Der Meistertitel wird auch in der Saison 2013/14 wieder über den FC Basel führen – Mitstreiter gibt es mehrere: verbissene (YB), defensivgestärkte (FCZ), auf Absteiger setzende (St. Gallen) und Bestätigung suchende (GC).
Von der Mannschaft, die in der Saison 2009/10 in die Challenge League abgestiegen ist, stehen beim FC Aarau heute noch drei Spieler im Kader: Joël Mall, der damalige Reserve- und heutige Stammtorhüter, der einmalige Nationalspieler Sandro Burki und David Marazzi. Ihnen obliegt die Aufgabe, ihre Mitspieler auf den St.-Jakob-Park vorzubereiten, wo der Aufsteiger in der ersten Partie der Saison am Samstag um 19.45 Uhr auf den FC Basel trifft.
Noch nicht spielberechtigt ist der neue schwedische Stürmer Linus Hallenius. Der einstige Torschützenkönig der schwedischen Superettan spielte beim FC Lugano bereits einmal in der Schweiz und stösst vom Serie-A Verein Genoa CFC zu Aarau. Einst schaffte er es, mit einem Traumtor auf sich aufmerksam zu machen (siehe Slideshow). Das erste Mal gegen den FC Basel wird Hallenius vermutlich am 2. November 2013 auf dem Brügglifeld zum Einstz kommen.
Der Totomat verschwindet auf dem Brügglifeld
Allen Anhängern des FCB sei hier schon mal verraten, dass das Brügglifeld mit zwei Änderungen aufwartet: Erstens wird die Kapazität des Gästesektors auf 1’000 Zuschauer reduziert und zweitens wird eine LED-Anzeige den historischen Totomaten ersetzen. Allerdings bleibt das Relikt aus Urzeiten bestehen, die LED-Anzeige wird davor montiert.
Somit musste der FC Aarau allen Anrufern eine Absage erteilen, die den alten Totomaten gerne geerbt und zu Hause in ihren Gärten aufgestellt hätten. Der Medienchef Remo Conoci nennt die Gründe für die Aufbewahrung: «Wenn wir in einem Jahr wieder absteigen, brauchen wir ihn vielleicht wieder.»
Das bemerkenswerte Bekenntnis von Trainer René Weiler zum FC Aarau lässt auf das Potential der Mannschaft schliessen. Bei den Grasshoppers hätte Weiler eine Mannschaft übernehmen können, die einen sportlichen Aufstieg bedeutet hätte – er erteilte dem Vizemeister aber eine Absage.
YB zuversichtlich – aber irgendwie verbissen
Angefragt wurde er, weil Uli Forte GC in Richtung YB verlassen hatte. Kurzfristig und überraschend, aber alle Mechanismen der Wirtschaft befolgend. Bei den Bernern stösst er zu einem Verein, der Jahr für Jahr darum kämpft, irgendwie den zweiten Platz zu erreichen – denn dieser scheint in der Hauptstadt seit langem das höchste der Gefühle zu sein: YB wurde 1986 letztmals Meister.
Sogar Christian Gross erlitt bei den Young Boys seinen ersten richtigen Dämpfer als Trainer auf Schweizer Boden und wurde im April 2012 entlassen. Die Verbissenheit, mit der YB den Erfolg sucht, führte letzte Saison zum enttäuschenden siebten Rang – YB spielt damit diese Saison in keinem europäischen Wettbewerb.
Wie jedes Jahr zählen die Young Boys auf dem Papier zu den Topteams. FCB-Trainer Murat Yakin sagt, man müsse sie «auf der Rechnung haben, wenn man ihr Kader anschaut».
Die gewichtigsten Zuzüge sind Milan Gajic (kam vom FC Zürich; er wird das Auftaktspiel gegen Sion wegen einer Oberschenkelverletzung verpassen), Nationalverteidiger Steve von Bergen (Palermo) und Alain Rochat (Washington D.C. United, Major League Soccer; im ersten Spiel noch nicht spielberechtigt). Von Bergen und Rochat sollen die Defensive stärken, die vergangene Saison 50 Gegentore zuliess.
Vor der Saison herrscht wie jedes Jahr gute Stimmung und Zuversicht bei den Young Boys: Auf einem Mannschaftsfoto lachen alle. Alle ausser Forte, der ziemlich verkrampft in die Kamera schaut.
Für GC wird die Bestätigung schwierig
Sportlich gesehen ist der Wechsel zu YB ein Aufstieg für Forte, auch wenn GC letzte Saison bis zum Schluss zumindest ein ganz kleines Bisschen auf den Meistertitel hoffen konnte. Cupsieg und Vizemeisterschaft zu wiederholen wird schwierig zu erreichen sein – die Qualifikation für die Champions League wäre ebenfalls eine Überraschung.
