Warum man in Freiburg gerne auf die Tabelle schaut

Mit dem 10. Sieg sichert sich der SC Freiburg zu Saison-Halbzeit Platz 1 in der 2. Bundesliga. Mit einer neu formierten, lernwilligen Mannschaft ist Christian Streich auf dem besten Weg zurück ins Oberhaus, und der Trainer, der immer motzt, freut sich zwar über die Entwicklung, gibt aber auch den Mahner.

Marc-Oliver Kempf (2.v.l) von Freiburg jubelt nach seinem Tor zum 2:0. Fussball, 2. Bundesliga, Herren, Saison 2015/2016, 17. Spieltag am 05.12.2015 im Schwarzwald-Stadion, SC Freiburg - 1. FC Union Berlin. SC Freiburg - 1. FC Union Berlin Marc Oliver Kempf 2 v l from Freiburg cheering After his goal to 2 0 Football 2 Bundesliga men Season 2015 2016 17 Matchday at 05 12 2015 in Black Forest Stadium SC Freiburg 1 FC Union Berlin SC Freiburg 1 FC Union Berlin

(Bild: Imago)

Mit dem 10. Sieg sichert sich der SC Freiburg zu Saison-Halbzeit Platz 1 in der 2. Bundesliga. Mit einer neu formierten, lernwilligen Mannschaft ist Christian Streich auf dem besten Weg zurück ins Oberhaus, und der Trainer, der immer motzt, freut sich zwar über die Entwicklung, gibt aber auch den Mahner.

Freiburgs Trainer ist am Samstag über seinen Schatten gesprungen und hat sein Team einfach mal gelobt. «Natürlich freuen wir uns über die Punkte, die wir gesammelt haben. Ich bin heute sehr zufrieden mit der Mannschaft.» Das mag banal klingen nach einem 3:0-Sieg, der einer ziemlich erfolgreichen Hinrunde die Krone aufsetzte und einem Team, das im Sommer so gut wie alle Leistungsträger abgegeben hat, die Herbstmeisterschaft einbrachte.

Das Herz so gross

Trainer Christian Streich zieht in der Fernsehsendung «Sport im Dritten» Zwischenbilanz. » Zur SWR-Mediathek

Doch das mit der Banalität ist eben so eine Sache in Freiburg, wo ein Coach das Zepter schwingt, der noch vor Kurzem – beim Auswärtsspiel bei St. Pauli – die Frage nach den eigenen Ambitionen damit beantwortete, dass sein Team, wenn alles gut laufe «schon unter die ersten zehn kommen» könne.

Damals war der SC Tabellenführer, er ist es auch nach 17 Spieltagen. Und das mit 35 Zählern und einer Tordifferenz von 39 zu 20 Treffern – mehr Tore erzielte keiner der 17 Konkurrenten.

Die Lernfortschritte einer neu formierten Mannschaft

Nun weiss man allerdings spätestens seit vergangenem Donnerstag, dass Streich diesem Titel so viel Bedeutung beimisst wie dem Horoskop vom Vortag. Eine entsprechende Frage (nach der Herbstmeisterschaft, nicht nach dem Horoskop) hat er bei der Spieltags-Pressekonferenz dann auch angemessen lapidar beantwortet: «…und am 24. Dezember ist wieder Weihnachten.»



Marc-Oliver Kempf (l) von Freiburg erzielt im Zweikampf mit Michael Parensen von Union Berlin das Tor zum 2:0. Fussball, 2. Bundesliga, Herren, Saison 2015/2016, 17. Spieltag am 05.12.2015 im Schwarzwald-Stadion, SC Freiburg - 1. FC Union Berlin. SC Freiburg - 1. FC Union Berlin Marc Oliver Kempf l from Freiburg reached in duel with Michael Parensen from Union Berlin the goal to 2 0 Football 2 Bundesliga men Season 2015 2016 17 Matchday at 05 12 2015 in Black Forest Stadium SC Freiburg 1 FC Union Berlin SC Freiburg 1 FC Union Berlin

