Walter Samuel – wie der FCB zu einem Verteidiger-Urgestein kommt

Es ist eine weitere Transfer-Überraschung, die der FC Basel am Mittwoch kurz vor 18 Uhr bestätigt hat: Der 36-jährige Innenverteidiger Walter Samuel kommt ablösefrei von Inter Mailand zum Schweizer Meister. Und auf diese Idee kam der Argentinier selbst.

Bildnummer: 08932445 Datum: 02.11.2011 Copyright: imago/Gribaudi/ImagePhoto Milano 02/11/2011 - Champions League - Inter Mailand vs. OSC Lille (LOSC) - Walter Samuel PUBLICATIONxNOTxINxITA; Mailand Fussball 2012 Champions League EC 1 x1x xub 2011 quer (Bild: Imago)

Es ist eine weitere Transfer-Überraschung, die der FC Basel am Mittwoch kurz vor 18 Uhr bestätigt hat: Der 36-jährige Innenverteidiger Walter Samuel kommt ablösefrei von Inter Mailand zum Schweizer Meister. Und auf diese Idee kam der Argentinier selbst.

Walter Adrián Samuel hat eine schillernde Karriere hinter sich, die er nun in Basel für ein Jahr fortsetzt. Sein Vertrag bei Inter Mailand, für das er seit 2005 spielte, lief in diesem Sommer aus. Nachdem sich Kontakte zur Fiorentina und zu Sampdoria Genua in den vergangenen Tagen zerschlagen haben, hat nun der FC Basel zugeschlagen, und das 36-jährige Verteidiger-Urgestein unter Vertrag genommen.

In einem Communiqué sagt FCB-Präsident Bernhard Heusler zu dem ehemaligen argentinischen Nationalspieler: «Mit Walter Samuel gewinnt der FC Basel einen sehr erfahrenen Spieler und zugleich eine grosse Persönlichkeit. Einmal mehr zeigt dieser Transfer die Attraktivität des FCB und der Schweizer Liga.» Walter Samuel schätzt sich sehr glücklich und sagt: «Ich freue mich auf die neue Herausforderung und das Abenteuer FC Basel.»

Samuel nimmt das Training in Basel am Donnerstag auf, wird beim FCB die Rückennummer 6 tragen und als argentinisch-spanischer Doppelbürger das Kontingent der Nicht-EU-Ausländer nicht belasten.

Walter Samuel mit seinem neuen Trikot.

Walter Samuel mit seinem neuen Trikot. (Bild: FC Basel)

Wie Sportdirektor Georg Heitz schildert, hat der FCB bereits im Frühjahr Signale erhalten, dass Walter Samuel gerne nach Basel wechseln würde. Offenbar ist der Argentinier selbst auf diese Idee gekommen – oder sein Beraterumfeld. «Vor zehn Tagen haben wir das Thema wieder aufgenommen», so Heitz.

Warum der FCB einen Innenverteidiger braucht

Ein weiterer Innenverteidiger im Kader – das erstaunt auf den ersten Blick. Dass Problem sei, so Heitz, dass nicht abzuschätzen ist, wann Ivan Ivanov nach seiner Kreuzbandoperation wieder vollumfänglich zur Verfügung steht. Am Rande des Testspiels gegen Schaffhausen vergangene Woche sagte der Bulgare der TagesWoche, dass er hoffe, in einem Monat wieder ins Training einsteigen zu können. Anschliessend dauert es erfahrungsgemäss noch einmal eine ganze Weile, bis die alte Wettkampfhärte wieder erreicht ist.

Hinzu kommt, dass der neue FCB-Trainer Paulo Sousa zu seinen taktischen Varianten die wieder schwer in Mode gekommene Dreierabwehrkette zählt. In der müssen nicht zwangsläufig gelernte Innenverteidiger stehen, wie der Saisonauftakt in Aarau zeigte, als das Abwehrzentrum mit Taulant Xhaka als Mittelfeldspieler und Behrang Safari als Aussenverteidiger besetzt war.

Zwar liegen dem FCB derzeit keine konkreten Angebote etwa für Nationalspieler Fabian Schär vor, an dem Borussia Mönchengladbach mal interessiert gewesen sein soll, aber Ivanov abgerechnet stehen derzeit fünf Innenverteidiger zur Disposition, von denen Arlind Ajeti in Aarau Einwechselspieler war und Gaston Sauro kein Aufgebot vom Trainer erhalten hatte.

Die Jüngeren sollen von «Il muro» lernen

Unter diesen Vorzeichen ergibt sich das Bild, warum die Verantwortlichen des FCB die Gelegenheit genutzt haben. Walter Samuel ist mit seinem Palmarès eine Hausnummer, mit 36 Jahren nicht mehr der Jüngste und nach zwei Kreuzbandoperationen (am rechten und linken Knie) vielleicht ein bisschen baufällig, aber nicht umsonst hat der Verteidiger sich den Übernamen «il muro» – die Wand – erworben.

«Er ist ein angenehmer Mensch», hat Georg Heitz bei den Gesprächen mit Samuel und der Unterzeichnung eines Vertrages bis Ende Saison festgestellt, «in erster Linie aber sind wir von seinen sportlichen Qualitäten überzeugt. Er kann uns helfen mit seiner Erfahrung, seinem taktischen Verständnis und seiner Aggressivität. Die jüngeren Spieler können etwas von ihm lernen.»

Sechs Scudetti und die Champions League

Seine Karriere begann Walter Samuel bei den Newell’s Old Boys in Rosário, anschliessend spielte er drei Jahre für die Boca Juniors in Buenos Aires, mit denen er zweimal Meister wurde und die Copa Libertadores gewann, den wichtigsten Clubwettbewerb Südamerikas.

Für damals kolportierte, umgerechnet 23 Millionen Euro wechselte er im Jahr 2000 nach Europa zur AS Roma. In der Saison 2004/05 trug er das Trikot von Real Madrid, und in den letzten neun Jahren jenes von Internazionale Mailand. Mit den Nerazzurri holte er 2010 das Triple einschliesslich der Champions League mit dem 2:0-Endspielsieg gegen Bayern München im Madrider Bernabeu.

Walter Samuel hat fast 300 Spiele in der italienischen Serie A bestritten und dabei 23 Treffer mit wuchtigem Einsatz seines 1,83 Meter grossen Körpers erzielt. Ein Typ Verteidiger, der allein mit seiner Erscheinung schon Eindruck macht auf gegnerische Spieler. Er holte insgesamt sechsmal den Scudetto, fünfmal mit Inter, einmal mit der AS Roma.

Hinzu kommen 68 Einsätze in der Champions League und 56 Länderspiele (5 Tore) für Argentinien. Mit der Albiceleste spielte er an der WM 2010 in Südafrika zwei Partien, ehe er sich verletzte. In der vergangenen Saison kam er bei Inter noch 14 Mal zum Einsatz.

» Die Leistungsdaten von Walter Samuel bei transfermarkt.de


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