Für Arnold Gjergjaj steht am 4. Oktober der erste Titelkampf auf dem Programm. Der Gürtel für Nicht-EU-Bürger, den die European Boxing Union vergibt, hat wenig Prestige. Aber er kann für die Kobra auf dem Weg zu grösseren Kämpfen wertvoll sein.
Die Fifa mag derzeit nicht den besten Ruf haben. Aber dem Weltfussballverband ist es gelungen, seinen Sport weltweit so zu strukturieren, dass niemand bezweifelt, dass der Sieger der WM auch wirklich Weltmeister ist.
Am 4. Oktober kämpft der Prattler Schwergewichtsboxer Arnold «the Cobra» Gjergjaj gegen Adnan «Bosnian Lion» Redzovic um den Europa-Titel der nicht EU-Staaten. Die TagesWoche hat zum Kampf ein Paket mit diesen Berichten zusammen gestellt:
Ganz anders sieht es im Boxen aus, wo es von Anfang an keine weltumspannende Organisation gab, die verbindliche Regeln und Ranglisten aufstellte. Kaum hatte sich 1962 die us-amerikanische National Boxing Association in World Boxing Association (WBA) umbenannt, da wurde auch schon 1963 das World Boxing Council (WBC) gegründet. Mitte der 1980er-Jahre dann spalteten sich die International Boxing Federation (IBF) und die World Boxing Organisation (WBO) im Streit von der WBA ab.
Inzwischen listet Wikipedia nicht weniger als 13 Boxverbände auf, die ihre eigenen Profi-Box-Weltmeister küren. Wirklich anerkannt sind allerdings bloss die grossen Vier WBA, WBO, IBF und WBC. Alle anderen bieten ihre Titelkämpfe mehr oder weniger jedem an, der bereit ist, die fälligen Gebühren zu bezahlen.
Gjergjaj boxt um einen europäischen Unter-Titel
Der Prattler Arnold Gjergjaj kämpft am 4. Oktober um keinen Titel der grossen Vier. Sein Manager Angelo Gallina hat sich entschieden, seinen Schwergewichtsboxer um einen Gürtel der European Boxing Union (EBU) antreten zu lassen. Sie gehört zu den ältesten Boxverbänden der Welt, hat einst auch Weltmeister gekürt, konzentriert sich aber seit dem Zweiten Weltkrieg ganz auf europäische Kämpfe.
Die EBU-Titel haben durchaus ihren Stellenwert in der Boxwelt, derzeit ist etwa der als Box-Rüpel bekannt gewordene Derek Chisora amtierender EBU-Schwergewichtsmeister. Gjergjaj kämpft allerdings nicht um den EBU-Gürtel, sondern um einen untergeordneten Titel, den die EBU ebenfalls vergibt. Für den Prattler geht es gegen Adnan Redzovic um den Europameister-Titel der nicht-EU-Staaten.
Der Titel ist derzeit vakant – wie fast alle EE-EU-Titel in den anderen Gewichtskategorien, was durchaus etwas über das mässige Prestige des Gürtels aussagt. Trotzdem kann der Titelkampf Gjergjaj Türen öffnen, eben weil er von einem international anerkannten Boxverband lizenziert wird, der zudem mit der WBC zusammen arbeitet.
«Ein Sieg wird Gjergjaj nach vorne bringen»
Manager Daniel Hartmann liess 2009 seinen Mittelgewichtler Yves Studer um den EE-EU-Titel kämpfen. Er ist davon überzeugt, dass der Gürtel seinen Wert auf dem Weg zu einem grossen Titelkampf hat: «Es gibt doch einige starke Box-Nationen, die nicht zur EU gehören. Ausserdem ist die EBU ein Ansprechpartner für richtiges Boxen. Ein Sieg in diesem Kampf wird Gjergjaj in den Ranglisten der grossen Verbänden nach vorne bringen.»
Studer jedenfalls stand nach dem Gewinn des EE-EU-Titels kurz davor, um einen WM-Titel der IBF boxen zu können – und damit vor einem international richtig grossen Kampf. Sein Problem damals: das Geld. Sein australischer Gegner verlangte von Studer und Hartmann, dass für den Kampf in der Schweiz TV-Rechte im Wert von 150’000 Franken verkauft würden. Das Schweizer Fernsehen bot 15’000 Franken. Damit war der Traum vom WM-Kampf für Studer beendet.
Hartmann glaubt jedoch, dass Gjergjaj und Gallina nicht das selbe Schicksal ereilen muss, da die Marktverhältnisse im Schwergewichtsboxen anders seien: «Gjergjaj kommt jetzt in eine Position, in der er um einen grösseren Titel boxen könnte. Und da muss nicht er Geld bringen, da wird der Promoter bezahlen, der den Kampf durchführt.»