Die Scorpions de Mulhouse kommen im Januar und Februar für zwei Spiele der zweithöchsten französischen Liga in die Basler St.-Jakob-Arena. Sie wissen, was ein Eishockey-Club braucht, um nach einem Konkurs wieder auf die Kufen zu kommen. Und sie hoffen, dass auch Schweizer Hockey-Fans in die Halle kommen.
«Das meinen Sie jetzt als Witz, oder?» Ludovic Hajosi ist zunächst etwas verunsichert, als er am Telefon gefragt wird, ob seine Scorpions de Mulhouse nach Basel kommen, um nach dem Konkurs der EHC Basel Sharks ein paar Basler Eishockey-Fans abzuwerben. Okay, war nicht ganz ernst gemeint, die Frage. Fakt aber bleibt: Präsident Hajosi hat es eingefädelt, dass der Mulhouser Eishockey-Club am 10. Januar und am 14. Februar in die St.-Jakob-Arena kommt, um zwei Spiele in der zweithöchsten französischen Liga auszutragen.
10. Januar: Scorpions–Mont-Blanc (20.10 Uhr, St.-Jakob-Arena). Eintrittspreise: 5 Euro / 7 Franken.
14. Februar: Scorpions-Tours (16 Uhr, St.-Jakob-Arena). Eintrittspreise: 5 Euro / 7 Franken.
Es sind keine Expansionsgelüste, die die Elsässer über die Grenze treiben, es ist die pure Not. Weil die heimische Patinoire de l’Illberg länger als ursprünglich geplant umgebaut wird, müssen die Scorpions ihre Heimspiele im Exil austragen. Bislang spielten sie in Colmar, doch dort ist die Halle an den zwei genannten Daten besetzt. Also kommt Mulhouse nach Basel.
Die Exil-Saison kostet die Scorpions viel Geld
Die Sanierung der heimischen Halle hat für die Elsässer Skorpione aus Milhüsa aber weitaus gravierendere Folgen als bloss die Reisen nach Colmar (40 Kilometer) oder Basel (30 Kilometer). Spielten die Scorpions in Mulhouse im Schnitt vor 1200 bis 1500 Zuschauern, so waren es in Colmar noch 600 bis 800 Fans.
Alleine die fehlenden Getränkeverkäufe haben bis zur Saisonhälfte ein Loch von 10’000 Euro in die Kasse gerissen. Und das ist nicht wenig bei einem Budget von 800’000 Euro, mit dem der gesamte Club unterwegs ist – die Junioren eingeschlossen. Kommt dazu, dass die Gemeinde Mulhouse die Unterstützungszahlungen kurz vor der Saison um 90’000 Euro gekürzt hat. Jetzt sind die Scorpions auf Geldsuche und haben im Dezember einen Spendenaufruf gestartet.
Auch die Spiele in Basel werden nicht das grosse Geld in die Vereinskassen spülen. Um die Leute über die Grenzen zu locken, wurden tiefe Eintrittspreise festgesetzt. Bloss 5 Euro oder 7 Franken kostet das Spiel, und Hajosi sagt: «Wir hoffen schon, dass die niedrigen Preise auch einige Schweizer in die Halle locken. Zumal der EHC spielfrei hat.» Auf rund 1000 Zuschauer hofft der Scorpions-Präsident beim ersten Basler Spiel am Samstag gegen Mont-Blanc.
Wie die Basler Sharks sind auch die Scorpions in Konkurs gegangen
Weitaus mehr sollen dann aber im Februar in die Arena kommen. Denn der 14. ist auch der zehnte Jahrestag des bislang einzigen Meistertitels, den die Scorpions gewinnen konnten. Der Zufall will es, dass die Final-Playoffs 2005 gegen genau jenen Gegner gewonnen wurde, der am 14. Februar nach Basel kommt: Tours. «Wir haben ehemalige Spieler und Präsidenten eingeladen», erzählt Hajosi, «es soll ein Fest werden.»
Es passt irgendwie, dass diese Party in der Eishalle eines Hockey-Clubs steigt, der erst in diesem Frühjahr seine Bilanz deponiert hat. Denn so schön die Erinnerung an den einzigen nationalen Titel sein mag, den bis heute eine Mulhouser Männer-Mannschaft gewonnen hat: Der Triumph war zugleich das Ende des Clubs.
Der damalige Hockey Club de Mulhouse verschuldete sich nämlich beim Griff nach den Meisterehren und meldete gleich nach dem Titelgewinn Konkurs an. Die noch im Jahr des Untergangs gegründeten Scorpions mussten 2005 in der vierten französischen Liga ganz von vorne beginnen.
Die Ziele sind den Finanzen angepasst
Danach folgte ein Aufstieg dem nächsten, bis 2012 wieder die höchste französische Liga erreicht war. Allerdings konnten sich die Elsässer nicht halten und spielen nun in der Division 1, der zweithöchsten Liga Frankreichs. Die Ziele sind inzwischen den finanziellen Realitäten angepasst. «Wir wollen in die Playoffs», sagt Hajosi, «und wenn wir den Final erreichen – gut. Aber wir müssen ihn nicht unbedingt gewinnen.»
Weitere Spiele in Basel sind nach dem 14. Februar keine geplant. Schliesslich sollte dann endlich die eigene Halle wieder bezugsbereit sein. «Aber vielleicht werden jetzt Kontakte geknüpft, die halten», meint Ludovic Hajosi, «schliesslich sind die Basler und wir ja wirklich bloss 30 Kilometer von einander entfernt.»