«Was können wir vorlegen?» – Urs Fischers Eindrücke von einer Stippvisite in Sevilla

Bärenstarker Gegner, beeindruckendes Stadion: «Wir werden nichts geschenkt bekommen», sagt FCB-Trainer Urs Fischer, der sich am Mittwoch in Sevilla beim Meisterschaftsspiel selbst ein Bild vom Achtelfinalgegner des FC Basel gemacht hat.

16.09.2014; ; Fussball Europa League - Reise FC Basel; Trainer Urs Fischer (Basel) beim einchecken auf dem Flughafen in Basel (Daniela Frutiger/freshfocus)

(Bild: Daniela Frutiger/feshfocus)

Bärenstarker Gegner, beeindruckendes Stadion: «Wir werden nichts geschenkt bekommen», sagt FCB-Trainer Urs Fischer, der sich am Mittwoch in Sevilla beim Meisterschaftsspiel selbst ein Bild vom Achtelfinalgegner des FC Basel gemacht hat.

Am Freitag, als die Schneefront, die schliesslich das Super-League-Spiel des FC Basel am Sonntag unmöglich machte, sich erst noch langsam auf das Tessin zubewegte, da sagte Urs Fischer, was jeder Trainer pflichtbewusst sagt, wenn vor einem grossen Spiel im Europacup noch eine Aufgabe in der Meisterschaft zu bewältigen ist: «Also eigentlich will ich jetzt noch nicht so viel von Sevilla erzählen, weil mein Fokus dem Spiel in Lugano gilt.»

Der FCB-Trainer hat dann doch noch geschildert, was er bei seiner Stippvisite in Sevilla am Mittwoch vergangener Woche erlebt und gesehen hat. Eine Aufzeichnung aus der Medienkonferenz am Freitag:

Welche Eindrücke hat der FCB-Trainer bei seinem Abstecher nach Sevilla und dem Meisterschaftsspiel gegen Eibar (1:0) gewonnen?

Urs Fischer: «Ich bleibe dabei (wie schon nach der Auslosung gesagt; Anm. d. Red.): Das wird unheimlich schwierig. Ja, das ist eine starke Mannschaft. Aber, wir haben auch schon gezeigt, dass wir uns gegen starke Gegner durchsetzen können, wie zum Beispiel gegen Saint-Etienne. Das Gleiche gilt es wieder gegen Sevilla zu zeigen. Es sind zwei Spiele, und da ist vieles möglich. Vieles hat mit dem ersten Spiel und unserem Auftritt daheim zu tun. Was können wir da vorlegen?»

Aus den Zusammenfassungen des Spiels gegen Eibar könnte man ableiten: Wenn der FCB in Sevilla nur die Hälfte der Chancen erhält wie Eibar, könnte etwas drinliegen. Teilt er diese Aufassung?

«Über 90 Minuten gesehen war das 1:0 mehr als in Ordnung und ein Zusammenschnitt kann täuschen. Sevilla war sehr dominant, aber Eibar hat dem Gegner das Leben schwer gemacht. Es hat gut verteidigt, hat dem Gegner im Mittelfeld immer wieder mal den Ball weggenommen, hat schnell umgeschaltet und ist dadurch gefährlich geworden. Aber: Wenn man die Statistik anschaut, sieht man, dass Sevilla relativ heimstark ist und sich auswärts eher nicht so wohlfühlt.»

«Der Zusammenschnitt eines Spiels kann täuschen.»

Und was bedeutet das aus Basler Sicht?

«Ich glaube schon, dass wir Möglichkeiten haben werden, aber vor allem müssen wir eine gute Leistung abrufen. Nur das Gefühl, dass man in Sevilla zur einen oder anderen Chance kommen wird, reicht nicht. Dafür muss man arbeiten. Schenken werden sie uns das nicht.»

Welche der Hauptprotagonisten hat Fischer am Mittwoch nicht zu Gesicht bekommen? Coke, der Captain rechts in der Verteidigung, hat wie einige andere Titulare nicht gespielt, und Topscorer Gameiro sass bis zur 65. Minute auf der Bank.

«Ich habe schon relativ viele Spiele auf Video angeschaut, und weiss, was da auf uns zukommt. Sevilla hat eine Stammelf und eine, wenn der eine oder andere Spieler eine Pause erhält. Ausserdem sind gegen Eibar Spieler, die sonst zum Stamm gehören, eingewechselt worden. Und die haben dann gleich angedeutet, zu was sie fähig sind. Aber: Wenn einer zweimal hintereinander die Europa League gewinnt, müssen wir eigentlich nicht darüber diskutieren, ob das eine gute Mannschaft ist.»

Knapp 30’000 Zuschauer wurden bei diesem Spiel in der 45’000 Plätze bietenden Arena gemeldet. Wie war die Atmosphäre im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán?

