Was von Yann Sommer zu halten ist

Über 30 Prozent der Elfmeter, die gegen Yann Sommer getreten worden sind, fanden den Weg ins Tor nicht. Die grandiose Elfmeter-Geschichte des Mannes im Tor des FC Basel.

14. 3. 2013: Die 86. Minute in St. Petersburg. Sommer wehrt mit dem Bein gegen Roman Schirokow ab. Andernfalls wäre der FCB draussen gewesen. (Bild: Keystone/Steffen Schmidt)

Über 30 Prozent der Elfmeter, die gegen Yann Sommer getreten worden sind, fanden den Weg ins Tor nicht. Die grandiose Elfmeter-Geschichte des Mannes im Tor des FC Basel.

Blosser Zufall kann es nicht sein, dafür ist die Zwischenbilanz des Torhüters Yann Sommer, 25, zu eindrücklich. Von 49 Elfmetern, die in seiner Karriere samt Challenge League und Junioren-Nationalteams gegen ihn geschossen wurden, liess er 16 nicht in sein Tor. Das macht einen – auch im europäischen Vergleich gesehen – Spitzenwert von 32,7 Prozent.

Noch eindrücklicher ist Sommers Quote im FCB-Dress: Von zehn Penaltys in der Super League hielt er drei, zwei gingen daneben – macht 50 Prozent, die nicht verwandelt wurden. Hinzu kommen etliche Elfmeterschiessen, und über alle Wettbewerbe gesehen sieht es so aus: 32 Elfmeter, 14 Mal kein Tor (43,8 Prozent) und neun (28,1 Prozent) gehalten von Sommer.

Dass das Ausnahmetalent im Sommer vom FCB zu Borussia Mönchengladbach wechseln wird, ist eine noch unbestätigte Gewissheit. Man wird sagen: Er hat in Basel gehalten, was zu halten war und noch ein bisschen mehr. Aufhebens macht der Spieler selbst um seine Elfmeter-Statistik nicht. «Ich habe mich nie speziell mit Elfmetern beschäftigt», sagt er zum Duell Mann gegen Mann. Sein ehemaliger Trainer Heiko Vogel hat das vor dem Cup-Final 2012 in der TagesWoche ganz ähnlich betrachtet: «Ich lasse aus Prinzip keine Elfmeter trainieren, weil ich die Stresssituation mit nichts im Training simulieren kann. Das macht null Komma null Sinn.»

Der Rat des Vaters

Also verlässt sich Yann Sommer («Als Torhüter kann man nur gewinnen») auf seine Intuition und ein wenig auf die Erfahrung seines Vaters. Daniel Sommer war mal Goalie in Küsnacht und erzählt: «Wenn der Schütze zum Punkt läuft, visiert er meistens die Ecke an, in die er schiessen will. Darauf habe ich mich verlassen und immer wieder mal einen gehalten.»

Bei seinem Sohn ist eine imposante Galerie zusammengekommen von all den Elfern, die er nicht ins Tor gelassen hat – oder die danebengingen. Einen, jenen von Emmanuel Adebayor im Europacup-Krimi gegen Tottenham, ha-ben wir beiseite gelassen. Dafür zeigen wir Sommers ersten gehaltenen Penalty als Goalie in der höchsten Liga.

Dass er das als vom FC Basel an die Grasshoppers ausgeliehener Jung­profi tat, gegen den FCB, bei einer deftigen 0:4-Niederlage der Basler notabene, und es Marco Streller war, der scheiterte, ist da nur die Pointe zur Bilanz des Hexers Yann Sommer.

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» Die Lust des Tormanns am Elfmeter – Mit der wissenschaftlichen Forschung zum Thema Elfmeter und mit der Kunst, diesen zu schiessen – oder zu halten, hat sich die TagesWoche im Mai 2012 ausführlich beschäftigt. Darin gab Yann Sommer Auskunft zu seiner Technik, und fünf Tage später hielt er im Penaltyschiessen gegen den FC Luzern zwei Versuche und sicherte dem FCB den Cupsieg.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 28.02.14

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