Stan Wawrinka übersteht nach vier Jahren ohne Sieg in Basel die Startrunde gegen seinen Landsmann Marco Chiudinelli in 2 Stunden und 31 Minuten mit 6:7, 6:1, 6:4. Sein bestes Tennis zeigte die Nummer 1 des Turniers nicht – doch die Swiss Indoors sind an diesem Tag froh, wenigstens noch Wawrinka weiter im Tableau zu haben.
Gerade noch geschafft: Stan Wawrinka übersteht nach wenig überzeugender Leistung die erste Runde der Swiss Indoors.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Gegen seinen Landsmann Marco Chiudinelli macht Wawrinka zu viele Fehler und verliert in dieser Situation die Nerven, weswegen er sein Raquet in Richtung Bank wirft.
(Bild: Keystone/KURT SCHORRER)Zudem fasst er sich ans Knie und dehnt mehrmals seine Waden. Am Ende der Saison seit das normal, sagt die Weltnummer 4.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)An der Sensation geschnuppert hat er immerhin, Marco Chiudinelli. Am Schluss muss er sich in gut zweieinhalb Stunden dem Mann geschlagen geben, mit dem er den Davis Cup gewonnen hat.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Es ist Chiudinellis vierte Startniederlage an seinem Heimturnier in Basel.
(Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)Da Marco Chiudinelli Französisch spricht, konnte er sich wunderbar mit dem Schiedsrichter unterhalten. Nicht, weil der Basler Tennisspieler in dieser Situation im dritten Satz eine Unterhaltung mit dem Unparteiischen gewünscht hätte, sondern weil er von ihm abgemahnt wurde.
Chiudinelli hatte beim Stand von 4:4 einen weiteren Fehler begangen und lag in seinem Aufschlagspiel 0:40 im Rückstand. Er begab sich unerlaubterweise zu seiner Bank, er brauchte ein Ventil. Und dafür diente das kleine Streitgespräch mit dem Schiedsrichter. Gebracht hat es Chiudinelli kurzfristig nichts, er verlor seinen Aufschlag und Stan Wawrinka servierte zum Matchgewinn.
Für dieses letzte Game schien Chiudinelli, die Weltnummer 119, aber nochmals eine ganze Menge Kraft zu ziehen aus dem Rencontre mit dem Mann auf dem hohen Stuhl. Viermal wehrte der 35-Jährige einen Matchball des Westschweizers ab. Den fünften verwertete Wawrinka, die Nummer 3 der Welt, mit seinem 16. Ass. Er steht nach 2 Stunden und 31 Minuten und dem 6:7, 6:1, 6:4 in der zweiten Runde der Basler Swiss Indoors.
«Jesses Gott!» als Hilferuf
Die beiden Schweizer, die gemeinsam den Davis Cup gewonnen haben, standen sich zum ersten Mal auf der ATP-Tour gegenüber. Und sie lieferten sich in der St. Jakobshalle eine Partie, die mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte als halbleere Zuschauerränge.
Chiudinelli, der über die ganze Partie beste Unterhaltung bot und immer an seine Chance zu glauben schien, gewann den ersten Satz. Mit einem beinahe makellosen Tiebreak, in dem Wawrinka die Nerven verlor und beim Stand von 0:4 sein Arbeitsgerät in Richtung Bank warf. Verständlich, hatte das Spiel doch schwach begonnen für den dreifachen Grand-Slam-Champion.
Zum 4:2 hatte ihm Chiudinelli den Aufschlag abgenommen, worauf umgehend das Rebreak folgte. Angesichts der sich häufenden Fehler war Chiudinelli an der Reihe, sich eine Entgleisung zu leisten, wenngleich mit dem Ausruf «Jesses Gott!» nur eine verbale – und die schien für das Tiebreak tatsächlich Wunder zu bewirken.
Die wichtigsten Zahlen zum Spiel zwischen Stan Wawrinka und Marco Chiudinelli. (Bild: Screenshot swissindoorsbasel.ch)
Den zweiten Satz diktierte fast ausschliesslich Wawrinka, die Nummer 1 des Turniers. Chiudinelli gewann kaum Punkte beim Service des Waadtländers, Wawrinka behielt eine makellose Bilanz, wenn sein erster Aufschlag im Feld war. Im dritten Satz hatte Chiudinelli zwei Breakbälle zum 5:3, nutzte aber beide nicht, und er meint auch diese beiden Szenen, wenn er sagt: «Irgendwo findest du in einer Tennispartie immer Bälle, die du hättest besser spielen können.»
Schliesslich entschied Wawrinkas Break zum 6:4 die Partie, die diverse sehenswerte Ballwechsel enthielt. «Ich habe solide gespielt, aber sicher nicht mein Maximum gezeigt», sagt Chiudinelli, der seinen drei Basler Startniederlagen in Folge eine vierte hinzufügt.
Die besondere Genugtuung für die Swiss Indoors
Im letzten Jahr seines Fünfjahresvertrags mit den Swiss Indoors steht Wawrinka also in der zweiten Runde. Nachdem der 31-Jährige bei den letzten vier Teilnahmen im Startspiel gescheitert war. «Es ist schön, hier mal wieder zu gewinnen», sagt Wawrinka, «und es ist normal, dass man mich kritisiert, wenn ich nicht gut spiele. Die Erleichterung für mich ist nicht unbedingt, dass ich eine Runde weiter bin, sondern dass ich gekämpft habe, obwohl ich nicht wirklich gut spielte.»
Dass die Nummer 1 des Landes weiter mit dabei ist, ist eine besondere Genugtuung für die Swiss Indoors. Denn früher am zweiten Turniertag schied der Bulgare Grigor Dimitrov aus, ein Spieler, der Glamour verspricht. Und Milos Raonic, die Nummer 2 des Turniers, verabschiedete sich ebenfalls aus dem Tableau, gegen den litauischen Qualifikanten Ricardas Berankis.
Somit bleibt dem Turnier vorerst immerhin Stan Wawrinka erhalten, der Mann der Stunde im Schweizer Tennis, und als US-Open-Sieger auch so etwas wie die Figur des Moments im globalen Geschehen. Er trifft in der zweiten Runde auf den Amerikaner Donald Young, der den Ukrainer Illya Marchenko mit 6:4, 6:2 bezwungen hat.
Wawrinka dehnte während der Partie gegen Chiudinelli immer wieder seine Waden und fasste sich ans linke Knie. Die Bedenken, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Zweitrundenspiel wird antreten können, teilt er allerdings nicht: «Das sollte gehen. Ich hoffe es. Wir haben alle unsere Wehwehchen am Ende der Saison.»