Yann Sommer wird kurzfristig von seiner Fusstechnik im Stich gelassen, Gaston Sauro gibt den Andy Egli und Aleksandar Dragovic beeindruckt mit seinem Rückentattoo. Die Einzelkritiken zum Spiel FC Basel–CFR Cluj.
Yann Sommer | 4
Viel und zu Recht wurden sie schon an dieser Stelle gelobt: Sommers Fähigkeiten, wenn es darum geht, den Ball mit dem Fuss zu spielen. Doch bei Sauros Holperrückpass verliess die Technik den Basler Goalie, der Befreiungsschlag wurde zur Einleitung des 1:2. Bei den Kernkompetenzen eines Keepers – der Arbeit mit der Hand – kann ihm kein Vorwurf gemacht werden. Er ist es, der in der 96. Minute noch das 1:3 verhindert.
Markus Steinhöfer | 4
Bei ihm ist eigentlich meist die Offensivarbeit Gegenstand der Untersuchungen. Gegen Cluj halten wir einfach mal fest: Über seine Seite passierten keine Gegentore. Ist ja auch mal eine Erwähnung wert. Allerdings rennt er vor dem 1:1 fast Mitspieler Diaz um.
Gaston Sauro | 3
Warum? Warum bloss haut er den Ball vor dem 1:2 nicht einfach irgendwo nach Wolkenkuckucksheim? Ja, wir lieben Verteidiger, die die spielerische Lösung suchen. Ja, es ist wunderbar, wenn man sich mit Flachpässen aus der Umklammerung des Gegners lösen kann. Aber nein, ein holpernder Rückpass auf den eigenen Goalie ist nicht die beste Lösung. Manchmal tut es auch ein gepflegter Panik-Kick nach vorne, nach draussen, nach oben. Wie dieses Anschauungsvideo aus dem Jahr 1992 gleich zweimal beweist (Sekunden 12 und 28). Wir sagen nur: Andy Egli.
Aleksandar Dragovic | 3,5
Hätte der FCB gewonnen, dann wäre hier wohl sein eindrückliches Rückentattoo das grosse Thema. Ist es aber nicht, weil Dragovic zwar – per Rücken – den Assist zum 1:0 gab. Der Innenverteidiger hatte aber auch immer wieder mal Probleme mit seinem Stellungsspiel. Ob das bloss an ihm lag, wagen wir zu bezweifeln. Da hatte wohl die äusserst offensive Ausrichtung seiner Vorderleute auch ihren Einfluss.
Joo Ho Park | 3
Bis zur Pause hatte er eigentlich alles im Griff auf seiner linken Seite. Doch dann stellte Cluj um, liess Modou Sougou offensiver agieren – und Park geriet ins Schwimmen. Er sieht beim 1:1 bloss die Absätze seines Gegenspielers, er kann sie beim 1:2 ein weiteres Mal bewundern. Und dann verzeichnet dieser Moudou ja auch noch einen Pfostenschuss und eine riesige Chance in der 96. Minute.
Cabral | 4,5
Als bereits alles den Bach runter gegangen war, als die Offensivleute vorne schon die Hände verwarfen und die 95. Minute lief, da rang Cabral noch einmal an der Outlinie mit einem Gegenspieler um den Ball. Er schob, er setzte seinen Körper ein, er gewann die Kugel. Mit dieser Grinta einer der besten im Basler Spiel.
Marcelo Diaz | 4,5
Ein beinahe schon magistraler Auftritt in der ersten Stunde des Spiels. Da lief jeder Angriff über den Chilenen. Danach verliert er vor dem 1:1 das Duell mit Rafael Bastos – und dann bekommt er das Spiel nicht mehr in den Griff. Kann nicht verhindern, dass seine Basler völlig die Balance zwischen Offensive und Defensive verlieren.
David Degen | 4
Viele gute Ansätze, aber halt auch immer wieder mal Momente, in denen er den Ball zu leichtfertig verliert. So wie vor seiner Gelben Karte, als er den Frust über den eigenen Fehler mit einem Foul am rumänischen Gegenspieler ausliess.
Mohamed Salah | 4
Der Mann des hätte, wäre, würde. Hätte er Degens Steilzuspiel kurz nach der Pause annehmen können, wäre Stocker völlig frei gestanden und Basel wäre 2:0 in Führung gegangen. Wenn Trainer Vogel nach dem Spiel konstatierte, «Cluj war effizient, wir nicht», dann trifft der Satz gerade auf den Ägypter zu, der manchmal auch etwas gar eigensinnig wirkte. Er steht stellvertretend für das ganze Team: viele, viele, viele Chancen – kein Ertrag.
Valentin Stocker | 4,5
In der 68. Minute war wenigstens er selbst mal im Tor des CFR Cluj. Vergab sonst zwei grosse Kopfballchancen, wobei es jeweils nicht einfach war, Druck hinter die Flankenbälle von Salah, beziehungsweise Degen zu bringen. Viel unterwegs, viel Aufwand … Ach, wir wiederholen uns. Wird das Rückspiel in Cluj gelbgesperrt verpassen. Die ersten beiden Verwarnungen hat er sich in Tallinn mit einem Foul in der Nachspielzeit (!) und in Molde wegen Reklamierens eingehandelt. Naja.
Marco Streller | 4,5
Dürfte ein paar Youtube-Clicks generieren, so die Wächter über die Bildrechte der Uefa seinen Seitfallzieher zum 1:0 nicht rigoros vom Netz nehmen. Könnte sich aber wohl selbst in den Allerwertesten beissen, wenn er sich nochmals anschaut, wie er nach seinem Ballverlust vor dem 1:1 abdreht, anstatt nachzusetzen. Trotz seines Riesen-Tores eigentlich ein glückloser Abend – mit ein wenig mehr Fortune hätte er einen Hattrick erzielt.
Fabian Frei | 4
Kam in der 71. Minute beim Stand von 1:2 für David Degen ins Spiel. Begann gut, mit einem Steilzuspiel, das an einem anderen Tag, an dem Salah den Ball ins Tor bringt, zum Assist wird. Danach ein Schuss aus 17 Metern knapp daneben. Danach folgte eher wenig.
Alex Frei | 4
Wurde erstmals seit seiner Beckenprellung, die er gegen GC erlitten hat, eingewechselt. Wollte unbedingt dieses 2:2 und war darum eigentlich überall auf dem Feld anzutreffen, um die Basler Angriffe anzukurbeln. Gelingen wollte das allerdings nicht so recht. Und als er dann endlich im Strafraum angespielt wurde, konnte er den Ball nicht so kontrollieren, dass er zum Abschluss gekommen wäre.
Radoslav Kovac | –
Wurde eher überraschend in der 86. Minute für Sauro eingewechselt. Der deutete bei seinem Abgang an, er sei von einem Ellbogenschlag so durchgeschüttelt, dass er nicht mehr weiterspielen könne. Kovac war danach zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.