Basel zählt nicht zu den Hochburgen des Unihockeys. Seit dem Rückzug von Basel Magic aus der Nationalliga im Jahr 2008 hinkt die Region dem Rest der Schweiz hinterher. Der Dachverein Unihockey Basel Regio will das Schritt für Schritt ändern.
Nach weniger als zehn Minuten kommt die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung auf den FC Basel zu sprechen. Das ist fast schon ein Reflex bei regionalen Sport-Funktionären, wenn sie über die Gründe nachdenken, warum sie auf der Suche nach Sponsoren hartes Brot essen, um jeden Quadratmeter Trainingsfläche kämpfen und jeden Franken zweimal umdrehen müssen.
Der FCB ziehe das Interesse auf sich. So tönt es bei den Handballern, bei den Volleyballerinnen, bei den Basketballern und bei den Unihockeyanern. Rainer Altermatt, dem die Stimme gehört, schiebt die Mühen des regionalen Unihockeys aber nicht allein auf die Existenz des FCB. Mit dem Verein Unihockey Basel Regio, dessen Geschäftsführer er ist, will er die Randsportart in der Region Basel vorantreiben.
Durch eine Reihe von Fusionen ist der Dachverein im März 2013 entstanden, ein duales Konzept liegt ihm zugrunde: Die Basis bilden vier Stammvereine, die auf eigene Rechnung weiter bestehen und für die Grundausbildung der Spieler zuständig sind. Ihre Besten geben sie an den Dachverein ab, der den Leistungssport abdeckt.
Ziel von Unihockey Basel Regio ist es, dereinst nicht nur mit den Frauen (NLB), sondern auch mit den Männern in der Nationalliga zu spielen. Diese spielen derzeit in der 1. Liga, besser klassiert ist kein anderes Team in der Region Basel.
Die abgewürgte Entwicklung vor sechs Jahren
Das ist die Ausgangslage des jungen Bündnisses, das mit seinen Stammvereinen in Baselland und Basel-Stadt verankert ist. Ein Schweizer Schwergewicht ist die Region auch nach der Gründung von Unihockey Basel Regio nicht; die Berner, Zürcher und Bündner dominieren das Geschehen an der Spitze.
Der Stammbaum von Basel Regio – die Entstehungsgeschichte des aktuellen Zusammenschlusses im Unihockey. (Bild: Dani Holliger)
Als letztes Team spielte Basel Magic in der Nationalliga A. Der Verein musste 2008 unter anderem aufgrund finanzieller Schwierigkeiten den Spielbetrieb einstellen. Er hatte die Aufhebung der Ausländerbeschränkung erwirkt, konnte in der Folge aber die Spieler aus dem Ausland nicht bezahlen.
«Damals ist nicht nur der Verein untergegangen, es wurde mit dem Rückzug von Basel Magic auch die Entwicklung in der Region abgewürgt», sagt Altermatt, der als Geschäftsführer von Unihockey Basel Regio eine 50-Prozent-Stelle besetzt und fast 20 Jahre lang im nationalen Verband tätig war. Unter anderem als Präsident der Regionalliga und später der Nationalliga.
Unihockey Leimental, der Vorgänger von Unihockey Basel Regio, wollte nach dem Ende von Basel Magic das Basler Nationalliga-Team übernehmen. Doch die Leimentaler waren zu dieser Zeit mit einer dreijährigen Fusionssperre belegt und der Verband laut Altermatt «unerklärlich unflexibel». So gab es keine Ausnahmeregel, um Basel einen Platz in der Nationalliga zu sichern. Seit diesem Zeitpunkt gibt es keine Nordwestschweizer Herrenmannschaft mehr in der Nationalliga.
Was eine Hochburg hätte werden können, ist nun Entwicklungsgebiet
Gemäss Daniel Bareiss, seit 2012 Zentralpräsident von Swiss Unihockey, hat in dieser Hinsicht ein Wandel im nationalen Verband stattgefunden: «Wir haben jetzt eine Führung, die solche regionalen Aspekte berücksichtigen will. Es geht zwar darum, sich in erster Linie an die Reglemente zu halten, gleichzeitig aber auch Freiräume in eben diesen zu schaffen.»
