In Melbourne hat Stanislas Wawrinka im für Tennisspieler stattlichen Alter von 28 Jahren bewiesen, dass er mit den ganz Grossen mithalten kann. Ein Jahr später mag sich der Schweizer Titelverteidiger trotzdem nicht in der Rolle des Favoriten sehen.
Zur Mittagszeit kam Stanislas Wawrinka am Freitag mit der Tram ins National Tennis Center nach Melbourne. Es war der Augenblick, an dem sich der Champion in einer symbolischen Geste vom Siegerpokal trennen musste. Von jenem guten Stück, das nicht nur für seinen ersten Grand-Slam-Erfolg im reifen Profialter steht, sondern auch für die endgültige Ankunft des heute 29-Jährigen im Revier der wenigen absoluten Weltklassespieler.
Stanislas Wawrinka hat seinen ersten Auftritt am Dienstag, der Titelverteidiger wird vom Türken Marsel Ilhan geprüft. Ebenfalls am Dienstag spielen Timea Bacsinszky und Romina Oprandi.
SRF überträgt ausgewählte Spiele der Schweizer Vertreter live. Eurosport ist jeweils ab 1 Uhr Schweizer Zeit live in Melbourne dabei.
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Wäre seine herausragende Rolle beim Schweizer Triumph im Davis-Cup je möglich gewesen ohne dieses Entrée in die Saison 2014, ohne die bestandene Bewährungsprobe bei den Australian Open, ganz besonders auch noch einmal in dem turbulenten, episodenreichen Final gegen Rafael Nadal? Ganz sicher nicht.
Die Auslosung lässt hoffen
Wawrinka hat, wiewohl ohnehin schon in einem sportlichen Aufwärtstrend an der Schwelle zur 30, in der letzten Saison erheblich an Substanz, Format und Charakterstärke zugelegt. Und das müsste ihm auch helfen, die schwere Mission der Titelverteidigung in Melbourne anzugehen.
Anders als für seinen Landsmann Roger Federer verlief die Auslosung günstig für Wawrinka, dem in der Auftaktrunde der Türke Marsel Ilhan gegenübersteht. Im Viertelfinal könnte es der Romand mit dem Spanier Ferrer oder dem Japaner Nishikori zu tun bekommen, im Halbfinal dann mit Turnierfavorit Novak Djokovic.
Allerdings hatte Wawrinka den Serben im vielleicht wichtigsten Match seiner Karriere im Vorjahr in Melbourne geschlagen, der Sieg bedeutete den wirklichen Durchbruch für den so oft und gern an sich zweifelnden Berufsspieler.
Wawrinka gibt sich bescheiden
Rückenwind für seine Melbourne-Kampagne 2015 erhielt Wawrinka durch den Turniersieg im indischen Chennai, den er souverän und selbstsicher erspielte.
Der Titelverteidiger gibt sich allerdings zurückhaltend und bescheiden vor den ersten Ballwechseln, versucht so sicher auch den Druck und die Erwartungshaltung zu dämpfen: «Ich kann sicher den Halbfinal erreichen. Siegkandidaten aber sind andere. Roger, Rafa und Novak an erster Stelle», sagt Wawrinka.
Aber das hatten andere ja auch im letzten Jahr gesagt. Dem Jahr, in dem dann Wawrinka zum grossen Partyschreck fürs Establishment wurde.