Voser, Stocker, Streller und das Fliewatüüt

Drei Mann verbuchen je ein Tor und ein Assist – und einer spielt von hinten bis vorne irgendwie alles einmal. Die Einzelkritiken zum 4:1 des FC Basel über den FC Thun.

Lauter Torschützen und Vorlagengeber: Valentin Stocker und Marco Streller, die an den ersten drei Toren beim 4:1 gegen Thun beteiligt waren. (Bild: Andy Müller/Freshfocus)

Drei Mann verbuchen je ein Tor und ein Assist – und einer spielt von hinten bis vorne irgendwie alles einmal. Die Einzelkritiken zum 4:1 des FC Basel über den FC Thun.

Germano Vailati | 4
Mag in seiner Freizeit passionierter Fliegenfischer sein, ist während seiner (beim FCB nicht ausufernden) Arbeitszeit aber kein Fliegenfänger. Kam gegen Thun tatsächlich zu seinem ersten (!) Einsatz in der Super League, seit er im Juni 2012 nach Basel gewechselt ist. Durfte bei Ferreiras Schuss in der 13. Minute so richtig schön fliegen – und sich gleich darauf über das 0:1 ärgern, das aus der folgenden Ecke entstand. Wurde danach nur noch aus weitester Ferne  geprüft. Wenn überhaupt.

Kay Voser | 6
Auch er spielte keine besonders gute erste Halbzeit, dafür war die zweite eine mit Sternchen. Verkörpert den Helden des Abends, und dieses Gefühl können Aussenverteidiger nicht oft geniessen. Erzielte in Mittelstürmerposition (!) den Führungstreffer mit einer markigen Direktabnahme, und zum 3:1 schlug er eine Flanke aus vollem Lauf, die ab sofort allen Aussenverteidigern mit offensiven Ambitionen als Anschauungsmaterial dienen soll. Der Rest zur Story: «Ein wenig wie damals Gerd Müller».

Arlind Ajeti | 4
Erhielt den Vorzug vor Ivan Ivanov, der für die Partie gegen Chelsea geschont wurde. Holperte und stolperte in der Anfangsphase ein paar Mal beim Spielaufbau, wurde dort aber schon bald von Fabian Frei abgelöst. Fiel danach nur noch einmal auf, als er sich nach einer halben Stunde für eine kernige Grätsche Gelb abholte.

Fabian Schär | 4
Konzentrierte sich von Anfang bis Schluss praktisch nur auf die Kernkompetenzen eines Innenverteidigers: Ball erobern, abspielen und … fertig. Keine wagemutigen Ausflüge über die Mittellinie, keine torgefährlichen Kopfbälle bei Basler Standards – ein für seine Verhältnisse fast schon auffällig unauffälliges Spiel. Hat sich seine Energie-Anfälle wahrscheinlich für die Partie gegen Chelsea aufgehoben.

Taulant Xhaka | 4
Konstant über 90 Minuten bringt er seine Leistung noch nicht durch – aber von wem könnte man das derzeit in den Reihen des FCB auch behaupten? So wechseln sich auch bei Xhaka die guten und unschönen Szenen ab, aber er geht keinem Infight aus dem Weg und ist sich selbigen dorthin nicht zu schade.

Mohamed Elneny | 4,5
Ist im Basler Dress oft das, was die NSA gerne gewesen wäre: Eigentlich unsichtbar – und trotzdem ziemlich effektiv. Schien auch gegen Thun über weite Strecken des Spiels gar nicht statt zu finden. Und war trotzdem der Mann, der die Tore eins und zwei mit seinen flachen Zuspielen auf Marco Streller einleitete.

Fabian Frei | 4,5

Entwickelt sich zum Fliewatüüt des FCB. Während dieses fliegt, schwimmt und wie ein Auto fahren kann, steht Frei mal auf der Höhe der eigenen Innenverteidiger, um danach im gegnerischen Strafraum aufzutauchen. Schien gegen Thun im offensiven Mittelfeld anzufangen, liess sich danach weit, weit zurückfallen, um beim Spielaufbau praktisch den dritten Verteidiger einer Dreierkette zu geben, und entwickelte danach wieder vermehrt Lust auf Offensivausflüge. Hätte durchaus ein Tor erzielen können, aber da stand ihm Goalie Faivre im Weg. Hätte ausserdem auch ein Assist verbuchen können, wenn Mohamed Salah nicht bloss den Pfosten getroffen hätte.

Geoffroy Serey Die | 4,5
Den frisch eroberten Ball übermütig zu weit vorgelegt und weg ist er wieder – ein Serey-Die-Klassiker inzwischen. Und dann macht der Ivorer eben doch auch immer einige schlaue Sachen, wenn er den Kopf oben behält und schnörkellos spielt. Läuferisch ist er in der Verfassung, wie es ihn in den kommenden drei Wochen brauchen wird.

Giovanni Sio | 3,5
Begann anstelle des offensichtlich für Dienstag und den Chelsea-Match geschonten Salah und gehörte in der Anfangsphase auf der rechten Seite zu jenen wenigen, die überhaupt wahrnehmbar am Spiel teilnahmen. Tauchte dann weg, selbst ein Flügelwechsel brachte keine Besserung und er blieb auch blass, als sich der Rest nach der Pause am Riemen riss.

Valentin Stocker | 5,5
Stocker, Teil 1, war jener Stocker, dem in der ersten Halbzeit nur eine vernünftige Aktion vom linken Fuss gehen wollte – und der mit dieser den Ausgleich erzielte. Teil 2 war der Stocker, der sich in die Notizblöcke anderer Clubs gespielt hat: Präsent, aufsässig, durchsetzungsstark und effizient. Prima Doppelpass mit Streller vor dem 2:1, das er mit idealem Rückpass für Voser auflegt. Dann spielt Stocker seine Übersicht aus, als er Voser vor dem 3:1 auf dem rechten Flügel mit einem Zuckerpass auf die Reise schickt. Viel mehr Input geht eigentlich nicht.

Marco Streller | 5,5
Wurde vor der Pause von seinen Teamkollegen offenbar mit George Koumantarakis verwechselt und erhielt die Bälle deswegen mindestens auf Halshöhe zugespielt. Nutzte den einen Flachpass, der ihm vergönnt war, um Stocker auf die Reise zum 1:1 zu schicken. Wurde nach dem Seitenwechsel fast konsequent flach angespielt. Hatte daran sichtlich mehr Freude, leitete das 2:1 im Stile des 1:1 ein und verwandelte das einzige hohe Zuspiel per Kopf zum 3:1.

Mohamed Salah | 5
Kam in der 68. Minute für den glücklosen Sio und fühlte sich ob der grossen Freiheit, die ihm die Thuner gewährten sogleich pudelwohl. Traf zwar erst bloss den Pfosten, lancierte danach aber beim 4:1 Stephan Andrist ideal. Wird gegen Chelsea wieder von Anfang an wirbeln dürfen.

David Degen | –
Ersetzte in der 79. Minute Valentin Stocker und war zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Stephan Andrist | –
Kam für Streller in der 85. Minute und nutzte seinen Kürzest-Auftritt, um ein kleines Erfolgserlebnis zu feiern. Scheiterte zwar erst an Faivre, setzte sich dann aber im Kampf um den Nachschuss kompromisslos gegen den ebenfalls einschussbereiten Voser durch und erzielte das 4:1. Sein fünftes Tor im 32. Einsatz für den FCB (zwei davon gegen Schötz im Schweizer Cup). Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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