde, erbte Lausanne den Platz des Cupsiegers im europäischen Wettbewerb.

Der FCB strebt 27. Cup-Halbfinal an

Mit Lausanne-Sport hat der FCB in 87 Jahren Cupgeschichte schon 15 Mal die Klingen gekreuzt – elf Mal mit dem besseren Ende für sich, eingedenk des legendären Lausanner Sitzstreiks im Final von 1967 und dem 3:0-Forfaitsieg der Basler. Nur gegen die Grasshoppers (17 Mal, 10 Siege/7 Niederlagen) und den FC Zürich (16, 9/7) hat der FCB öfter im Cup gespielt.

In seinem 322. Cupspiel seiner Clubhistorie (230 Siege) ist der FCB haushoher Favorit und strebt seinen 27. Halbfinal an. Neun Tage nach der monumentalen Klatsche in München, dem 0:7 und dem Aus in der Champions League, ist es die erste Gelegenheit für die Basler, sich den Frust von der Seele zu spielen und einen Schritt zu machen hin zum Double, das für die Mannschaft in greifbarer Nähe scheint.

Auch das letzte Heimspiel in der Super League gegen Lausanne haben die Basler mit 6:0 gewonnen (am 21. September nach Toren von Alex Frei/3, Streller, Huggel und Shaqiri und einer 4:0-Führung nach 27 Minuten), dazu kam ein erknorzter 3:2-Auswärtssieg auf der Pontaise Anfang November.

Lausanne: Offensiv inexistent

Rueda hat seinem Team seither ein defensiveres Korsett verpasst, und er würde es wahrscheinlich Realismus nennen, wie seine Mannschaft seit Jahresbeginn auftritt: Hinten kompakter nach 44 Gegentoren in der ersten Saisonhälfte (im Schnitt 2,4 Gegentore pro Match), dafür nach vorne mit null Durchschlagskraft. Drei torlose Unentschieden wurden zunächst als Fortschritt begriffen, daran schlossen sich ein 0:1 beim FC Zürich und ein 0:2 vergangenen Sonntag in Thun an, wo sich die Waadtländer an offensiver Harmlosigkeit selbst übertrafen.

Rueda wird auch im St.-Jakob-Park Beton anrühren, man geht von einem 4-5-1-System aus und schön ist es da nicht, dass der Einsatz von Matt Moussilou mit Adduktorenbeschwerden fraglich ist. Der 29-jährige Franzose ist mit vier Treffern das Torgefährlichste, was das Lausanne-Kader hergibt (zwei davon im besagtem Spiel gegen Basel). Frédéric Page muss seine Rote Karte von Thun in Basel absitzen, wohingegen Peter Luccin trotz seiner Gelb-Roten-Karte aus der selben Partie spielberechtigt wäre, weil er die Strafe in der Super League zu verbüssen hat.

Die ganze Welt und der Schweizer Cup

Zur Verfügung steht Sébastien Meoli, der einen Nasenbeinbruch mit einer Maske schützen wird, und der Captain der Romands sagt: «Die ganze Welt glaubt, den Sieger dieser Partie zu kennen – einschliesslich der Basler Spieler.» Und genau darin sieht Meoli die Chance. «Es ist der Cup, und alles, was vorher war, kann man vergessen.»

Wenn sich denn schon die ganze Welt für diesen Match interessieren sollte, dürfte Heiko Vogel auch das aufstellen, was er als Trainer nie so nennen würde: seine Stammelf. Offen scheint höchstens, wer von den drei Aussenverteidigern Steinhöfer, Park und Degen zum Zug kommt, im zentralen Mittelfeld ist wieder mit Benjamin Huggel statt Cabral zu rechnen, und auf dem linken Flügel wäre es keine Überraschung, wenn Valentin Stocker den Vorzug vor Fabian Frei erhielte.

Neuer Rasen und verhinderter Minusrekord

«Wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein», sagt Vogel, schliesst darin Verlängerung und Penaltyschiessen ein, weil er schliesslich Respekt vor dem Gegner hat («Stehen hinten gut, das 0:0 gegen YB zeigt, dass Lausanne durchaus Qualitäten hat») und ausserdem glaubt er – Achtung! – an die Fussballbinse, wonach der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Vogel kann nach der Champions-League-Lektion die nationale Serie fortsetzen: 14 Spiele ohne Niederlage inklusive zweier Cuppartien sind es inzwischen seit seiner Amtsübernahme. 22 Wochen oder 158 Tage unbeschwerte Glückseligkeit, nur unterbrochen von Benfica und Bayern. 

Fehlt eigentlich nur noch eine Kulisse, um dem neuen Rasen im Joggeli bei der Premierenbespielung einen angemessenen Rahmen zu geben. Am Dienstag deutete einiges darauf hin, dass der nationale Minusrekord im neuen Joggeli – 7503 Zuschauer im Viertelfinal gegen Biel vor zwei Jahren – nicht unterboten wird.

Schweizer Cup, Viertelfinals

FC Luzern–Grasshoppers 3:0

Mi, 19.30 Uhr: FC Winterthur–FC St. Gallen
Mi, 19.45 Uhr: FC Basel–Lausanne-Sport
Mi, 20.15 Uhr: FC Biel–FC Sion (live RTS 2)

Auslosung Halbfinals am Mittwoch im Anschluss an die Partie in Biel auf RTS 2.

 

 

Artikelgeschichte

Nicht sein 323. – wie in der ersten Version geschreiben – sondern erst sein 322. Cupspiel war dieser Viertelfinal des FC Basel gegen Lausanne. Ein Abgleich mit dem Mediensprecher des FC Basel, Josef Zindel, ergab, dass sich in dem 2001 im Opinio Verlag erschienen Buch «FC Basel – Emotionen in Rotblau» auf Seite 239 ein winziger Rechenfehler eingeschlichen hatte. Auf einer Partie zuviel fusste dann die Aufrechnung der TagesWoche. Somit ist klar: Der Halbfinal in Winterthur, angesetzt auf den 11. April 2003, wird dann wirklich die 323. Cuppartie des FC Basel sein.

Nächster Artikel