«Es war gut besetzt und es herrschte eine gute Stimmung. Das Ramón Sánchez Pizjuán ist ein super Fussballstadion, man ist als Zuschauer sehr nah am Spielfeld. Und für die beiden Mannschaften hat es einen super Rasen – da darf man sich drauf freuen. Ich habe das Stadion ja schon gekannt. Man fährt mitten im Stadtzentrum auf einer Hauptstrasse vor ein Einkaufszentrum und erkennt zunächst nichts. Man steigt aus dem Auto aus und fragt sich: Wo ist dieses Stadion? Dann läuft man durch eine grosse Öffnung und steht plötzlich vor der Fassade – sehr eindrücklich. Und ich bin mir fast sicher, dass Schattenwurf in Sevilla kein Thema gewesen ist.»

» Das Estadio Ramón Sánchez Pizjuán bei wikipedia

«Das Stadion in Sevilla ist fantastisch – man ist als Zuschauer sehr nah am Spielfeld.»

(Anmerkung der Redaktion: Der Zürcher Fischer nimmt damit Bezug auf den vor Jahren nicht zustande gekommenen Stadionbau in Zürich. Um zu demonstrieren, wie beeindruckend die Fassade des Stadions ist, zückt er sein Smartphone, zeigt ein paar Bilder, die er am vergangenen Mittwoch geknipst hat und unterstreicht noch einmal: «Wirklich fantastisch!»)



«Man fragt sich: Wo ist das Stadion? Und plötzlich steht man vor der Fassade» – FCB-Trainer Urs Fischer beeindruckt vom Estadio Ramón Sánchez Pizjuán in Sevilla, wo der FC Basel bestehen muss, will er der Europa League fortkommen.

«Man fragt sich: Wo ist das Stadion? Und plötzlich steht man vor der Fassade» – FCB-Trainer Urs Fischer beeindruckt vom Estadio Ramón Sánchez Pizjuán in Sevilla, wo der FC Basel bestehen muss, will er der Europa League fortkommen.

Warum war Urs Fischer eigentlich überhaupt persönlich in Sevilla?

«Ich habe viele Spiele von Sevilla gesehen, aber auf den Fernsehbildern sieht man nie den ganzen Platz auf dem Bildschirm. Deshalb ist es schon ein Unterschied, live zu sehen, wie eine Mannschaft wirklich steht. Dazu reicht der Ausschnitt am Fernsehen nicht. Deshalb war es gut, die Mannschaft in Sevilla live zu erleben. Aber ich muss sagen, dass Jean-Pierre Gerosa, der vor allem bei internationalen Spielen dafür verantwortlich ist, uns mit Informationen zu füttern, das hervorragend macht. Ich muss nicht unbedingt im gegnerischen Stadion sein, aber jetzt hat es die Zeit erlaubt.»

Warum hat Urs Fischer am Mittwoch beim Cupspiel in Luzern mit dem gleiche Argument nicht den nächsten Liga-Gegner Lugano unter die Lupe genommen?

«Da muss man halt abwägen. Es war bisher zeitlich nicht möglich, einen der internationalen Gegner selbst zu beobachten. Und das Lugano-Spiel in Luzern habe ich mir am Donnerstag nach der Rückkehr aus Sevilla am Fernsehschirm angeschaut.»

08811.2012 Fussball Herren Europaleague 2012/2012 FC Basel - Videoton FC Bild zeigt Basels Trainer Murat Yakin re. im Gespraech mit Trainer Paulo Sousa (Videoton FC) Aktion Foto (c) Anton J.Geisser

Seit den Zeiten von Thorsten Fink Gegnerbeobachter für den FC Basel: Jean-Pierre «Gerry» Gerosa (links), hier 2012 an der Seite von FCB-Trainer Murat Yakin. (Bild: Anton Geisser)

Hat sich Urs Fischer auf der Tribüne in Sevilla Notizen gemacht, oder wie darf man sich so eine Spielbeobachtung vorstellen?

«Mein Notizblock ist vor allem Gerry Gerosa. Natürlich haben wir uns während des Spiels unterhalten und über gewisse Situationen diskutiert. Aber er hat sich vor allem Notizen gemacht. Daraus entsteht sein Bericht. Er hat Sevilla mehr als einmal live gesehen, und er weiss, wovon er redet, wenn er uns informiert.

Welche Rolle hat der Achtelfinal in den vergangenen Tagen schon in der FCB-Kabine gespielt?

«Also ich habe nicht von Sevilla geredet, für mich stand Lugano auf dem Programm, und von mir hat die Mannschaft betreffend Sevilla noch keine Informationen bekommen. Ich gehe aber davon aus, dass der eine oder andere Spieler zum Beispiel vor einer Woche Barcelona gegen Sevilla angeschaut hat und dabei auch auf unseren Gegner geachtet hat. Unsere Vorbereitung fängt am Montag an. Und dann setzen wir uns mit Sevilla auseinander.»

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» Es bleibt dabei: Sevilla kann auswärts nicht gewinnen

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