Um dereinst wieder eine Männermannschaft in der Nationalliga zu stellen, hat Unihockey Basel Regio die Aufbauarbeit in der Region übernommen. Eine Region, die laut Bareiss eine «grosse Tradition» im Unihockey hat, von der er zu Zeiten von Basel Magic gar das Gefühl gehabt habe, dass sie zu einer Hochburg hätte werden können und von der er heute glaubt, dass «in ihr recht viel Potenzial vorhanden ist».
Das Männerteam von Basel Regio – hier mit dem Finnen Antti Peiponen (Nummer 89) – rangiert in der 1. Liga zwischen Gut und Böse. (Bild: PHILIPPE STOECKLI)
Der Verbandspräsident ist der Meinung, dass sich mit Unihockey Basel Regio einiges bewege. Und er glaubt, dass die gewählte Struktur mit Ausbildungsvereinen und einem Sammelbecken für talentierte Spieler erfolgsversprechend ist. Zwar brauche es weitere Massnahmen seitens des Verbands, damit die Transfermöglichkeiten von Spielern zwischen Ausbildungs- und Leistungsmannschaften verbessert würden. «Aber es sind Konstrukte dieser Art, die den Vereinen helfen, sich in der Region breiter abzustützen», sagt Bareiss.
Auf nationaler Ebene spielt die Region keine Rolle
In der nationalen Strategie von Swiss Unihockey hat Basel aber keinen Platz. Hier leidet die Nordwestschweiz an der fehlenden Strahlkraft des Männerhockeys. Mit nationalen Leistungszentren, die unter anderem für die Auswahlmannschaften, Trainerausbildung und Leistungsdiagnostik zuständig sind, will der Verband die Querachse in der Schweiz abdecken. Im Unihockey bedeutet das: Bern, Zürich und Graubünden.
«Als nationales Leistungszentrum stand Basel nicht zur Debatte», erklärt Bareiss, der sich aber vorstellen kann, dass das Rheinknie zu einem regionalen Leistungszentrum werden könnte, wie das die Zentralschweiz beispielsweise ist. «Das sind keine konkreten Projekte, aber wenn Basel weitere Schritte nach vorne macht, dann wäre das einer der nächsten Punkte, die man angehen müsste. Denn: Basel ist für mich eine Sportstadt und -region.»
Eine Chance: das junge Alter der Sportart
Ohne Leistungszentrum und ohne Männermannschaft in der Nationalliga rennt Basel den Hochburgen des Schweizer Unihockeys hinterher. Ein erster Schritt, diesen Rückstand aufzuholen, ist mit der Gründung von Unihockey Basel Regio gemacht. Die Unihockey-Szene hat damit geschafft, was beispielsweise in der Basler Handballregion immer wieder angedacht, aber nie umgesetzt wurde: ein Dachverein, mit Stammvereinen aus Baselland und Basel-Stadt.
Dem Unihockey kommt hierbei das Alter der Sportart zugute. Im Handball scheinen über Jahrzehnte gewachsene Vereinsstrukturen die Gründung eines leistungsorientierten Dachvereins zu erschweren. «Wir sind jung und unsere Strukturen nicht festgefahren», äussert sich Unihockey Basel Regios Geschäftsführer Altermatt zu den Chancen der Sportart, die in den 1970er-Jahren entstanden und in den 1980er-Jahren erstmals vom Schweizer Fernsehen vorgestellt worden ist.
Ein Problem: das junge Alter der Sportart
Das niedrige Alter der Sportart ist gerade für Vereine wie Unihockey Basel Regio aber auch hinderlich, denn dem Unihockey fehlt die politische und wirtschaftliche Verankerung. Nur wenige Akteure der ersten Stunde sind Entscheidungsträger, bespielsweise in den Verwaltungen. «Wenn es um Lobbyingarbeit und Ressourcen geht, so sind wir oft am kürzeren Hebel, weil uns die Leute in den höheren Positionen fehlen», sagt Altermatt, «aber es wird besser.»