Hoch gesprungen gegen tief stehenden Gegner: Marc-Oliver Kempf bei seinem Kopfballtor zum Freiburger 2:0 gegen Union Berlin. (Bild: Imago)

Wer am Samstag das H-Wort brav vermied, bekam dann allerdings doch ein paar optimistische Einschätzungen aus dem Trainermund zu hören. Dass die «Mannschaft sehr lernfähig» sei, findet Streich beispielsweise und hat da auch durchaus Recht. Spieler wie Immanuel Höhn, Maximilian Philipp oder Mike Frantz sind nach dem Abstieg noch mal gereift, der 15-fache Torschütze Nils Petersen besticht nicht nur durch seine Torquote von 0,94 Treffern pro Einsatz, sondern nimmt längst auch energisch am Spiel teil, wenn gerade der Gegner den Ball hat.

» Torschützenliste der 2. Bundesliga

» Warum der SC Freiburg mit dem Schriftzug «Freunde statt Fremde» auf der Trikotbrust gespielt hat

Und zu guter Letzt treffen eben neuerdings auch Spieler, die sich in der vergangenen Saison kaum einmal in den gegnerischen Strafraum getraut hatten. Gegen Union Berlin trugen sich Frantz (20. Minute), Marc-Oliver Kempf (30.) und Höhn (69.) in die Torschützenliste ein.

Christian Streich – der Trainer, der immer motzt

«Es ist mit das Schwerste im Fussball, gegen tiefstehende Mannschaften zu spielen. Das hat diesmal aber gut geklappt», sagte Mittelfeldspieler Frantz nach dem Spiel gegen mit einer Fünfer-Abwehrkette aufwartende, dicht gestaffelte Berliner Defensive. Am kommenden Sonntag, im wichtigen Spiel bei den Emporkömmlingen aus Nürnberg, könnte Frantz, der auch schon auf der rechten Abwehrseite aushalf, zur Abwechslung mal wieder auf die Sechserposition rücken, weil Stammkraft Amir Abrashi nach der fünften Gelben Karte gesperrt ist.



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Der Trainer, der immer motzt: Christian Streich, mit dem SC Freiburg auf dem besten Weg zurück in die Bundesliga. (Bild: Meinrad Schön)

Christian Streich – nach Selbsteinschätzung ein Trainer, «der immer motzt» – hatte diesmal nicht viel auszusetzen. Und so bleibt ihm nur die Warnung vor einer «absolut unberechenbaren Liga», in der jeder jeden schlagen könne und in der auch sein Sportclub «in einigen Spielen weit mehr Probleme hatte», als der Tabellenstand glauben lassen würde.

«Wir hatten zuletzt in ein paar Spielen auch Glück.» Glück und eine Waffe, die in dieser Saison schon so manchen Punktgewinn erzwungen hat: Auch gegen Union fielen alle drei Freiburger Tore nach ruhenden Bällen. «Dass wir bei Standards gefährlich sind, weiss ja inzwischen die ganze Liga», sagt Vincenzo Grifo, der Spezialist auf diesem Gebiet, der das 1:0 mit einem direkten Freistoss und den zweiten Treffer mit einer präzisen Flanke vorbereitete.

Das Berliner Lob

Der bis Sommer von 1899 Hoffenheim an den FSV Frankfurt ausgeliehene Grifo räumt ganz ungeniert ein: «Natürlich schauen wir gerade gerne auf die Tabelle.» Und da die bekanntlich nicht lügt, deutet vieles darauf hin, dass der SC in der kommenden Spielzeit wieder gegen Hertha statt Union Berlin spielen darf.

Der Kapitän der Köpenicker scheint den Freiburgern jedenfalls keine lange Zukunft im Unterhaus zuzutrauen. «Das war heute die beste Mannschaft, gegen die wir bislang gespielt haben.» Als Benjamin Kessel das sagte, war Christian Streich glücklicherweise ausser Hörweite. Er hätte ansonsten wohl die Stirn gerunzelt oder vielleicht sogar ganz leise gemotzt.

Die Tabelle der 2. Bundesliga nach der ersten Saisonhälfte:




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