Wegen Sion: Der FCB könnte aus der Champions League geworfen werden

Der FC Basel könnte für den Rechtsstreit des FC Sion büssen. Die Fifa droht dem Schweizerischen Fussballverband in der Sache mit einer Suspension. Macht der Weltfussballverband ernst, kann der FCB sein Achtelfinal in der Champions League nicht spielen.

Bitterer Abgang für Heiko Vogel und den FC Basel? Die Fifa droht, den Schweizer Fussball zu suspendieren. Betroffen wären auch die Basler Spiele gegen Bayern München. (Bild: Reuters)

Dicke Post für den Schweizerischen Fussballverband. Die Fifa verlangt, dass alle Spiele des FC Sion, in denen die sechs Neuzugänge des Sommers gespielt haben, in eine 0:3-Niederlage umgewandelt werden. Gehorcht der SFV nicht bis am 13. Januar, wird er von der Fifa suspendiert. Dann kann auch der FC Basel sein Achtelfinal in der Champions League nicht spielen.

Der Weltfussballverband Fifa macht in der Causa FC Sion ernst. Und der grösste Leidtragende könnte absurderweise der FC Basel sein. Die Fifa verlangt vom Schweizerischen Fussballverband (SFV), dass er alle Spiele der Super League mit 0:3 Forfait gegen Sion wertet, in denen die Walliser jene sechs Neuzugänge eingesetzt haben, die sie laut Fifa im Sommer nicht hätten verpflichten dürfen.

Bis am 13. Januar hat der SFV Zeit, um dieser Aufforderung nachzukommen. Sonst wird er von der Fifa suspendiert und ist damit automatisch von allen internationalen Spielen des organisierten Fussballs ausgeschlossen. Das würde bedeuten, dass die Schweiz bis auf weiteres keine offiziellen Länderspiele austragen könnte. Viel schwerer aber wiegt: Auch der FC Basel dürfte seine Achtelfinalspiele in der Champions League gegen den FC Bayern München nicht austragen. Die Basler würden so dafür bestraft, dass Sions Präsident Christian Constantin seinen einsamen Kreuzzug gegen alle Fussball-Institutionen dieser Welt ausficht.

Bernhard Heusler, der designierte Präsident des FCB, hat sich am Samstag Morgen auf den Weg nach Muri an den Hauptsitz des SFV gemacht, um mit der Verbandsspitze um Peter Gilliéron das weitere Vorgehen zu besprechen.

Das Problem des SFV: Er kann nicht einfach so in das laufende Verfahren eingreifen. Es ist die Swiss Football League (SFL), die für die Organisation der Super League zuständig ist. Und die Disziplinarkommission der SFL hat erst kürzlich entschieden, dass die Spiele des FC Sion nicht Forfait zu werten sind, in denen die sechs Neuzugänge gespielt haben.

Die Schweizer können nur verlieren

Die Begründung für diesen Entscheid hat die Disziplinarkommission noch immer nicht geliefert. Trotzdem haben der FCB, Lausanne und Luzern vorsorglich ihren Einwand bei der Rekurskommission deponiert. Selbst wenn der Rekurs der betroffenen Clubs abgelehnt würde, könnten diese den Entscheid noch vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen. Es handelt sich also um ein laufendes Verfahren, in das der SFV aus juristischer Sicht nicht einfach so eingreifen kann.

Die Schweizer sind derzeit in einer Lose-Lose-Situation: Entweder der SFV kommt der Aufforderung der Fifa nach und missachtet damit die eigene Rechtssprechung. Was mit Garantie weitere Gerichtsverfahren nach sich zöge: Christian Constantin ist nicht bekannt dafür, einen juristischen Streit nicht auszufechten, von dem er ausgeht, dass er ihn gewinnen kann. Die zweite Möglichkeit: Der SFV beharrt auf dem Weg, wie ihm die Reglemente vorschreiben – und riskiert damit, dass die Schweiz ab dem 14. Januar nicht mehr Mitglied der Fifa ist und keine internationalen Spiele mehr austragen darf.

An einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz im Haus des Fussballs in Muri bei Bern konnte Präsident Peter Gilliéron noch nicht definitiv aufzeigen, wie der SFV nun vorgehen werde. Gilliéron hält es aber für unrealistisch, dass Sion nun doch mit Forfait-Niederlagen bestraft werde. Eher komme ein Punkte-Abzug in Frage. Gilliéron glaubt, dass der Wille der FIFA damit möglicherweise erfüllt werden könnte. Dieser Ansicht ist auch Robert Breiter, Jurist der SFV.

Gilliéron hält es für probat und wahrscheinlich, dass der SFV vor das internationale Sportgericht CAS in Lausanne gelangen werde. „In jedem Fall werden wir alles daran setzen, die Situation zu bereinigen.“ Es gelte nun, in nächster Zeit die „vielen komplexen juristischen Fragen“ zu klären. 

Die Pressemitteilung der Fifa im Wortlaut:

«Nach den jüngsten Entwicklungen im Fall FC Sion/Olympique des Alpes SA (OLA) und insbesondere angesichts des Urteils des Sportschiedsgerichts vom 15. Dezember 2011 beschloss das Exekutivkomitee, dem Schweizerischen Fussballverband (SFV) eine letzte Frist zu gewähren. Der SFV muss bis 13. Januar 2012 das Registrierungsverbot durchsetzen, das von der FIFA-Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten gegen OLA verhängt und vom Schweizerischen Bundesgericht bestätigt wurde, und das Vorgehen des Vereins sanktionieren, der wiederholt versucht hat, diesen Entscheid rechtsmissbräuchlich zu umgehen. Alle Spiele, in denen die betreffenden Spieler eingesetzt wurden, werden folglich mit einer Forfait-Niederlage gewertet oder es werden drei Punkte abgezogen. Sollte der SFV diese Frist nicht einhalten, wird er am 14. Januar 2012 bis auf Weiteres automatisch suspendiert.»

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Update: Letzte zwei Abschnitte nach Medienkonferenz des SFV ergänzt

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