Wie die neue «Nations League» der Uefa funktionieren soll

Die Uefa will auf das Jahr 2018 eine «Nationenliga» für Nationalmannschaften einführen. Die TagesWoche erklärt, wie das neue Format aussehen soll – und warum es überhaupt eingeführt wird.

Michel Platini, Präsident der Uefa, weiss, wie er die kleinen Nationen bei Laune halten kann. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Die Uefa will auf das Jahr 2018 eine «Nationenliga» für Nationalmannschaften einführen. Die TagesWoche erklärt, wie das neue Format aussehen soll – und warum es überhaupt eingeführt wird.

Der Europäische Fussballverband hat eine Revolution für die Nationalmannschaften beschlossen. Ab 2018 sollen die europäischen Nationalteams in einer sogenannten «Nations League» antreten. Diese wird an jenen Daten gespielt, an denen bislang Termine für Freundschaftsspiele möglich waren. Die TagesWoche erklärt, wie der neue Wettbewerb funktionieren soll.

Ersetzt die neue Liga die Europameisterschaft?

Nein. Ein Sieger der Nations League wird jeweils in den ungeraden Jahren erkoren. Die Europameisterschaft wird wie bis anhin alle vier Jahre ausgetragen.

In welchem Format wird gespielt?

Die 54 Uefa-Nationen werden gemäss Koeffizientenrangliste in vier Stärkeklassen eingeteilt, die wiederum in Dreier- und Vierergruppen unterteilt mit Hin- und Rückspielen gegeneinander antreten. Jedes Nationalteam hat so sechs bis acht Spiele gegen Gegner der ähnlichen Stärkeklasse. Am Ende dieser Gruppenspiele soll es Auf- und Abstiegsrunden geben, wobei das Format noch offen ist. Die vier Gewinner der höchsten Liga spielen untereinander den Gesamtgewinner aus.

Ersetzt die Nations League die Qualifikation für die Europameisterschaft?

Nein. Es wird weiterhin eine EM-Qualifikation geben. Allerdings sollen vier Plätze an der EM in der Nations League vergeben werden. Wie das geschehen soll, ist auch noch nicht ganz klar. Es ist angedacht, dass sich aus jeder Stärkeklasse ein Team für die Euro qualifizieren kann. Sollten alle Mannschaften aus der höchsten Liga bereits für die EM-Endrunde qualifiziert werden, würden zwei Mannschaften aus der zweiten Stärkeklasse in den Genuss eines Startplatzes an der EM kommen.

Gibt es nun keine Freundschaftsspiele mehr?

Doch. Aber nur noch wenige. Einige Termine sollen weiterhin für Freundschaftsspiele reserviert bleiben, um Tests gegen Nationen von anderen Kontinenten zu ermöglichen.

Warum braucht es diesen neuen Wettbewerb überhaupt?

Die Mehrheit der Uefa-Mitgliederverbände ist der Meinung, dass sich die bisherigen Freundschaftsspiele tot gelaufen haben. Die grossen Nationen haben zwar kein Problem, attraktive Gegner zu finden und mit den Testspielen Geld zu verdienen. Für die kleinen Länder wird es aber zunehmend schwierig, Freundschaftsspiele zu organisieren, die bei den Zuschauern auf genug Resonanz stossen, um kein Minus einzufahren.

Haben die grossen Nationen Freude an dieser Liga?

Es geht so. Zwar wurde der Entscheid einstimmig gefällt. Aber Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fussballbundes DFB gibt zu, «eine gewisse Skepsis» sei weiterhin vorhanden.

Welche Rolle spielt die Uefa-interne Politik?

Michel Platini hat es immer verstanden, die kleinen Verbände auf seine Seite zu ziehen, indem er ihnen ein grösseres Stück vom Fussballkuchen gegeben hat. Nach seiner Wahl zum Uefa-Präsidenten hat er die zweigleisige Qualifikation zur Champions League eingeführt, von der kleinere Nationen profitieren (unter anderem auch die Schweiz mit dem FC Basel). Nun kommt die Uefa den kleinen Nationen wieder einen Schritt entgegen, indem sie ihnen den Druck bei der Organisation von Testspielen abnimmt. Es ist durchaus denkbar, dass sich Platini so auch die Unterstützung bei einer allfälligen Kandidatur als Präsident des Weltfussballverbandes Fifa sichern will.

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