Von einem Wendepunkt spricht auch Verbandspräsident Bareiss: «Wir haben jetzt langsam eine wirtschaftliche und politische Verflechtung, was bisher verschlossene Türen öffnen kann.» Das Unihockey hat sich also nicht nur als Sportart etabliert, sondern auch Eingang in die Teppichetagen gefunden. «Das merken wir in Diskussionen mit Politikern und Wirtschaftsgrössen», sagt Bareiss. Das Unihockey stehe nun an einem Punkt, an dem der Handball vor rund 30 Jahren gestanden habe.
Trotz der hohen Hallenmieten zieht es die Clubs in die Stadt
In der Region Basel schlägt sich das Unihockey trotz beginnender Verflechtung in Politik und Wirtschaft mit den üblichen Problemen einer Randsportart herum. Für Basel Regio sei die Infrastruktur die grösste Schwierigkeit, klagt Altermatt. Von den 203’000 Franken Jahresbudget gehen mehr als 20’000 Franken für Hallenmieten weg.
Der Betrag, für knapp 20 Trainingseinheiten sowie Spieltage eingesetzt, «ist kein schlau ausgegebenes Geld», ist Altermatt überzeugt. «Wir investieren es in öffentliche Gebäude, die wohl bereits mehrfach amortisiert sind.» Vor allem in der Stadt offenbare sich dieses Problem, Baselland sei in dieser Hinsicht vorbildlicher: «Man zahlt wenig bis gar nichts als Ortsclub in einer ländlichen Gemeinde.»
Trotzdem orientieren sich schweizweit viele Vereine in Richtung der Städte, um an mögliche Sponsoren heranzukommen. Die Unihockey-Abteilung der Grasshoppers in Zürich ist durch Fusionen von Agglomerationsvereinen entstanden, bei den Bern Capitals war das nicht anders und auch Basel Magic hatte seinen Ursprung in Frenkendorf. Der Name einer Stadt im Clubnamen soll mögliche Geldgeber anlocken, die an einem Dorfverein weniger Interesse haben könnten.
Der Traum von der eigenen Halle
Das Problem in Basel: Die Platzverhältnisse für das Unihockey sind eng, wie Altermatt schildert. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Vereine wie Unihockey Basel Regio von Grossem träumen: «Unser Wunsch ist eine eigene Infrastruktur, und wir können uns auch vorstellen, dafür mit Vereinen anderer Sportarten zusammenzuarbeiten», blickt er in die Zukunft.
Der Verein besitzt zwar weder Bauland noch gibt es einen finanzstarken Akteur. Doch Altermatt ist aufgrund erfolgreicher Beispiele anderer Vereine überzeugt, dass dies keine unüberwindbaren Hindernisse auf dem Weg zur eigenen Infrastruktur sind.
Skeptisch ist Altermatt allerdings, wenn es darum geht, einem aussenstehenden Geldgeber die Tür zu öffnen: «Das ist eine philosophische Frage. Wir würden nicht grundsätzlich nein sagen zu einem Investor, aber wir wären sehr vorsichtig.» Auf ein finanzielles Experiment will sich Unihockey Basel Regio jedenfalls nicht einlassen. Lieber als ein Grossinvestor wäre dem Verein eine Gruppe von Donatoren mit überschaubaren Beträgen, um ein mögliches Klumpenrisiko bei den Geldgebern zu verhindern. Zu frisch ist noch die Erinnerung an den plötzlichen Niedergang von Basel Magic, das für seine Abhängigkeit von Einzelpersonen mit dem Aus bezahlte.
Mit dieser vorsichtigen Vorgehensweise wird Unihockey Basel Regio kaum grosse Sprünge in kurzer Zeit machen. Aber es könnte sein, dass die Nordwestschweiz dank des Dachverbands den Hochburgen des Schweizer Unihockeys Schritt für Schritt näher kommt.
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