RTV-Goalie Pascal Stauber spricht über den Abstiegskampf, die Improvisationskünste seines Clubs sowie den Präsidenten als Trainer. Und er gibt eine Job-Annonce für einen Mitspieler auf.
Fünf Spiele vor dem Ende der Qualifikationsrunde liegt der RTV Basel auf Rang acht der Nationalliga A. Zwei Punkte nur liegen die Basler hinter Platz sechs, der für die Teilnahme an der Finalrunde berechtigt, aber auch bloss drei Zähler vor einem Abstiegsplatz. Das ist nicht schlecht für einen Club, der noch immer Schulden von rund 200’000 Franken mit sich herumschleppt und vom Verletzungspech nicht verschont geblieben ist.
Auch Pascal Stauber fehlte von Anfang November bis Ende Dezember wegen eines Zehenbruchs. Der 32-jährige Nationalgoalie ist beim RTV nicht bloss als Goalie engagiert, er kümmert sich als Geschäftsführer auch um die Administration des Vereins.
Pascal Stauber, die erste Saisonhhälfte des RTV darf wohl durchaus als bewegt bezeichnet werden?
Worauf wollen Sie hinaus?
Nun, es wurde zum Beispiel kurz nach Saisonbeginn der Trainer gewechselt.
Stimmt. Ja, das war so. Wir hatten vor allem einen Trainerwechsel Ende letzter Saison, vielleicht sollte man am besten da beginnen. Danach hat sich der Club lange Zeit schwer damit getan, einen Trainer zu finden. Und als man sich festgelegt hatte, war es schnell vorbei. Man hat aneinander vorbei trainiert. Ob das eine Frage der Kommunikation oder der Philosophie war, kann ich nicht genau sagen. Aber wie Sie merken, ist das bei mir gar nicht mehr präsent. Ist ja auch schon Monate her.
Jetzt ist Präsident Alex Ebi auch noch Trainer. Geht es nach den Resultaten, müsste er eigentlich bis Saisonende an der Seitenlinie bleiben.
Die Resultate stimmen ja eigentlich. Ich glaube sowieso, dass er gar nicht darum herum kommt, bis am Saisonende an der Linie zu bleiben. Er kann ohne Geld kaum einen Trainer aus einem laufenden Vertrag holen. Ich habe das Gefühl, es wäre besser, wenn wir jemanden hätten, der bei jedem Training dabei sein könnte. So haben wir halt drei Trainer – das ist ja auch ein Luxus (lacht). Einer ist für die Athletik verantwortlich, einer für die Offensive und einer für die Defensive. Wir haben das Optimum aus einer Notsituation gemacht. Aber ideal ist der Zustand sicher nicht.
Von aussen betrachtet, kommt der RTV als One-Man-Show daher, wenn der Präsident gleich noch das Team coacht.
Ja, die Geschichte erzählt sich auch gut. Ich als Journalist würde wohl dasselbe schreiben. Aber es gibt noch viele andere, die sich engagieren. Wing Quan Tat zum Beispiel, der als Co-Trainer für die Athletik zuständig ist und während den Spielen die Statistik macht. Oder Assistenztrainer Silvio Wernle, der für die Trainings jeweils extra aus Zürich anreist. Ohne Bezahlung, versteht sich.
Sie selber sind auch nicht nur als Goalie im Club engagiert.
De facto helfe ich, wo ich kann. Offiziell heisst das dann Geschäftsführer. Ich habe immer versucht, möglichst viel Einfluss zu nehmen, jetzt ist dieses Engagement ein Jöbchen. Daneben bin ich an meinem Mathematik-Studium als Weiterbildung zu meiner Turnlehrer-Ausbildung. Und ich gebe Schule.
Der RTV muss Schulden abbauen – wie schwierig ist die Situation des Clubs?
Sie ist schwierig. Wenn es nicht so toll wäre beim RTV, wenn der Club nicht so Vielen am Herzen liegen würde, gäbe es ihn schon längst nicht mehr.
Das heisst, der RTV lebt derzeit von der Hand in den Mund und der guten Atmosphäre?
Geld verdienen kann man beim RTV nicht. Diese Zeiten sind vorbei, wenn es sie denn mal gegeben hat. Viele Spieler sind bei uns, weil sie sich wohl fühlen und weil sie aus der Region kommen. Die denken sich: Ich habe lieber eine gute Stimmung im Team als mehr Geld in der Kasse.
Aber die Ausländer werden ja schon etwas verdienen?
Das stimmt für unseren Isländer, Sigurbergur Sveinsson. Aber er wird von einem externen Sponsor bezahlt, der den Verein unterstützt. Also läuft Sigi nicht über unser Budget – da ist es mir egal, was er verdient. Die anderen Ausländer würden bei anderen Clubs mehr Geld bekommen. Aber Tomislav Sladoljev gefällt es bei uns zum Beispiel so gut, dass er auch arbeiten gehen würde. Da ist es unsere Aufgabe, ihm einen Job zu finden.
Dann haben Sie jetzt die Chance, hier eine Job-Annonce aufzugeben.
Ist das denn jetzt noch nicht so rüber gekommen?
Schon, aber vielleicht wäre die Angabe einer Branche noch hilfreich.
Er würde überall arbeiten, auch in einem Lager. Der kann zupacken, er ist gross und stark. Wer dem RTV so unter die Arme greifen will, kann sich also gerne bei mir melden.
Zurück zum Sportlichen. Sie liegen derzeit nur zwei Punkte hinter dem sechsten Rang, der die Qualifikation für die Finalrunde bedeuten würde. Denken Sie manchmal daran, was möglich wäre, wenn das Team nicht von derart vielen Verletzungen geplagt worden wäre?
Was wäre, wenn – ich weiss es nicht. In einem bin ich mir allerdings sicher: Wenn wir diese Mannschaft so zusammenhalten können, dann machen wir in der nächsten Saison einen weiten Schritt nach vorne. Dann greifen wir an.
Zuvor aber muss erst einmal der Liga-Erhalt gesichert werden. Nicht ganz selbstverständlich in einem Jahr, in der die NLA von zwölf auf zehn Clubs reduziert wird.
Ja, diese saudumme Ligareduktion. Entschuldigen Sie, wenn ich das so ausdrücke. Gerade in diesem Jahr sieht man wie unnötig das ist. Jeder kann jeden schlagen, viele Spiele sind knapp und umstritten. Und mir kann niemand erklären, warum es nun besser sein soll, wenn wir zwei Teams weniger in der Liga haben. Ich sage auch immer: Wir sind nicht zwei Punkte hinter dem Finalrundenplatz, sondern drei vor den Abstiegsrängen.