Auch wenn der neue Trainer Michael Skibbe heisst. Dieser wurde zwar als Assistent von Rudi Völler 2002 Vizeweltmeister mit Deutschland, als Vereinstrainer ist er allerdings arm an Titeln und reich an Entlassungen.
Immerhin: Die Verpflichtung des Deutschen könnte dazu geführt haben, dass einige umworbene Junge dem Verein erhalten blieben. Skibbe gilt als Förderer junger Spieler. Trotzdem wäre auch Izet Hajrovic – eine der Entdeckungen letzter Saison – offenbar gerne nach England abgewandert, wenn der Deal denn geklappt hätte.
Der freie Samstag ist vom Tisch
Mit Taulant Xhaka verliert GC einen jungen Spieler, der sich bei den Zürchern in der Super League durchgesetzt hat und nun selbiges bei seinem Stammverein FC Basel anstrebt. Im Mittelfeld geht mit Steven Zuber, der zu ZSKA Moskau wechselt, ein kreatives Element verloren. Er war letzte Saison für sechs Tore gut.
In die Bresche springen soll Johan Vonlanthen, der sich wieder ganz dem Fussball widmen möchte. Zu seinem Entscheid, aufgrund seiner Religion samstags nicht zu spielen, äussert sich Sportchef Dragan Rapic: «Das Thema ist vom Tisch.»
Eine gewisse Unsicherheit scheint GC gleichwohl gehabt zu haben bei der Verpflichtung Vonlanthens. Ansonsten wäre mit ihm, der einst zum grössten Talent im Schweizer Fussball hochgejubelt wurde, ein Vertrag über mehr als nur ein Jahr abgeschlossen worden.
Der FCZ stärkt seine Abwehr
Beim anderen Zürcher Verein hat sich vor allem in der Verteidigung einiges getan. Jorge Teixeira kehrt nach Zürich zurück (nach einer Leistenoperation noch rekonvaleszent), nachdem er für die zweite Saisonhälfte im Januar nach Italien (Siena) ausgeliehen wurde. Die Verteidigung darf beim FC Zürich (wie bei YB) als Schwachstelle der letzten Saison gelten. Mit Alain Nef, dem zweiten Zugang in der Innenverteidigung, soll nun verhindert werden, dass Torhüter David Da Costa wieder 48 Mal hinter sich greifen muss.
In der Offensive steht der FCZ vor der grossen Herausforderung, die 13 Tore Josip Drmics zu ersetzen. Der Schweizer Nationalstürmer versucht, sich in der Bundesliga beim 1. FC Nürnberg durchzusetzen.
FC St. Gallen: Zwei Absteiger sollen es richten
Den FC St. Gallen trifft es in der Offensive noch härter als den FCZ. Er muss den Abgang des letztjährigen Torschützenkönigs kompensieren. Oscar Scarione wechselt für eine Ablösesumme von 2,8 Millionen Euro in die Türkei zu Kasımpaşa Istanbul.
Für ihn kehrt ein alter Bekannter in die Schweiz zurück: Alhassane Keita, der in der Meistersaison 2005/06 20 Tore für den FCZ erzielte. Er soll zusammen mit den anderen Neuzugängen Matias Vitkieviez (leihweise von YB, letzte Saison an Absteiger Servette ausgeliehen) und Goran Karanovic (Servette) die Lücke in der Offensive schliessen.
YB, die Grasshoppers, der FC Zürich und der FC St. Gallen sind diejenigen Mannschaften, denen am ehesten zugetraut wird, dem FCB im Rennen um die Meisterschaft Paroli zu bieten. Die anderen Teams dürften im Mittelfeld um den Einzug in den Europacup (Sion, Luzern, Thun) oder gegen den Abstieg (Aarau, Lausanne) kämpfen.
Wie gefällt Constantin der Totomat?
Murat Yakin gibt sich bezüglich des FC Sion zwar zurückhaltend und sagt: «Am Anfang wird Sion stark sein.» Mit den einleitenden Worten «am Anfang» äussert aber auch er, was viele denken: Sion wird stark in die Saison starten. Doch dann könnte irgendwann der Präsident Christian Constantin auf den Plan treten und mit seinen eigenwilligen Entscheidungen alles durcheinander bringen.
Also spätestens dann, wenn der berühmte Totomat gegen die Walliser spricht. Es kann somit passieren, dass der Sion-Präsident am 31. August, in der siebten Meisterschaftsrunde, im Brügglifeld skeptisch auf den neuen LED-Totomaten schaut. Er wegen der Resultate, die Fans aus nostalgischen Gründen.
Alle Transfers der Super League Vereine in der Übersicht von SRF
Samstag, 13. Juli. FC Basel–FC Aarau (19.45 Uhr). BSC Young Boys–FC Sion (19.45 Uhr).
Sonntag, 14. Juli. FC Zürich–FC Thun (13.45 Uhr). FC Luzern–FC Lausane-Sport (13.45 Uhr). FC St. Gallen–Grasshoppers (16.00 Uhr).