Wege aus dem Salzburger Pressing

Salzburg, das sind Nockerln, Mozartkugeln und – Pressing! Das 0:0 in Basel hat einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, was den FC Basel am Donnerstag gegen Red Bull Salzburg erwartet. Aber es gibt durchaus Gegenmittel zum Salzburger Kraftfussball.

Auswege aus dem Pressing (Bild: Florian Raz)

Salzburg, das sind Nockerln, Mozartkugeln und – Pressing! Das 0:0 in Basel hat einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, was den FC Basel am Donnerstag gegen Red Bull Salzburg erwartet. Aber es gibt durchaus Gegenmittel zum Salzburger Kraftfussball.

Die beiden kulinarischen Salzburger Spezialitäten haben Zuwachs erhalten. Und nein, dieses klebrige Büchsengesöff lassen wir jetzt mal bei Seite. Pressing lautet der neue Salzburger Schlager, der sogar das als operettenhaft beschriebene Salzburger Fussballpublikum wieder ins Stadion treibt – so denn internationaler Fussball angesagt ist.

Alle zehn Spiele in der laufenden Europa-League-Saison haben die Salzburger mit ihrem aggressiven Spiel gegen den Ball gewonnen – bis der FC Basel kam und bewies, dass es durchaus Mittel gibt, um gegen die Salzburger bestehen zu können.

Aber worin besteht eigentlich das Geheimnis der Salzburger Pressing-Maschine? Ein Blick auf das Duell mit Ajax Amsterdam kann zur Erklärung dienen:

(Bild: Florian Raz)


Ajax (weiss) versuchte sich im traditionellen 4-3-3 und vertraute darauf, dass sich die eigene spielerische Überlegenheit durchsetzen würde. Das Problem dabei: Die Amsterdamer Spieler standen oft zu weit auseinander, um risikolose Bälle zu spielen. Und die Salzburger (rot) attackierten sie dabei so früh, dass an einen geordneten Spielaufbau kaum zu denken war. In die gefährliche Zone hinter die hoch stehende Salzburger Abwehr kam der Ball so gar nicht – oder nur als ungeordneter Befreiungsschlag.

Die Stürmer Soriano und Alan funktionierten als erste Verteidiger ihrer Mannschaft und attackierten die Innenverteidiger so, dass diese sogar Mühe hatten, einen gezielten weiten Ball zu schlagen. Die Flügel Mané und Kampl deckten die Aussenverteidiger ab – und Leitgeb sorgte dafür, dass das Zentrum dicht war.

Die Vierer-Verteidigungslinie stand extrem hoch und wurde in ihrer Arbeit von Ilsanker unterstützt, wenn sich Ajax doch einmal durch das Pressing hindurchgearbeitet hatte.

Gegen dieses Pressing hatte der FC Basel (mit Ausnahme der Startviertelstunde) ein defensives Mittel gefunden:

(Bild: Florian Raz)


Indem der FCB praktisch mit einer Fünferkette spielte und sich Frei, Stocker und Serey Die zudem oft nach hinten fallen liessen, hatten die Basler in der eigenen Verteidigungszone stets viele Spieler in Ballnähe.

Das hatte nicht nur bei Ballbesitz des Gegners Vorteile. Der FCB schaffte es durch die kurzen Distanzen auch immer wieder, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen, wodurch Salzburg gezwungen war, das Pressing zu beenden. Wenn der weite Ball gesucht wurde (was oft der Fall war), dann hatten die Innenverteidiger durch die vorangehende Ballzirkulation oft genug Zeit, um den Pass gezielt auf den laufstarken Sio zu schlagen, der die Bälle gut behaupten konnte.

Das Problem der Basler Lösung: Weil sich die Flankenläufe der beiden Degens ob der Null-Risiko-Strategie in Massen hielten – und auch die Zentrumsspieler oft nicht nachrückten, fehlten der Basler Offensive die Anspielstationen. Zwei, drei Mal stiess der FCB trotzdem in jene offenen Räume auf den Flügeln vor, die die Salzburger mit ihrem hohen Pressing riskieren.

Würden die Basler in Salzburg mehr Risiko gehen, könnten sie wohl auch häufiger in die verwundbaren Zonen der Salzburger vordringen:

(Bild: Florian Raz)


Wenn sich die Degen-Zwillinge bei Ballbesitz auf dem Flügel etwas höher stellen würden, könnten sie die Salzburger Mané und Kampl dazu zwingen, tiefer zu stehen. Sollten sich die Salzburger Flügel dagegen entscheiden und weiterhin hohes Pressing betreiben, könnte der FCB gefährliche zwei-gegen-eins-Situationen gegen die Salzburger Aussenverteidiger provozieren, die zudem beide nicht erste Wahl sind bei Salzburg.

Zudem könnte ein zweiter Offensivmann neben Streller, der ebenfalls die Fähigkeit hat, auf die Flügel auszubrechen, die Salzburger Aussenverteidiger weiter unter Druck setzen. Hier wäre wohl Sio der Kandidat.

Das Risiko, das die Basler dazu in Kauf nehmen müssten: Die drei Innenverteidiger Ajeti, Suchy und Sauro hätten häufiger als im Hinspiel als ersten Ball einen Flachpass zu spielen, um Frei, Stocker und Elneny das Verteilen der Bälle zu ermöglichen. Dabei sind Ballverluste in der gefährlichen Zone nicht auszuschliessen.

Was sich bei jeder taktischen Variante gleich bleiben wird: Die Basler müssen gegen die aggressiv-robusten Salzburger in den Zweikämpfen dagegen halten. Ohne hohe Laufbereitschaft ist gegen diese roten Bullen nichts zu gewinnen.

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